Der Wert von Wasserstoff im Wärmemarkt
Zur Erreichung von Klimaneutralität bis 2045 muss der Wärmemarkt dekarbonisiert werden und in den nächsten 10 Jahren seine CO2-Emissionen um 43% senken – genau so viel wie in den 30 Jahren zuvor.
Vor diesem Hintergrund hat Frontier Economics im Auftrag von FNB Gas eine Studie erstellt, die verschiedene Heizungssysteme einer ganzheitlichen Analyse unterzieht.
Dabei zeigen wir, dass Wasserstoff in der Heizperiode im Gebäudebestand ähnlich energieeffizient ist wie alternative Wärmetechnologien, wenn in einem umfassenden Energieeffizienzvergleich die tatsächlichen Rahmenbedingungen im Wärmemarkt (wie Außentemperatur, Gebäudezustand und Notwendigkeit der Zwischenspeicherung von Energie) berücksichtigt werden. Dieses Ergebnis ist bedeutsam, da
- aktuell lediglich 13% des Gebäudebestandes als vollsaniert gelten, d.h. 87% des Gebäudebestandes in unsaniertem oder teilsanierten Zustand sind, und
- die Wärmebereitstellung auch in Kälteperioden mit einem geringen Dargebot an Erneuerbaren Energien gewährleistet werden muss, und die Wärmeinfrastruktur auf diese Perioden ausgelegt werden muss.
Des Weiteren untersucht die Studie die Implikationen einer umfassenden Umstellung von heutigen gas- und ölbasierten Heizungssystemen auf strombasierte Technologien für die zukünftige Spitzenlast im Stromsystem.
Heute stellt das Gassystem über die Hälfte der Versorgung des Wärmemarktes mit Leistung und Energie bereit und bedient eine Wärmeleistung von über 230 GW in den Verbrauchsspitzen im Winter. Nur knapp 5 % des Endenergiebedarfs für die Raumwärme- und Warmwasserbereitstellung werden derzeit unmittelbar durch Strom gedeckt. Entsprechend ist das Stromsystem bisher nicht den Anforderungen des Wärmemarktes mit enormen Leistungsspitzen in kalten Wintern ausgesetzt.
Basierend auf gemessenen Leistungsdaten aus dem Gasnetz zeigen wir auf, dass sich die historische Strom-Spitzenlast von 80 GW bei einer weitgehenden Umstellung auf strombasierte Heiztechnologien allein durch die zusätzliche Bedienung des Raumwärme- und Warmwasserbedarfs um 86 GW bis 124 GW mehr als verdoppeln würde.
Eine umfassende Elektrifizierung des Wärmemarktes würde das Stromsystem damit vor massive Herausforderungen in Punkto Ausbau der Erzeugungs- und Netzinfrastruktur stellen – zusätzlich zu den bestehenden Herausforderungen aus Kohle- und Kernenergieausstieg sowie beim Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Der Einsatz von Wasserstoff im Wärmemarkt kann erheblich dazu beitragen, diese Herausforderungen zu lösen. Vor diesem Hintergrund sollte die Option des Einsatzes von Wasserstoff für den Wärmemarkt, insbesondere zur Beheizung von Bestandsgebäuden, weiter aufrechterhalten werden.