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Deutsche Metropolen im Solarcheck: Mehr Schatten als Licht

Nürnberg ist Deutschlands Solarhauptstadt – Hamburg zum dritten Mal in Folge Schlusslicht. Durchschnittlich wird weniger als die Hälfte des Solarpotenzials in deutschen Metropolen genutzt

Bis 2035 soll in Deutschland nur noch klimaneutraler Strom im Netz fließen. Dazu braucht es einen rasanten Ausbau der Solarenergie – jedes neue Dach ohne Solaranlage ist eine vertane Chance. Der LichtBlick SolarCheck untersucht jährlich, inwiefern dieses Potenzial in Deutschlands 14 größten Metropolen mit mehr als 500.000 Einwohner*innen bereits ausgeschöpft wird. Das Ergebnis in diesem Jahr: Es geht voran – allerdings eher im Schneckentempo statt auf der Überholspur.

Weniger als die Hälfte des Potenzials wird genutzt

Der SolarCheck erfasst das Verhältnis der Fläche neu errichteter Solaranlagen zu den neu gebauten Dachflächen. Der so ermittelte Solar-Faktor zeigt, wie ambitioniert der Solarausbau in den einzelnen Metropolen verfolgt wird. Das Ergebnis ist mäßig: In 9 von 14 untersuchten Metropolen liegt der Solarfaktor unter 50 Prozent. Im Durchschnitt wird weniger als die Hälfte des Potenzials neuer Dachflächen erschlossen, im schlimmsten Fall sogar nur 10 Prozent. Mehr Schatten als Licht – vor allem angesichts der ambitionierten Solarenergie-Pläne der Bundesregierung.

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Nürnberg löst Essen an der Spitze ab

Die Unterschiede dabei sind enorm. Nürnberg schiebt sich mit einem Solar-Faktor von 69,2 Prozent (2021: 44,3 Prozent) an die Spitze und ist damit bundesweit der Solarprimus. Köln liegt wie schon 2021 auf dem zweiten Platz (63,6 Prozent), Vorjahressieger Essen rutscht auf Rang drei ab (59,6 Prozent). Von den Spitzenstädten abgesehen bleibt viel Luft nach oben. Besonders enttäuschend schneiden die großen Metropolen München (Platz 13 mit 20,8 Prozent) und Hamburg (10,1 Prozent) ab – die Elbmetropole ist sogar zum dritten Mal in Folge Schlusslicht des SolarChecks. Dagegen hat sich Deutschlands größte Stadt, Berlin, klar verbessert (Platz 10 mit 27,9 Prozent). „Die Energiewende kommt leider nur sehr langsam in den Metropolen an – zu langsam. Dadurch wird viel Potenzial verschenkt, das wir gerade jetzt bitter benötigen“, so Dr. Corine Veithen, Klimapolitik-Expertin bei LichtBlick.

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Solarnutzungspflicht auf dem Vormarsch

In vielen Bundesländern wurde inzwischen eine Solarnutzungspflicht beschlossen. Diese werden jedoch erst in den nächsten Jahren in Kraft treten. Veithen: „Es ist richtig, die Solarnutzung vorzuschreiben. Allerdings entsteht gerade ein föderaler Flickenteppich. Besser wäre eine bundesweit einheitliche Solarnutzungspflicht für alle Neubauten.“

Viele neue Dachflächen heißt nicht gleich viel Solarenergie

An neuer Fläche mangelt es nicht: Gegenüber dem Vorjahr verzeichnen deutsche Metropolen einen Neubau-Boom. Besonders stark war das Wachstum der Neubau-Dachflächen in Hamburg, München, Berlin und Frankfurt – alles Städte in der unteren Hälfte des Rankings. Mehr Dachflächen heißt also nicht, mehr Solarausbau – im Gegenteil: Wo viele Gebäude gebaut wurden, liegt der Solar-Faktor relativ niedrig. Wo weniger gebaut wird, steigt die Quote an.

Solaranlagen werden immer effizienter

Ein Lichtblick: Die Solaranlagen, die gebaut werden, steigen durchschnittlich in ihrer Leistungsfähigkeit. Die neu installierte Photovoltaik-Leistung pro 1.000 Einwohner hat sich gegenüber dem SolarCheck 2021 um 50 Prozent erhöht – von durchschnittlich 5,61 auf 8,36 kWp pro 1000 Einwohner*innen. Dieser Trend ist in allen 14 Metropolen festzustellen, wenngleich sieben teils deutlich unter dem Durchschnittswert liegen. Das unterstreicht den immer noch geringen Stellenwert der Photovoltaik in einigen der deutschen Metropolen.

Großanlagen trüben breiten PV-Einsatz

In einigen Städten wird vor allem auf wenigen Großanlagen Photovoltaik installiert. Der relativ gesehen hohe Solarfaktor lässt damit nicht gleichzeitig auf einen breiten Einsatz schließen.

Das betrifft vor allem den Primus Nürnberg, wo über die Hälfte der neu gebauten PV-Kapazität auf Großanlagen über 100 kWp entfällt, was die dortige Solarquote relativiert.

Aber auch in Frankfurt, Hannover, und Dortmund summiert sich der Anteil an Großanlagen auf rund ein Drittel der PV-Neubauquote. Dresden und Stuttgart verbuchen dagegen einen geringen Anteil an Großanlagen. Umso bemerkenswerter ist deren gute Platzierung (Platz 4 bzw. 5).

Quelle

Lichtblick 2022

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