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Klimaschutz-Index: Die globale Energiewende hat begonnen

Vergleich der 58 Staaten mit dem größten CO2-Ausstoß. Schwellenländer holen beim Umbau zu emissionsarmer Wirtschaft auf – Schwung in Europa lässt dagegen nach. Früherer Index-Vorreiter Deutschland setzt Abwärtstrend fort.

Das Klimaabkommen von Paris hat Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz weltweit Rückenwind gegeben. Der heute vorgestellte Klimaschutz-Index 2017 von Germanwatch verzeichnet einen stabilen Aufwärtstrend. Insgesamt verlaufe die weltweite Energiewende aber noch zu langsam, um ihren Beitrag zu den Pariser Klimazielen zu leisten, warnt die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten könnte in den USA den notwendigen Umbau verlangsamen oder gar abbremsen.

Insgesamt gibt die zwölfte Auflage des Klimaschutz-Index‘ Anlass zu vorsichtigem Optimismus: „Die Voraussetzungen für eine globale Energiewende waren nie besser als derzeit. Das liegt vor allem an den weiter sinkenden Kosten der Erneuerbaren Energien und der Effizienztechnologien“, sagt Jan Burck von Germanwatch, Hauptautor des Index. „Investitionen in fossile Energien werden immer riskanter. Es gibt keine nachvollziehbaren Entschuldigungen mehr für Regierungen, bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu zögern. Ein Teil der Staaten hat das erkannt, andere sind noch nicht auf der Höhe der Zeit angekommen.“

Positive Beispiele seien der Klimagipfel-Gastgeber Marokko mit massiven Investitionen in Solarkraftwerke sowie ambitionierten mittel- und langfristigen Klimazielen. Marokko setzte seinen Aufwärtstrend fort (Rang 8) und ist ein echter Klimavorreiter in Nordafrika. Auch große Schwellenländer wie Indien (Rang 20), Argentinien (36) und Brasilien (40) konnten sich verbessern.

Es gibt aber weiterhin kein Land weltweit, das genug tut um das 1,5 bis 2-Grad-Limit des Paris-Abkommens einzuhalten. Daher bleiben die ersten drei Plätze des Index unbesetzt. Frankreich führt den Index auf Rang 4 zum ersten Mal an und profitiert insbesondere von guten Noten für die bemerkenswerte Führungsrolle bei den Klimaverhandlungen in Paris 2015. Schweden (5) und Großbritannien (6) folgen. Beide Länder ruhen sich jedoch – auch das wird im Index deutlich – zu sehr auf einer ambitionierteren Klimapolitik in der Vergangenheit aus, die von den aktuellen Regierungen teilweise ausgebremst wird. „Viele EU-Staaten – darunter Großbritannien, Schweden und der letztjährige Index-Spitzenreiter Dänemark – drohen ihre führende Rolle im Klimaschutz zu verlieren“, sagt Jan Burck. Es sei besorgniserregend, dass in verschiedenen EU-Ländern die Rahmenbedingungen für Investitionen in Erneuerbare Energien verschlechtert und nationale Klimaziele infrage gestellt werden.

Signale für Trendwende: Fossile Energien in der Defensive / Kohleverbrauch sinkt weltweit

Ein Beispiel dafür ist auch Deutschland, das erneut um einige Plätze auf Rang 29 gerutscht ist. Burck: „In Deutschland hängt vieles davon ab, wie schnell die Braunkohle zurückgefahren werden wird.“ Besonders negativ schlägt hier das sehr wahrscheinliche Verfehlen der 2020-Klimaziele zu Buche sowie ein noch immer fehlender Plan zum Kohleausstieg. Relativ gute Noten bekommt Deutschland beim bisher erreichten Bestand der Erneuerbaren Energien, allerdings wurde die Geschwindigkeit des weiteren Ausbaus auch hier gedrosselt. Der gerade beschlossene Klimaschutzplan 2050 fand noch keinen Eingang in die Index-Beurteilung. Burck: „Der Klimaschutzplan enthält Sektorziele, die aufzeigen, dass Deutschland für das Erreichen seiner Klimaziele in allen Sektoren eine Schippe drauflegen muss. Was fehlt, ist eine Korrektur des deutschen 2050-Klimaziels nach oben und die klare Ansage, dass nun der Ausstieg aus der Kohle beginnt.“

Als Negativbeispiele ragen unter den Industrieländern erneut Kanada (55), Australien (57) und Japan (60, vorletzter Platz) heraus. Vor allem Japans Klimapolitik bekam von den Experten japanischer Nichtregierungsorganisationen sehr schlechte Noten. In Australien schlägt neben den schlechten Politik-Noten ein Rückgang bei der Energieeffizienz negativ zu Buche. Die weltweit größten CO2-Emittenten, China (48) und die USA (43), verharren vor allem wegen ihres hohen Emissionslevels im unteren Bereich. Die USA verloren sogar in fast allen Index-Kategorien an Boden und rutschten mehrere Plätze ab, obwohl die Wahl Trumps noch keinen Einfluss auf das Ergebnis hatte.

„Neben dem stabilen Aufschwung bei den Erneuerbaren Energien sehen wir weltweit deutliche Signale, dass die fossilen Energien in die Defensive geraten“, sagt Jan Burck. „Die niedrigen Ölpreise haben bisher nicht zu einem Anstieg des Verbrauchs geführt und eine wachsende Zahl von Ländern rückt mehr und mehr von der Kohleverstromung ab.“ Der Kohleverbrauch fiel 2015 weltweit um 1,8 Prozent auf den niedrigsten Wert seit 2005. China hat derweil den Bau von 30 neuen Kohlekraftwerken gestoppt. Burck: „Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, dürfen weltweit keine neuen Kohlekraftwerke mehr errichtet werden und die Staaten müssen nun ambitionierte Klimaschutzpläne vorlegen sowie ihre Langfristplanungen für einen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas vorantreiben. Zumindest die Industrie- und größeren Schwellenländer müssen diese Dekarbonisierung bis zur Mitte des Jahrhunderts geschafft haben.“

Zum Klimaschutz-Index:
Der Klimaschutz-Index (aktuell die zwölfte Ausgabe in Folge) wurde als Instrument für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in der internationalen Klimapolitik entwickelt. Auf Basis standardisierter Kriterien bewertet und vergleicht der Index die Klimaschutz-Leistungen von 58 Staaten, die zusammen für mehr als 90% der energiebedingten Emissionen weltweit verantwortlich sind. Die ersten drei Plätze sind bisher in jedem Jahr frei geblieben, da noch kein Land genug tut um einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern. Dänemark war kurz davor, als erstes Land in die Top 3 vorzustoßen. Verhindert wurde dies durch den jüngsten Wechsel zu einer deutlich weniger ambitionierten Klimapolitik (Mehr zu Methoden und Berechnung in der Broschüre “The Climate Change Performance Index – Background and Methodology”)

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Quelle

Germanwatch 2016

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