Weltweiter Rekordzuwachs bei Erneuerbaren
Der neue Bericht von REN21 warnt: Trotz Rekordwerten bei erneuerbaren Energien stockt der Fortschritt – ausgebremst durch unklare politische Rahmenbedingungen, zunehmende Handelsbeschränkungen und wachsende Marktschwankungen bei gleichzeitig steigender globaler Energienachfrage.
- REN21 neuer Renewables 2025 Global Status Report offenbart einen deutlichen Widerspruch: Während im Jahr 2024 mit 740 GW ein Rekord an erneuerbarer Kapazität installiert wurde, ist die Welt dennoch deutlich vom COP28-Ziel entfernt, die Erneuerbaren bis 2030 zu verdreifachen.
- Trotz des globalen Ziels, die Kapazität bis 2030 zu verdreifachen, deuten aktuelle Entwicklungen auf eine Lücke von 6,2 Terawatt hin – das ist mehr als alle bisher installierten Erneuerbaren weltweit.
- Der Bericht warnt, dass systemische Hürden – wie wachsende Handelsbarrieren, schwache politische Signale und zunehmende Marktvolatilität – den Fortschritt gefährden, obwohl die weltweite Energienachfrage durch KI, Kühlung und Elektrifizierung rasant steigt.
Kernaussagen:
- Der globale Energieverbrauch stieg 2024 um 2,2 %, insbesondere in Schwellenländern und in China. Der Stromverbrauch wuchs um 4,3 %, hauptsächlich bedingt durch steigenden Bedarf in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Raumkühlung und Verkehr. Die Nutzung fossiler Energien nahm dadurch zu, und CO₂-Emissionen stiegen um 0,8 %.
- Mit 740 GW wurde 2024 so viel neue erneuerbare Stromkapazität installiert wie nie zuvor. Dennoch entspricht dies weniger als der Hälfte dessen, was nötig ist, um das COP28-Ziel zu erreichen, die weltweite Kapazität bis 2030 zu verdreifachen.
- Nur Photovoltaik (PV) ist derzeit auf Kurs (81 % der neuen Stromleistung). In Entwicklungsländern stieg die Zahl der Photovoltaik-Dachanlagen um 22 %, was einen Wandel hin zu dezentralen Energiesystemen signalisiert.
- Die durch Corporate Power Purchase Agreements (PPAs) vertraglich gesicherte Kapazität wuchs um schätzungsweise 69 GW, ein Anstieg von 35 % gegenüber 2023, bedingt durch große Technologie- und Industrieunternehmen, die stabile Preise und eine nachhaltige Energieversorgung anstreben.
- Handelsmaßnahmen stiegen von nur 9 im Jahr 2015 auf 212 im Jahr 2024, darunter mehr als 50 Beschränkungen für Solar-PV, was zunehmende Spannungen beim Zugang zu sauberen Technologien unterstreicht.
2024 wurden weltweit 740 Gigawatt neue Stromleistung aus erneuerbaren Energien installiert, so viel wie nie zuvor in einem Jahr. Mehr als drei Viertel dieses Wachstums entfielen auf Photovoltaik, was sinkende Technologiekosten sowie steigende Nachfrage widerspiegelt. Dennoch reicht dieser Rekord nicht aus, um das globale Ziel zu erreichen, die Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen.
Der neue Bericht von REN21, der Renewables 2025 Global Status Report: Global Overview, zeichnet ein beunruhigenderes Bild: Der Ausbau erneuerbarer Energien schreitet voran, doch der strukturelle Wandel bleibt aus.
Trotz der globalen Ambition, die Kapazität in diesem Jahrzehnt zu verdreifachen, deuten die aktuellen Entwicklungen auf ein Defizit von rund 6,2 Terawatt hin – mehr als alle bisher installierten erneuerbaren Kapazitäten zusammen. Nur Solar-PV ist derzeit auf Kurs, seinen Beitrag vollständig zu leisten.
Der Blick muss über den Stromsektor hinausgehen: Wärme und Kraftstoffe machen über drei Viertel des Endenergieverbrauchs (TFEC) aus, aber Erneuerbare decken hier nur 5,7 %. Auch die Elektrifizierung der Endanwendungen verläuft langsam und ungleich. Eine wirtschaftsweite Energiewende benötigt langfristige Planung und institutionellen Wandel. Der steigende Energiebedarf (+2,2 % im Jahr 2024), widersprüchliche politische Signale und eine unsichere Marktlage bremsen den Fortschritt genau zu einem Zeitpunkt, an dem entschlossenes Handeln gefragt wäre.
