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UNICEF Syrien/Aleppo/2016/Al-Issa | Fünf Jahre Krieg bedeuten: 3,7 Millionen syrische Kinder im Alter unter fünf Jahren haben nie etwas anderes kennengelernt als Angst, Vertreibung, Gewalt und Tod, Krieg eben. 3,7 Millionen, das entspricht etwa der Einwohnerzahl Berlins!

© UNICEF Syrien/Aleppo/2016/Al-Issa | Fünf Jahre Krieg bedeuten: 3,7 Millionen syrische Kinder im Alter unter fünf Jahren haben nie etwas anderes kennengelernt als Angst, Vertreibung, Gewalt und Tod, Krieg eben. 3,7 Millionen, das entspricht etwa der Einwohnerzahl Berlins!

Syrien: Jedes dritte Kind im Krieg geboren

Jedes dritte syrische Kind kennt laut eines aktuellen UNICEF-Berichts nur Krieg und Flüchtlingsleben. Danach wurden seit Beginn des Syrien Konflikts vor fünf Jahren rund 3,7 Millionen Mädchen und Jungen geboren – das ist jedes dritte syrische Kind.

Über 300.000 von ihnen sind als Flüchtling in einem der syrischen Nachbarländer zur Welt gekommen und haben ihre Heimat noch nie gesehen. UNICEF schätzt, dass heute 8,4 Millionen Kinder und Jugendliche – mehr als 80 Prozent der Minderjährigen – in Syrien und seinen Nachbarländern direkt von dem Konflikt betroffen sind.

Fünf Jahre Syrienkrieg, das bedeutet: Millionen syrische Mädchen und Jungen unter fünf Jahren kennen nichts als Krieg und Flucht“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Krasse Gewalt gegenüber Kindern ist an der Tagesordnung. Dazu gehören Bombenattacken und gezielte Angriffe von Heckenschützen genauso wie die Rekrutierung von Kindern. Gleichzeitig werden Aushungern und das Unterbrechen der Wasserversorgung als Kriegswaffe genutzt.“

Laut dem heute veröffentlichten Bericht „No Place for Children. The impact of five years of war on Syria’s children and their childhoods” hat UNICEF allein 2015 fast 1.500 schwere Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder verifiziert – darunter Tötung und Verstümmelung, die Rekrutierung von Kindersoldaten, Entführung, Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser und die Verweigerung von Zugang zu humanitärer Hilfe. 60 Prozent dieser Fälle betrafen die Tötung und Verstümmelung durch den Einsatz von schweren Waffen in Wohngebieten. 150 Kinder wurden getötet oder verletzt, als sie in der Schule oder auf dem Schulweg waren.

Kindersoldaten: Rekrutierte Kinder immer jünger

Zu Beginn des Konflikts haben bewaffnete Gruppierungen hauptsächlich Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren für unterstützende Rollen wie Träger oder Koch eingesetzt. UNICEF berichtet jedoch, dass die Konfliktparteien seit 2014 immer jüngere Kinder als Kämpfer rekrutieren – manche von ihnen sind erst sieben Jahre alt. Sie erhalten ein militärisches Training und nehmen an Kampfhandlungen teil oder übernehmen lebensgefährliche Aufgaben an der Front wie die Bewachung von Checkpoints und die Versorgung von Verwundeten.

„Wir können nicht hinnehmen, dass Syriens Kinder in einem Krieg gefangen bleiben, mit dem sie nichts zu tun haben“, sagt Genevieve Boutin, UNICEF-Koordinatorin für die Syrien-Nothilfe. „Trotz allem haben sie den Traum, in ihre Heimat zurückzukehren und ihr Land wieder aufzubauen. Ob innerhalb Syriens oder in seinen Nachbarländern – wir müssen alles daran setzen, um all diese Kinder zu schützen und ihnen Zugang zu Bildung zu verschaffen.“

Bildung unter schwierigen Bedingungen: Die Initiative „No Lost Generation“

Die Zahl der Menschen, die nach Jordanien, Libanon, Irak, die Türkei und Ägypten geflohen sind, hat sich seit 2012 auf 4,8 Millionen verzehnfacht. Die Hälfte von ihnen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Eine schwere Hypothek für die Zukunftsfähigkeit des Landes ist die Zerstörung des einst guten syrischen Bildungssystems. UNICEF schätzt, dass über zwei Millionen Mädchen und Jungen in Syrien und 700.000 in den Nachbarländern nicht zur Schule gehen. Um den Kindern trotz Krieg und Flucht Zugang zu Bildung zu ermöglichen und das Heranwachsen einer verlorenen Generation zu verhindern, haben UNICEF und Partner die Initiative „No Lost Generation“ ins Leben gerufen.

UNICEF hat in Syrien vergangenes Jahr für über eine Million Kinder Schulbücher gedruckt und verteilt, nachdem die Produktion in den lokalen Druckereien zusammengebrochen war. In den Nachbarländern hat UNICEF Schulen in den Flüchtlingscamps eingerichtet und dafür gesorgt, dass Flüchtlingskinder in den Städten öffentliche Schulen besuchen können. UNICEF unterstützt außerdem die Wasserversorgung, Impfungen, psychosoziale Hilfen in Schulen und Kinderzentren sowie Ausbildungen für Jugendliche.

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Fünf Forderungen für Syriens Kinder

UNICEF hat in seinem Bericht die wichtigsten Forderungen in fünf Punkten zusammengefasst:

Schutz der Kinder:
UNICEF ruft alle Konfliktparteien dazu auf, die Grundlagen internationaler humanitärer Arbeit und die Menschenrechte zu respektieren und sofort das Töten, die Entführung, die Folter, die Verhaftung, die sexuelle Gewalt gegen und Rekrutierung von Kindern zu beenden.

Zugang für humanitäre Hilfe:
Der Zugang darf keine vereinzelte Geste oder ein Zeichen guten Willens sein. Alle Konfliktparteien müssen sofortigen, ungehinderten und dauerhaften Zugang zu belagerten oder von Hilfe abgeschnittenen Gemeinden gewährleisten.

Investitionen in Bildung:
UNICEF und seine Partner in der Initiative „No Lost Generation“ benötigen in diesem Jahr dringend 1,4 Milliarden US-Dollar, um insgesamt etwa vier Millionen Kindern in Syrien und den Nachbarländern Zugang zu Schulen oder außerschulischen Bildungsangeboten zu bieten.

Die Würde wiederherstellen:
Zu viele Kinder sind ihrer Würde beraubt worden, durch Gewalt, unmenschliche Lebensbedingungen auf der Flucht, Ausbeutung, zunehmende Armut. UNICEF ruft dazu auf, bessere Schutzmechanismen für diese Kinder zu schaffen, sowie psychosoziale Angebote, die den Kindern helfen, mit ihren extremen Erfahrungen umzugehen.

Finanzielle Versprechen halten:
Auch nach der Geberkonferenz in London vor einigen Wochen ist die Hilfe in Syrien längst nicht ausreichend abgesichert. UNICEF braucht über eine Milliarde US-Dollar, um 2016 die Kinder und ihre Familien in Syrien und der Region zu versorgen. Bis Anfang März waren dafür erst 74 Millionen Dollar eingegangen.

Quelle

Unicef 2016

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