‹ Zurück zur Übersicht
Fotolia.com | sbmHotting

© Fotolia.com | sbmHotting

Indien: Solarenergie günstiger als Kohlestrom

Nie war Solarstrom in Indien so günstig wie im Moment denn jüngst wurde die ohnehin schon billige Energie aus Kohle unterboten. Das Land hat große Pläne für den Ausbau seiner Erneuer­baren und will bis 2022 über 100 Gigawatt Solar­energie verfügen.

Indien ist seit langem ein Kohleland, mehr als 873 Tonnen betrug der kombinierte Verbrauch von Hart- und Weichkohle insgesamt im Jahr 2015. Dennoch will das Land den Ausbau seiner Erneuerbaren Energien nun deutlich vorantreiben. In den nächsten Jahren soll der Anteil von Wind-, Sonnen- und geothermischer Energie an der Stromerzeugung auf zwölf bis fünfzehn Prozent wachsen. Bereits heute holt Solarstrom deutlich zur Kohle auf und die Zukunftspläne sind groß: Mehr als 100 Gigawatt (GW) an installierter Leistung will die Regierung unter Premierminister Modi insgesamt bis 2022 am Netz sehen. Um diese Zahlen vergleichbar zu machen, lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Daten zum Solarstromvolumen des Landes. Lediglich fünf GW Strom werden auf dem Subkontinent derzeit durch Sonnenenergie produziert. Die zukünftig geplanten 95 GW würden daher einen massiven Sprung bedeuten.

675.000 Jobs für Indien

Indische Branchenvertreter, Marktbeobachter und Hersteller sind teilweise sogar noch deutlich optimistischer was den Ausbau angeht. Mehr als 130 Gigawatt Zubau im Solarsektor sehen sie bis 2025 als mögliches Ziel. Damit, so sagte es der CEO von Tata Power Solar, Ajay Goel der WirtschaftsWoche, könnten bis zu 675.000 neue Jobs geschaffen werden. Außerdem sei der Zugang zum Stromnetz für die rund 400 Millionen Inder ohne Anschluss deutlich leichter zu schaffen.

In dem Schwellenland ist die Versorgung in großen Teilen des Landes problematisch, oft kommt es selbst in gut versorgten Industriezentren zu stundenlangen Stromausfällen. Bauern, die in abgelegenen Regionen ihre Felder bestellen müssen, können oft die dringend benötigten Bewässerungspumpen nicht anwerfen. Besonders in den von Dürre geplagten Gebieten ist der Zugang zu Elektrizität ungemein wichtig, um das Grundwasser anzapfen zu können.

Die Schattenseiten des Booms?

Im Januar 2016 verkündete der Staatsminister für Energie, Piyush Goyal über den Kurznachrichtendienst Twitter, dass erstmalig die Kosten für Solarstrom unter denen für Kohle liegen. Er bezog sich auf eine Auktion für Solarkapazitäten, bei der ein finnisches Unternehmen je Kilowattstunde 4,34 Rupien bezahlte. In Eurocent umgerechnet handelt es sich dabei um 6 Cent je Einheit. Das ist nicht nur günstiger als indischer Kohlestrom, auch deutscher Solarstrom ist teurer.

Durch den stetig fallenden Preis hat die Branche allerdings auch mit Schattenseiten zu kämpfen. Bricht eine Firma, die eine Konzession innehat, durch Insolvenz weg, müssen verlorene Kontingente an andere Firmen neu vergeben werden. Sind die Preise je Kilowattstunde dabei auf derartig niedrigem Niveau, ist es schwer Kapitalgeber von einem Einstieg in das Geschäft zu überzeugen. Denn niedrige Preise je Einheit bedeuten auch niedrige Gewinne und damit eine verzögerte Amortisierung. Wirtschaftlich betrachtet könnte sich der indische Solarmarkt also als risikoreich erweisen – zumindest in der Theorie.

Praktisch gibt es jedoch für eine derartige Problematik derzeit nur wenig Anlass zur Sorge. Die indischen Behörden sind bemüht, ein investitionsfreundliches Klima zu schaffen und gewähren vielerorts Steuervorteile und Zuschüsse. Bereits im Januar 2016 verkündete das Energieministerium, man habe schon Bauleistungsverträge im Rahmen von 3,8 Gigawatt unterzeichnet. Sogar indische Kohleunternehmen steigen derzeit ins Solargeschäft ein und investieren Milliardenbeträge in Großprojekte.

Solarenergie gegen die Erderwärmung

Vor wenigen Tagen hat sich Indien, nachdem es lange Zeit als globaler Bremser der Klimaschutzbemühungen bezeichnet worden ist, bereit erklärt, das Pariser Klimaabkommen zu ratifizieren. Als Datum nannte die Regierung von Premier Modi den 2. Oktober, mit Ghandis Geburtstag eine symbolträchtige Wahl. Indien, das als viertgrößter Verursacher von Treibhausgasen einen großen Anteil an der globalen Problematik hat, kommt mit den Entwicklungen im Solarbereich den Zielen des Klimagipfels COP-21 entgegen.

Diese Entwicklungen in einem der bevölkerungsreichsten Länder der Erde werden durchaus positiv aufgefasst. Doch es ist wichtig dabei nicht zu vergessen, dass auch Indien noch 90 Prozent seines Energiebedarfs durch Kohle deckt. Sicher scheint jedoch, dass unter der Regierung Modi die Erneuerbaren Energien weiter an Wichtigkeit gewinnen werden.

Quelle

energiezukunft.eu | bm 2016

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren