Wie Plastikabfall zum CO2-Speicher wird
Wissenschaftler haben ein Verfahren entwickelt, Plastik zu einem CO2-Speicher zu transformieren. Es geht um Plastikabfall, der nicht weiter recycelt werden kann und bislang unsere Umwelt verschmutzt.
12.09.2025 – Polyethylenterephthalat – kurz PET – ist ein weit verbreitetes Plastikprodukt. Rund 70 Millionen Tonnen jährlich werden davon produziert und gelangen in die Umwelt. Das ist etwa 18 Prozent des jährlichen Plastikoutputs und stellt ein Problem dar. Denn nur etwa 10-15 Prozent des PET werden recycelt. Der Rest landet in der Müllverbrennung, wo giftige Gase entstehen, die aufwändig aufgefangen und deponiert werden müssen, landet auf Deponien, wo das Plastik vor sich hin rottet, oder landet in der Natur und den Meeren unserer Welt und verschärft die Plastikkrise.
Chemiker:innen der Universität Kopenhagen haben ein Verfahren entwickelt PET so chemisch zu behandeln, dass daraus eine sogenannte Bis-Aminoamid-Verbindung – kurz BAETA – mit Oligomeren entsteht, die in der Lage ist CO2 aufzunehmen und zu speichern. So konnte in den Tets der Wissenschaftler:innen 1 Kilogramm PET-Abfall ohne komplizierte Aufarbeitung in 800 Gramm BAETA-OL-Mischung umgewandelt werden. Je nach Bedingungen, wie Temperatur und CO2-Dichte, konnten diese 800 g BAETA-OL 88 g bis 104 g CO2 aufnehmen. Bei 100 kg PET-Abfall wären das bis zu 10,4 kg CO2, bei einer Tonne PET-Abfall bis zu 104 kg CO2.
Bis zum durchschnittlichen täglichen Ausstoß von Industrieanlagen ist es zwar noch ein weiter Weg – ein Zementwerk, dass 1 Millionen Tonnen Zement jährlich produziert etwa, hat einen täglichen, direkten CO2-Ausstoß von rund 1.644 Tonnen – doch die Chemiker:innen zeigten in ihren Tests auch, dass selbst bei Mischabfällen mit verschiedensten Materialien (wie Textilien und Verpackungen) eine BAETA-OL-Ausbeute von 38 Prozent blieb.

Laut Berechnungen der OECD wird jährlich rund 353 Millionen Tonnen Plastikabfall erzeugt, wovon nur ein kleiner Teil – rund 9 Prozent – recycelt wird. Eine weiteren Studien zufolge wurden seit Beginn der industriellen Plastikproduktion in den 1950er Jahren und allein bis 2015 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert, wovon 6,3 Milliarden Tonnen zu Abfall geworden sind und davon noch immer 79 Prozent auf Deponien oder in der Umwelt lagern. Das Potenzial des Verfahrens der Universität Kopenhagen ist immens.
Margarita Poderyte, von der Universität Kopenhagen und Hauptautorin der Studie sagt: „Die Schönheit dieser Methode liegt darin, dass wir ein Problem lösen, ohne ein neues zu erschaffen. Indem wir Abfall in einen Rohstoff umwandeln, der aktiv Treibhausgase reduzieren kann, machen wir ein Umweltproblem zu einer Lösung der Klimakrise.“ Der Vorteil des Verfahrens sei zudem, dass dieses unter normalen Umgebungstemperaturen stattfinden könne.
Ji-Woong Lee, Co-Autor der Studie ergänzt: „Eines der beeindruckendsten Erkenntnisse ist, dass dieses Material für eine lange Zeit nutzbar bleibt. Es arbeitet effizient zwischen normaler Raumtemperatur und bis zu 150 Grad Celsius. Damit könne es ohne Probleme am Ende von Industriekraftwerken, an den Abgasanlagen, angedockt werden, wo es typischerweise sehr heiß ist.
Man sehe großes Potenzial für dieses Verfahren, nicht nur unter Laborbedingungen, so Poderyte. „Der nächste große Schritt ist, das Verfahren hoch zu skalieren, auf die Produktion von mehreren Tonnen der BAETA-OL-Mischung. Wir arbeiten bereits daran Investoren zu gewinnen und unsere Erfindung zu einer nachhaltigen finanziellen Geschäftslösung zu entwickeln.“
Für viele ist sogenanntes Carbon Capture and Storage (CCS), die Lösung im Kampf gegen die Klimakrise und ein Grund weiter fossile Brennstoffe zu verfeuern, wenn man das entstehende CO2 abfangen und speichern kann. Eine kürzlich veröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis, dass das Potenzial der Speicherung von CO2 im Boden weitaus kleiner ist als bislang angenommen. Klimaschützer:innen mahnen CCS auf unvermeidbare Restemissionen, wie bei der Müllverbrennung oder Zementherstellung zu konzentrieren.
- Universität Kopenhagen „Scientists transform plastic waste into efficient CO2 capture materials“
- ScienceAdvances „Repurposing polyethylene terephthalate plastic waste to capture carbon dioxide“
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (mg) 2025 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 38/2025 | „Quo vadis Europa? Energiewende zwischen Vision und Wirklichkeit“ | Download







