Klimawandel als Chance und Bedrohung zugleich!
„Der Klimawandel ist die größte Bedrohung der Zukunft. Jeder Staat muss mitwirken, die Ursachen zu bekämpfen und die Folgen zu mindern,“ Klaus Töpfer.
Dieser dramatische Appell war die zentrale Aussage des früheren deutschen Bundesumweltministers Prof. Dr. Klaus Töpfer beim 4. Nachhaltigkeitsfrühstück der Österreichischen Hagelversicherung in Wien. Sollte das notwendige entschiedene Handeln unterbleiben, drohen extreme Wetterereignisse und auch dadurch ausgelöste Hungerkatastrophen. Die Folge wären weitere Flüchtlingswellen. Dies alles gefährde die Zukunft künftiger Generationen, so Töpfer. Er sieht in der Energiewende auch eine Lösung in der Flüchtlingskrise.
Der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger, hatte den ehemaligen Umweltbundesminister und Direktor des UN-Umweltschutzprogramms UNEP, Dr. Klaus Töpfer als Gast und Keynotespeaker zur Gesprächsreihe Nachhaltigkeitsfrühstück in die Hagelversicherung geladen. Töpfer ist ein Botschafter der Energiewende und ein konsequenter Mahner für den Schutz der Umwelt. Er drängt beharrlich darauf, ein breites Bewusstsein für den Klimawandel zu schaffen. „Jeder Einzelne ist gefordert“, sagt Töpfer, denn: „Die Energiewende zu schaffen kann zur Lösung der Flüchtlingskrise beitragen“.
„Die Erderwärmung verursacht durch das ungebremste Verbrennen fossiler Energie wie Öl, Kohle oder Gas, ist die größte Bedrohung unserer Zukunft. Es liegt vollkommen auf der Hand, dass der Klimawandel ein globales Problem ist“, so Töpfer, der im Klimawandel auch eine Ursache für Flüchtlingsströme sieht. „Die Ausbeutung von Ressourcen, die Umweltzerstörung und der Klimawandel verschlechtern die Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern. Weitere Flüchtlingswellen nach Europa werden die Folge sein. Gerade viele Länder Afrikas sind vom Klimawandel besonders betroffen – sei es Somalia, der Kongo oder Libyen. Eine Stabilisierung – insbesondere durch nachhaltige Klimapolitik – ist daher dringend erforderlich. Nur wenn wir den Menschen in den von Armut und Krieg betroffenen Regionen das Signal geben können, dass sie eine Zukunft und Perspektiven in ihrem eigenen Land haben, werden wir die Krise meistern“, erklärte Klaus Töpfer.
Im Klimawandel lägen nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen, ist Töpfer überzeugt: „Wir sind heute in einer neuen industriellen und energietechnischen Revolution. Der Klimawandel ist für die Industrie nichts Negatives, sondern eine faszinierende Herausforderung. Aus technologischer Sicht ist er sogar großartig, weil er neue Märkte eröffnet für neue, energie- und rohstoffeffizientere Lösungen.“
Die Staaten und die Unternehmen sollten daher den Vertrag von Paris aufgreifen und aktiv werden, erklärte Kurt Weinberger: „Um den Klimawandel in den Griff zu bekommen, brauchen wir ein Bündel an Maßnahmen. Global betrachtet bietet der Klimavertrag von Paris ein wirksames Instrument. Alle Staaten haben sich verpflichtet, von der fossilen Energie auf erneuerbare Energiequellen umzustellen. Doch auch national müssen wir endlich handeln“, so Weinberger in seinem Schlusswort an die Opinion Leader und Nachhaltigkeitsexperten.
Er schlägt mehrere Maßnahmen vor: „Wir brauchen in Österreich ein klares Bekenntnis zum öffentlichen Verkehr und zur E-Mobilität. Die Treibhausgasemissionen des Straßenverkehrs haben in den vergangenen Jahren um 61 % zugenommen – im Gegensatz zu jenen der Landwirtschaft, die ihre Emissionen um 17 % gesenkt hat. Eine weitere Maßnahme wäre die Einführung einer Klimaschutzabgabe wie in Schweden, wo fossile Energie besteuert wird. Im Gegenzug müssen Unternehmen und der Faktor Arbeit entlastet werden, um Österreichs Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Auf die Agenda des Klimaschutzes gehört weiters ein Verbot der Installation von Ölbrennern.“
Übereinstimmend mit Töpfer betonte Weinberger, dass jedermann zum Klimaschutz beitragen könne: „Jeder einzelne von uns kann durch den Kauf von heimischen Produkten, die nicht um die halbe Welt gereist sind, zum Klimaschutz beitragen. Schließlich würde ein Stopp des enormen Bodenverbrauchs in Österreich – denn in dieser Disziplin sind wir mit 0,5 % jährlich neu verbauter Agrarfläche Europameister – dazu beitragen, den Klimawandel und seine Folgen hintanzuhalten.“
Auf Basis von Daten warnte Weinberger abschließend eindringlich vor den weitreichenden Folgen der Erderwärmung wie etwa einer Zunahme von Wetterextremereignissen, die wiederum eine Welle von Klimaflüchtlingen auslöst.