Windenergie auf See in Deutschland: Ausbauzahlen 2016
Offshore-Windenergie: Ausbau schreitet nun kontinuierlich voran – Bundesregierung bremst weitere Dynamik.
Im Jahr 2016 gingen Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 818 Megawatt neu ans Netz. Die Branche bewertet den Zubau positiv und erwartet auf dieser Basis mit optimierten Anlagentechnologien und Betriebskonzepten auch für Deutschland Kostenreduktionen bei den bevorstehenden Ausschreibungen. Diese Dynamik wird allerdings durch die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2017 reduzierten Ausbauziele nach 2020 gebremst. Damit werden zugleich industriepolitische Chancen vergeben.
Vergangenes Jahr speisten 156 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 818 Megawatt in Deutschland erstmals ins Netz ein. Damit waren zum Ende des Jahres 2016 insgesamt 947 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 4.108 Megawatt am Netz. Die Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie (AGOW), der Bundesverband WindEnergie (BWE), die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE sowie VDMA Power Systems und die Windenergie-Agentur WAB bewerten den Zubau des zurückliegenden Jahres positiv. Die Stromerzeugung aus Windenergie auf See betrug 2016 etwa 13 Terawattstunden. Das entspricht einem Anstieg um fast 57 Prozent im Vergleich zu 2015 mit 8,3 Terawattstunden. Damit etabliert sich die Offshore-Windenergie weiter im deutschen Strommix und versorgt rund 3 Millionen Haushalte mit Strom. Das entspricht etwa der Anzahl aller Haushalte in Berlin und Brandenburg. Weitere 21 Anlagen mit zusammen 123 Megawatt Leistung wurden vergangenes Jahr vollständig errichtet und werden derzeit ans Netz angeschlossen. Der Ausbau auf See wird mit etwa 1.400 Megawatt in 2017 und danach mit durchschnittlich etwa 1.000 Megawatt pro Jahr bis 2019 kontinuierlich laufen.
Kostensenkung kommt auch in Deutschland
Die jüngsten Ausschreibungsergebnisse in Dänemark und den Niederlanden zeigen, dass die Kosten bei entsprechenden Projektvolumina deutlich sinken. Das ist hierzulande ebenfalls zu erwarten, auch wenn die Bedingungen in den genannten Staaten nicht eins-zu-eins auf Deutschland übertragbar sind: Laufzeit und Leistungsvolumen, die sich ganz wesentlich auf die Projektkosten der Windparks auswirken, variieren. Im Gegensatz zu Deutschland müssen die Betreiber in Dänemark und den Niederlanden zudem die Kosten für die Umspannplattform nicht selbst tragen. Außerdem liegen die Projekte dort deutlich näher an der Küste und in flacherem Wasser, was geringere Kosten verursacht.
2020 und 2021: Reduziertes Ausbauvolumen belastet Industrie
Die Zahl der rund 20.000 Arbeitsplätze in der Branche wird voraussichtlich zunächst stabil bleiben. Dabei verschiebt sich der Schwerpunkt etwas in Richtung Wartung und Betrieb bestehender Windenergieprojekte. Kritisch wird die Situation der Industrie absehbar mit dem Blick auf die Jahre 2021 und 2022, für die die Bundesregierung den Zubau auf jeweils 500 Megawatt beschränkt hat. Die Reduzierung des Ausbauvolumens und die starre Festlegung auf die Jahresmengen belasten die Wertschöpfung der Offshore-Windindustrie am Standort Deutschland aufgrund des langen Vorlaufs der Produktion schon in den nächsten Jahren. Dies überschattet die positiven Änderungen des EEG 2017 im Dezember wie die Verlängerung der zulässigen Betriebsdauer der Anlagen über den EEG-Förderzeitraum hinaus auf 25 Jahre.
Verlässlicher Rahmen und Netzanbindung notwendig für Investitionssicherheit Verlässliche politische Rahmenbedingungen und substanzielle Ausbauvolumina sind notwendig, damit die Offshore-Windindustrie weitere Kostensenkungen in Deutschland erreichen kann. Dazu gehört ein zügiger Netzausbau auf See wie auch an Land. Die Industrie unterstützt Bund, Länder und Netzbetreiber darin nach Kräften.