Die Welt wandelt sich
Trotz aller Pessimisten: Die Welt wandelt sich. Indiens Regierung hat soeben ein Milliardenprogramm für Solarenergie gestartet. China allein baut so viele Windräder wie der Rest der Welt zusammen. Und in den USA wollen Milliardäre mit Elektroautos künftig viel Geld verdienen. Ein Kommentar von Franz Alt
In erneuerbare Energien wird global bereits mehr Geld investiert als in die fossil-atomaren Energieträger. Auf dem Pariser Autosalon war zu hören: Jetzt kommt die Wende. Die Zukunft fährt elektrisch und erneuerbar.
Angetrieben wird dieser Wandel durch den Pariser Klimaschutzvertrag, mit dem die Vereinten Nationen endlich einmal zeigen, dass sie vereinte Nationen sind. Die Welt als Weltfamilie beim Klimaschutz. Das ist neu und aufregend. So hilflos und zerstritten die Welt beim Syrienkrieg ist, so vereint ist sie jetzt beim Klimaschutz – zumindest auf dem Papier.
Die Ursache dafür ist freilich nicht ein plötzlich ausgebrochener globaler Idealismus, sondern ganz banal und profan: Mit Sonne und Wind lässt sich bereits viel Geld verdienen und morgen noch viel mehr. Immer mehr Menschen und Unternehmer begreifen, dass erneuerbare Energien weitgehend kostenlose Geschenke des Himmels sind, weil keine Brennstoffkosten anfallen und erst recht keine Folgekosten. Im Gegensatz zu Kohle, Gas, Öl und Atom
Der Klimawandel ist das größte Risiko für die großen Rückversicherer, für die alten Autokonzerne und für die noch fossilen Kraftwerksbetreiber.
Die Gletscher schmelzen dramatisch schnell, die Stürme werden stärker und häufiger, der Meeresspiegel steigt schneller als die Wissenschaft erwartet hat, Arten sterben aus und Klimaflüchtlinge machen sich zu Millionen auf den Weg zu den Reichen.
Die Natur zwingt die Politik zum Handeln. Die Probleme, welche wir geschaffen haben, kommen jetzt zu Fuß zu uns. Wir ernten, was wir gesät haben. Ein nicht änderbares Naturgesetz.
Wenn der Pariser Vertrag jetzt mit Leben erfüllt werden soll, muss die Politik rasch und mutig umstrittene Entscheidungen treffen: Ausstieg aus der Kohle, Einstieg in eine CO2-Steuer, alle Subventionen für fossile Brennstoffe abschaffen.
Solange jedoch global jedes Jahr nahezu fünf Billionen Dollar (das sind fünftausend Milliarden) in die alten umweltschädlichen und zerstörerischen Strukturen gepumpt werden, ist der komplette Umstieg unmöglich.
Noch ist der Wandel zu 100% erneuerbar möglich. Aber das Zeitfenster bleibt nicht unendlich lange offen. Wir haben vielleicht noch eine Gnadenfrist von 15 bis 20 Jahren. In dieser Zeit können wir wahrscheinlich das Zwei-Grad-Ziel noch erreichen. Für das anvisierte 1,5 Grad-Ziel ist es wahrscheinlich schon zu spät.