Baustart eines unterirdischen Wasserstoff-Speichers bei Berlin
Am Montag begannen in Rüdersdorf die Baumaßnahmen für eine Wasserstoff-Testkaverne. Energiedienstleister EWE baut Wasserstoffspeicher unter Tage.
Damit startet am EWE-Gasspeicherstandort ein Forschungsprojekt zur sicheren Speicherung von 100 Prozent Wasserstoff, mit dem der Energiedienstleister in Europa eine Vorreiterrolle einnimmt.
In Rüdersdorf hat EWE bereits zwei seiner insgesamt 37 Erdgaskavernen im Salzgestein gebaut. Seit 2007 speichert das Unternehmen darin sicher Erdgas. Die Bohrung für eine weitere Kaverne ist bereits vorhanden. Diese nutzt EWE für die Aussolung der Wasserstoff-Testkaverne. Mit 500 Kubikmetern Fassungsvermögen wird der Kavernenspeicher das Volumen eines Einfamilienhauses haben.
Im ersten Schritt errichtet EWE auf der bereits vorhandenen Bohrung einen Bohrturm. Die Arbeiten dauern voraussichtlich eine Woche. Anschließend wird EWE bis Anfang April ein Stahlrohr von der Erdoberfläche bis in 1.000 Meter Tiefe einbauen und einzementieren. Dieses wird die spätere Testkaverne sicher mit der Erdoberfläche verbinden. EWE schafft damit die Grundlage für die anschließende Aussolung der kleinen Testkaverne.
„Wir erhoffen uns im Rahmen des Forschungsvorhabens insbesondere Erkenntnisse darüber, welchen Reinheitsgrad der Wasserstoff nach dem Ausspeichern aus der Kaverne hat“, sagt EWE-Projektleiter Hayo Seeba. Dieses Kriterium sei besonders wichtig für die Wasserstoffanwendung im Mobilitätssektor. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sei insgesamt ein zwingend notwendiger Schritt hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Energiesystem. Wasserstoffspeichern kommen Seeba zufolge dabei eine besondere Bedeutung zu.
„Sie sind unerlässlich, um Wasserstoff als Energieträger bedarfsgerecht zur Verfügung stellen zu können“, erklärt der EWE-Projektleiter. Das durch erneuerbare Energien aus Wasser gewonnene Gas habe den Vorteil, dass es anders als zum Beispiel aus Sonnenlicht und Wind erzeugter Strom gespeichert und jeder Zeit transportiert werden kann. „Das heißt, erneuerbare Energien können zukünftig in Form von Wasserstoff großtechnisch gespeichert werden und zum Einsatz kommen, wenn sie gebraucht werden“, so Seeba weiter.
Bei dem Projekt mit dem Namen HyCAVmobil kooperiert EWE mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme untersucht unter anderem die Qualität des Wasserstoffs während des Speicherns und nach der Entnahme aus der Kaverne.
Die Erkenntnisse, die die kleine Forschungskaverne liefert, sollen problemlos auf Kavernen mit dem 1.000-fachen Volumen übertragbar sein. Ziel sei es, zukünftig Kavernen mit Volumina von 500.000 Kubikmetern zur großtechnischen Wasserstoffspeicherung zu nutzen. Allein EWE verfügt mit 37 Salzkavernen über 15 Prozent aller deutschen Kavernenspeicher, die sich perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff eignen könnten. Hayo Seeba: „Damit wäre grüner, aus erneuerbaren Energien erzeugter Wasserstoff in großen Mengen speicherfähig und bedarfsgerecht nutzbar und würde zur unverzichtbaren Komponente, um gesteckte Klimaziele zu erreichen.“