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Joachim Wille | Redakteur bei klimaretter.info

© Joachim Wille | Redakteur bei klimaretter.info

Weltklimavertrag: Der Job nach dem Jubel

Der Paris-Vertrag – eine Wendepunkt in der Geschichte des Planeten? Der Jubel am Samstagabend, als das neue globale Klima-Abkommen ohne Gegenstimme angenommen wurde, war groß. Ein Kommentar von Joachim Wille, Redakteur bei klimaretter.info, über den neuen Weltklimavertrag.

Die französische Gipfelpräsidentschaft hat ein Meisterstück der Diplomatie abgeliefert. Und gerne würde man auch Frankreichs Präsident François Hollande in seinem Urteil folgen, der darin einen „großen Sprung nach vorn für die Menschheit“ erkannte. Das Papier, auf dem das Abkommen zum globalen Klimaschutz steht, ist trotzdem nur normales Papier. Und das ist geduldig.

Der Vertrag, der jetzt auf dem UN-Klimagipfel verabschiedet wurde, fixiert zwar ein unerwartet ambitioniertes Ziel: Das Limit der Erderwärmung soll „deutlich unter zwei Grad“ liegen, die Temperaturkurve möglichst sogar unter 1,5 Grad gedrückt werden. Leider stellt der Rest des Abkommens nicht sicher, dass dieses Ziel auch erreicht wird.

Das Abkommen ist damit zwar ein wichtiger Startpunkt, um einen nicht mehr beherrschbaren Klimawandel noch zu stoppen. So gesehen, stimmt es schon: „Paris“ war ein welthistorischer Moment und bedeutet die Sanierung nach dem klimadiplomatischen Super-GAU bei der Kopenhagen-Konferenz von 2009. Trotzdem gilt: Die eigentliche Arbeit beginnt erst.

Das Signal „1,5 Grad“ im Vertrag ist wichtig. Noch zu Gipfelbeginn galt als unwahrscheinlich, dass das niedrigere Limit überhaupt darin auftauchen würde – es stellt eine Art Schutzklausel dar für die kleinen Inselstaaten und andere besonders vom Klimawandel bedrohte arme Länder, die bei zwei Grad von der Weltkarte verschwinden oder weitgehend unbewohnbar würden.

Dass dieses Ziel nun benannt wird, bedeutet: Die Weltgemeinschaft hat endlich realisiert, wie ernst die Warnungen sind, die die Klimaforscher aufgestellt haben. So weit, so gut, aber auch so unzulänglich. Denn diese Erkenntnis wird – zumindest noch – nicht ausreichend in konkretes Handeln umgesetzt.

Fakt ist: Die Treibhausgas-Limits, die die Länder der Erde sich gegeben haben und die die Basis des Paris-Vertrags bilden, bringen die Welt nur auf einen Drei-Grad-Pfad – also auf einen Kurs, bei dem Elemente des Klimasystems destabilisiert würden, darunter der Grönland-Eisschild, die Permafrostböden und die Regenwälder. Höhere Ansprüche trauten sich die Architekten des Paris-Deals nach dem Kopenhagen-Debakel nicht mehr zu stellen.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | Joachim Wille 2015

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