Klima-Sprit bringt 470.000 neue Jobs bis 2050
Experten errechnen für Deutschland Wertschöpfungseffekte von jährlich bis zu 36,4 Mrd. Euro.
– Mehr erneuerbare Kraft- und Brennstoffe, die Mineralöl und Erdgas ergänzen, brächten für die deutsche Wirtschaft zusätzliche Wertschöpfungseffekte von jährlich im Schnitt bis zu 36,4 Mrd. Euro sowie rund 470.000 neue Arbeitsplätze bis 2050 – insbesondere im Maschinen- und Anlagenbau. Zu dem Ergebnis kommt die Studie „Synthetische Energieträger – Perspektiven für die deutsche Wirtschaft und den internationalen Handel“ von Frontier Economics und dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln.
Bio-Wasserstoff und Co
„Eine autarke Energieversorgung Deutschlands ist auch nach der Energiewende unrealistisch – das ergibt sich schon allein aus der faktisch begrenzten Standortverfügbarkeit für Anlagen zur erneuerbaren Stromerzeugung“, erklärt Jens Perner, Associate Director bei Frontier Economics und einer der Autoren der Studie. Zur Herstellung zunehmend treibhausgasneutraler Brenn- und Kraftstoffe könnten verschiedene Pfade genutzt werden. Auftraggeber der Studie sind MEW – Mittelständische Energiewirtschaft Deutschland, das Institut für Wärme und Oeltechnik sowie UNITI – Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen.
Derzeit sind biomassebasierte Produkte auf dem Markt erhältlich, die bereits heute Treibhausgasminderungen aufweisen. Durch den Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff können Raffinerieprodukte mit weniger Treibhausgasemissionen produziert, aber auch biomassebasierte Produkte hydriert werden. Der Bedarf an erneuerbaren Kraft- und Brennstoffen wird weltweit allerdings derart groß sein, dass zukünftig auch synthetische Brenn- und Kraftstoffe aus regenerativ erzeugtem Wasserstoff und CO2 als Kohlenstoffquelle, auch Power-to-X (PtX) genannt, benötigt werden.
Steigende PtX-Produktion
Allein die weltweite Nachfrage nach PtX kann gemäß des in der Studie untersuchten Referenz-Szenarios bis zum Jahr 2050 Größenordnungen von 20.000 Terrawattstunden oder mehr erreichen – das entspräche in etwa der Hälfte der heutigen weltweiten Nachfrage nach Rohöl. Diese Menge würde einen großen Bedarf an industriellen Anlagen auslösen. Dazu gehören etwa Elektrolyseure zur Wasserstofferzeugung und Anlagen zur Herstellung flüssiger Kraft- und Brennstoffe.
„Die PtX-Produktion würde überwiegend in Ländern stattfinden, die in Hinblick auf Wind- und Solarstromproduktion bessere Bedingungen als Deutschland bieten. Dennoch wirkt sie sich auch auf die heimische Wirtschaft positiv aus, da diese bei wichtigen Schlüsseltechnologien bereits heute führend ist“, verdeutlicht Perner.