Strom von Sonne und Wind: Entwicklungsland Schweiz
Das Ökostrom-Ranking der Schweizerischen Energie-Stiftung SES zeigt: Die Schweiz schneidet bei der pro Kopf-Produktion von Strom aus Sonne und Wind schlecht ab.
Sie liegt im Vergleich mit umliegenden europäischen Ländern auf dem letzten Platz. Wären alle Projekte auf der KEV-Warteliste jetzt schon umgesetzt, läge die Schweiz immerhin im europäischen Mittelfeld. Darum rät die SES dem Parlament, in der kommenden Junisession die Energiestrategie 2050 in der Schlussabstimmung anzunehmen, um die Schweiz von ihrem peinlichen letzten Listenplatz zu holen.
Die SES hat die pro Kopf-Produktion von Solar- und Windkraftstrom der europäischen Länder miteinander verglichen. Bei diesem Länderranking schneidet die Schweiz schlecht ab: Gerade mal 167 kWh Strom aus Sonnen- und Windkraft wurden 2015 pro EinwohnerIn produziert. Das sind knapp 2 Prozent des jährlichen pro Kopf-Verbrauchs in der Schweiz und deutlich weniger als im umliegenden Ausland produziert wurde.
Besenwagen Schweiz
Im Vergleich mit umliegenden Ländern nimmt die Schweiz den letzten Platz ein. Selbst Länder mit ähnlichen geografischen Voraussetzungen wie die Schweiz, zum Beispiel die Tschechische Republik (sogar mit weniger Sonnenstunden) und Österreich (ein Binnenland mit ähnlicher Bevölkerungszahl) produzieren mehr Strom aus Wind und Sonne. Auch im gesamteuropäischen Kontext steht die Schweiz nicht besser da: Nur gerade Slowenien, die Slowakei, Ungarn und Lettland produzieren noch weniger Strom aus Solar- und Windkraft. Immerhin einen Rang hat die Schweiz seit 2014 wettgemacht. Im gesamteuropäischen Ranking steht die Schweiz damit auf Rang 25 von 29.
AKW Beznau 1 bereits ersetzt
Dieser schlechte Listenplatz der Schweiz zeigt: Der Ausbau der neuen erneuerbaren Energien ist nötig, damit die technisch ansonsten hoch entwickelte Schweiz nicht weiter abgeschlagen bleibt. Doch bisher bremst die Politik den Ausbau. Die Finanzierung für zahlreiche Solar- und Windkraftwerke ist blockiert. Auf der Warteliste für die kostendeckende Einspeisevergütung KEV warten mehr als 37’000 Projekte auf ihre Realisierung. Diese könnten jährlich insgesamt über drei Terawattstunden Strom produzieren. Damit wäre die Jahresproduktion des AKW Beznau 1, welches aktuell wegen Sicherheitsbedenken vom Netz ist, bereits ersetzt.
Ohne Warteliste im europäischen Mittelfeld
Der Netzzuschlag für die Finanzierung dieser Projekte ist aktuell auf 1,3 Rappen pro Kilowattstunde gedeckelt. Damit ist es nicht möglich, die KEV-Warteliste abzubauen. Eine leichte Verbesserung bringt die Energiestrategie 2050: Mit einem höheren gesetzlichen Maximum von 2,3 Rappen pro Kilowattstunde könnte die Warteliste grösstenteils abgebaut werden. Dies lohnt sich: Wären diese Projekte jetzt schon umgesetzt, stiesse die Schweiz immerhin ins europäische Mittelfeld vor und würde gesamteuropäisch den Rang 12 von 29 erreichen, im Vergleich mit den umliegenden Ländern sogar Platz 5 von 9. «Die SES fordert das Schweizer Parlament daher auf, die Energiestrategie 2050 in der Schlussabstimmung anzunehmen, um die Schweiz von ihrem peinlichen letzten Listenplatz zu holen,» so Myriam Planzer, Projektverantwortliche bei der SES.