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Solarstrom wird Sozialstrom!

Die beste Luftqualität aller Hauptstädte der Welt hat Reykjavik. Islands Metropole ist zugleich die Welthauptstadt der erneuerbaren Energien. Nicht Deutschland – wie jetzt im Wahlkampf gelegentlich behauptet wurde – ist weltweit führend in der Nutzung regenerativer Energie, sondern das nördlichste Land Europas, geologisch Europas Außenposten und Europas Arktis. Die Wärme in diesem Eis-Land wird  nahezu komplett aus Geothermie, der Kraft aus der Tiefe, gewonnen und der Strom zu 80% aus Wasserkraft und zu 20% ebenfalls aus Geothermie. Reykjavik ist eine „Hauptstadt ohne ein einziges Kamin“ sagt unser Reiseführer im Juli 2013.

Atomkraftwerke, steigende CO2-Emissionen, immer höhere Öl-, Gas- und Benzinpreise sind in Island kein Thema. Dabei war dieses Land in Europas kaltem Norden noch vor 100 Jahren eines der ärmsten Länder der Welt. Doch „durch die Nutzung der erneuerbaren Energien wurden wir reich“, weiß der  Reiseführer. Island ist nicht nur das Land mit dem reinsten und blauesten Himmel Europas. Der Politologe Hannes Gissurarson hat ein Buch geschrieben, wonach Island dank der erneuerbaren Energien das Potential zum reichsten Land der Erde hat. Das Meer um Island hat eine solche Wasserqualität, dass die Isländer jedes Jahr zwei Millionen Tonnen Fisch aus ihren Gewässern holen. Auch das Resultat von weniger Abgasen durch fossile Energien.

Der deutsch-isländische Schriftsteller Kristof Magnusson meint zu Recht: „Das Meer um Island ist ein einziges  All-you-can-eat-before-you-can get-eaten-Büffet“. Dank ihrer Erdwärme hatten die Isländer schon ab 1928 mit Erdwärme beheizte Häuser, Zentralheizungen und warme Wannenbäder. Und noch wichtiger als ihre Energie war und ist ihnen die Unabhängigkeit von ausländischer Energie. Energetische Unabhängigkeit – das zählt. Ist dieses ökologische Wirtschaftswunder auch anderswo möglich? Kann Island überall werden? Gar in Dritte-Welt-Ländern?

Isländer stellen nur selten die Heizung ab. Im Winter werden in Reykjavik sogar Straßen und Gehsteige geheizt – aus Gründen der Sicherheit. Das ist nur möglich in einem Land mit nahezu unbegrenzten billigen Energiequellen, erneuerbaren Energiequellen. Bis jetzt werden gerade mal ein Prozent  dieser Energiequellen genutzt. Doch diese stehen in jedem Land unserer Erde zur Verfügung, wenn auch noch weitgehend ungenutzt.

In Deutschland werden 2013 etwa elf Prozent Primärenergie regenerativ gewonnen. In Island sind es bereits über zwei Drittel. Zum Vergleich: Hinter Island folgen Norwegen, Neuseeland, Schweden und Finnland, Deutschland ist weit abgeschlagen. Ist das Eisland also Vorbild für andere heute noch arme Länder? Wie konnte aus einem der ärmsten Länder des Kontinents innerhalb eines Jahrhunderts eines der wohlhabendsten werden? Und das ohne Atomkraft und bald auch ohne jedwede fossile Energie.

Weltweit haben 1.4 Milliarden Menschen noch keinen Strom. Es ist neben dem Wassermangel und der fehlenden Bildung oft der Mangel an Energie, der die wirtschaftliche Entwicklung in südlichen Ländern blockiert – wie einst in Island. 2.7 Milliarden Menschen kochen ihr Essen über Holz- und Dung-Feuern, was zu großen Gesundheits-, Umwelt- und Klimaproblemen führt. Der Rauch aus schlecht belüfteten Feuerstellen führt häufig zu Atemwegs-Erkrankungen. 1.5 Millionen Menschen  müssen deshalb jedes Jahr früher als nötig sterben, sagt die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris in einer Studie, die im Juli publiziert wurde.

Quelle

© Franz Alt 2013

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