„Wir bauen erneuerbare Energien in Rekordtempo aus, aber wir schaffen nicht die Strukturen, die für ein Wirtschaftssystem auf Basis erneuerbarer Energien notwendig sind“, sagt Rana Adib, Geschäftsführerin von REN21. „Ohne kohärente politische Maßnahmen, koordinierte Planung und eine widerstandsfähige Infrastruktur – einschließlich Netzen und Speichern – kann selbst ein Rekordausbau keine schnelle und nachhaltige Transformation bewirken. Erneuerbare Energien müssen als zentrale wirtschaftliche Infrastruktur behandelt werden – entscheidend für Energiesicherheit, Resilienz und Wohlstand.“
DIE ENERGIEWENDE STEHT AUF DEM SPIEL
2024 und Anfang 2025 machten mehrere große Volkswirtschaften Rückschritte in der Klima- und Energiepolitik: Die USA zogen sich erneut aus dem Pariser Abkommen zurück, Neuseeland hob das Verbot für Offshore-Öl- und Gasexploration auf, und das Vereinigte Königreich kündigte an, von seinem geplanten Verbot des Verkaufs neuer Gasheizkessel bis 2035 zurückzutreten. Nur 13 Länder reichten aktualisierte nationale Klimabeiträge (NDCs) für den Zeitraum 2025–2035 bis zur UN-Frist im Februar 2025 ein. Dies spiegelt einen breiteren Trend nachlassender Ambitionen, bedingt durch veränderte politische Dynamiken, wirtschaftlichen Druck und kurzfristige Entscheidungen, wider.
Gleichzeitig stieg die Zahl der Handelsmaßnahmen im Bereich Erneuerbare und verwandte Technologien von 9 im Jahr 2015 auf 212 im Jahr 2024 – darunter 51 Maßnahmen zu Solar-PV, 32 zu Windkraft und 51 zu Batterien. Diese Maßnahmen sollen heimische Märkte und Industrie stärken, erzeugen jedoch Unsicherheit und verzögern weltweit die Umsetzung von Projekten.
Ölkonzerne und Banken ziehen sich vermehrt aus Investitionen in die Energiewende zurück oder pausieren geplante Projekte. Das wirft Zweifel an der Verlässlichkeit freiwilliger Beiträge zur Energiewende auf.
„Regierungen, Investoren und Organisationen müssen jetzt handeln. Kurzfristiges Denken reicht nicht, um die tiefgreifenden Veränderungen zu bewirken, die notwendig sind, um das volle Potential erneuerbarer Energien zu erschließen, und eine Verzögerung der Maßnahmen wird die (Klima-, Wirtschafts- und Sicherheits-) Risiken und Kosten erhöhen“, so Adib. „Wir müssen Politik, Planung und Finanzierung jetzt aufeinander abstimmen, damit der Wandel unserer Volkswirtschaften und Gesellschaften gelingen kann.“
Unternehmen, vor allem im Tech- und Industriebereich, steigerten ihre Abnahme erneuerbarer Energien über PPAs um 69 GW, ein Anstieg von 35 % im Vergleich zu 2023, was die Wirtschaftlichkeit von Erneuerbaren unterstreicht. Starke Nachfragesignale sind weiterhin erkennbar – von der zunehmenden Verbreitung von Solaranlagen auf Dächern in Ländern wie Pakistan und Südafrika bis hin zu globalen Rekordverkäufen von Elektroautos, die 2024 mehr als jedes fünfte verkaufte Auto ausmachten. In Teilen Europas verlangsamte sich der Absatz von Elektrofahrzeugen mit dem Abbau von Förderungen jedoch, und auch der Ausbau von Windenergie und Wärmepumpen stagnierte oder ging in mehreren Märkten zurück.
Die Investitionen in erneuerbare Energien beliefen sich 2024 auf 728 Milliarden US-Dollar, konzentrierten sich aber weiterhin auf einige wenige Märkte, insbesondere China, die EU und die USA. Gleichzeitig stiegen die Kapitalkosten und sind ungleich verteilt und in einkommensschwachen Ländern oft doppelt so hoch wie in Industrieländern. Das erschwert es vielen Ländern erheblich, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. Zudem besteht aktuell eine Investitionslücke von 772 Milliarden US-Dollar, um das jährliche Ziel von 1,5 Billionen US-Dollar zu erreichen.
Ramón Méndez Galain, Präsident von REN21 und ehemaliger Energieminister von Uruguay, betont zudem: „Die Energiewende ist eine Chance, die Grundlagen unserer Volkswirtschaften zu transformieren. Erneuerbare Energien sind ein Katalysator für strukturellen Wandel, aber nur, wenn Regierungen, Investoren und Organisationen langfristige Strategien verfolgen, anstatt auf kurzfristige Signale zu reagieren. Systemischer Wandel bedeutet, über das reine Festlegen von Zielen hinauszudenken und Maßnahmen in Institutionen, Sektoren und politischen Prozessen umzusetzen.“
REN21 ruft Regierungen, Industrie und internationale Organisationen dazu auf, über Ausbauziele hinauszugehen und umfassende systemische Reformen einzuleiten. Dazu gehören langfristige Energieplanung, die Modernisierung von Netzen, Investitionen in Speicher, die Reduzierung des Energieverbrauchs, der Ausstieg aus einer fossilbasierten Wirtschaft, der Abbau von Finanzierungsbarrieren und die Priorisierung eines schnellen und gerechten Übergangs zu einer auf erneuerbaren Energien basierenden Wirtschaft.