‹ Zurück zur Übersicht
pixabay.com | makunin

© pixabay.com | makunin

Der richtige Abstand: Neue UBA-Studie untersucht Windpotenziale

Theoretisch bieten die deutschen Lande viel Platz für die Windenergienutzung: 13,8 Prozent der Landesfläche eignen sich für den Bau weiterer Windräder, hat das Umweltbundesamt errechnet.

Würde das Potenzial ausgeschöpft, ließe sich eine installierte Leistung von bis zu 1.200 Gigawatt erreichen. Praktisch ist aber sehr viel weniger realisierbar, hat das Umweltbundesamt jetzt in einer vertiefenden Fachanalyse festgestellt. Berechnet wurde, wie sich unterschiedliche Abstände zur Wohnbebauung auf das Potenzial auswirken.

Im vergangenen Jahr hatte das Umweltbundesamt in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Windenergie und Systemtechnik (IWES) eine bundesweite Potenzialanalyse zur Nutzung der Windenergievorgelegt. Demnach wären 13,8 Prozent der deutschen Landesfläche für die Errichtung von Windenergieanlagen geeignet – ohne sensible Naturräume zu beeinträchtigen oder Abstriche beim gesetzlichen Lärmschutz zu machen. Würde dieses Potenzial ausgeschöpft, könnten bis zu 1.200 Gigawatt Windenergieleistung geschaffen werden. Ein Szenario, das einen großen Gestaltungsspielraum für den Ausbau der Windenergie verspricht. Allerdings sei das tatsächlich realisierbare Potenzial deutlich geringer einzuschätzen, würden relevante Einflussfaktoren wie etwa Schutzabstände zu sensiblen Bereichen berücksichtigt, resümierten die Studien-Autoren. Wie groß der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ausfallen kann, zeigt eine vertiefende Sensitivitätsanalyse des Umweltbundesamtes in erneuter Kooperation mit dem IWES.

Die Fachanalyse kommt zu dem Ergebnis, dass das Leistungs- und Ertragspotenzial der Windenergie maßgeblich davon abhängt, wie hoch der Abstand zwischen Windenergieanlagen und Wohnbauflächen ausfällt. Gerechnet haben die Studien-Autoren mit zwei modernen Anlagentypen, die im schallreduzierten Betrieb die nachts geltenden Lärmrichtwerte einhalten. Wird ein Abstand von 600 Metern zugrunde gelegt, beträgt das bundesweite Leistungspotenzial der Windenergie rein rechnerisch 1.188 Gigawatt. Eine Erhöhung auf 2.000 Metern, reduziert das Potenzial gravierend auf 36 Gigawatt. Das entspricht einem Rückgang um 97 Prozent.

Würden naturschutzfachliche Restriktionen oder andere im Einzelfall zu betrachtende planungs- und genehmigungsrechtliche Belange berücksichtigt, wäre der Verlust noch größer, erklären die Autoren. Wie stark sich das Potenzial bei unterschiedlichen Abständen mindert, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Der Einfluss hängt wesentlich von der jeweiligen Besiedlungsdichte und -struktur eines Bundeslandes ab: In den eher dünn besiedelten Ländern, vor allem im Osten Deutschlands, sinke das Potenzial bei höheren Abständen in geringerem Maß, in den dicht besiedelten Ländern in der Mitte und im Süden dagegen deutlich stärker, heißt es in der Studie.

„Standortbezogene, lokale und regionale Lösungen sind der Schlüssel für die Akzeptanz von Windenergieprojekten.“

Im Hinblick auf die aktuelle politische Diskussion um höhere verbindliche Mindestabstände macht die Sensitivitätsanalyse deutlich, dass pauschale Abstände das Nutzungspotenzial und damit die Gestaltungsmöglichkeiten der Windenergieplanung enorm einschränken. Sie führen zu einer Verschärfung der Konflikte mit anderen rechtlichen Belangen und erschweren damit sinnvolle und vor Ort akzeptierte Lösungen für den regionalen Ausbau der Windenergie.

„Standortbezogene, lokale und regionale Lösungen sind der Schlüssel für die Akzeptanz von Windenergieprojekten“, sagt Sascha Schulz vom EnergieDialog.NRW-Team. „Dafür stehen in Nordrhein-Westfalen bereits eine Reihe von Instrumenten und Planungshilfen zur Verfügung, die dazu beitragen, individuelle Lösungen für die Windenergienutzung vor Ort zu finden.“ Dazu gehören der Windenergie-Erlass wie auch die Leitfäden zur Nutzung der Windenergie im Wald und zur Berücksichtigung des Arten- und Habitatschutz bei der Planung, die in der Bibliothek zu finden sind.

Quelle

EnergieDialog.NRW 2014

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren