Eine gute und eine schlechte Nachricht
Wie schafft man es in diesen irren und wirren Zeiten, die durch die Namen Trump, Putin und Kim Jong-un gekennzeichnet sind, als Publizist halbwegs objektiv und realistisch zu schreiben? Vielleicht indem man eine gute und eine schlechte Nachricht nebeneinander stellt und in einen Zusammenhang bringt.
Also versuchen wir es mal. Zuerst die schlechte Nachricht:
Soeben musste Jamaikas Präsident Andrew Holness sein Land für sieben Tage zum Katastrophengebiet erklären nachdem Hurrikan „Beryl“ mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu 270 Kilometern pro Stunde 98 Prozent der Gebäude zerstört oder beschädigt hatte. Es gibt weder Strom noch Wasser noch Handy-Empfang. Auch die gesamte Vegetation auf Jamaikas Nachbarinsel Carriacou wurde zerstört. Die Insel ist durch den stärksten Hurrikan, der je in der Karibik gemessen wurde, dem Erdboden gleich gemacht.
Der Ministerpräsident: „Dieser Hurrikan ist eine direkte Folge der Klimakrise, an deren vorderster Front Grenada, die Karibik und andere kleine Inselentwicklungsländer stehen.“ Grenada werde von der internationalen Gemeinschaft Klimagerechtigkeit fordern. Man werde nicht mehr akzeptieren, Jahr für Jahr wiederaufbauen und dafür Kredite aufnehmen zu müssen, während die für die Krise verantwortlichen Staaten untätig blieben.
Hier wird klar, was die Ursache künftiger Kriege, Krisen und Katastrophen sind, wenn wir den Klimawandel nicht aufhalten.
Es gibt aber zur gleichen Zeit auch gute Nachrichten. Zum Beispiel diese:
Es ist geradezu elektrisierend: Wir können die solare Energiewende schaffen – sogar weltweit. Wir erleben gerade einen Trend hin zu erneuerbaren Energien von historischer Bedeutung. Im Jahr 2024 schaffen Sonne, Wind, Wasserkraft, Bioenergie und Geothermie einen deutschen, aber auch einen EU-Strom-Versorgungsrekord.
Diesen Rekord bestätigen sowohl unabhängige Fachleute wie auch die Energiewirtschaft. Er zeigt den Weg einer der größten Volkswirtschaften der Welt hin zur hundertprozentigen Energiewende, hin zur solaren Weltrevolution. Das ist nicht weniger als der Weg einer Volkswirtschaft aus der Klimakrise. Je mehr erneuerbare Energien, desto weniger atomar-fossile Zerstörung. Innerhalb von zehn Jahren haben sich damit in Deutschland die Emissionen bei der Stromerzeugung halbiert. Allein vom ersten Halbjahr 2023 bis Mitte 2024 sanken die Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent. Tschüss Öl und Gas.
Das Erfreulichste dabei: Dieser Deutschland und EU-Trend hin zu den erneuerbaren Energien ist sogar ein Welt-Trend. Das bedeutet zweierlei: Erstens – es geht voran und zweitens – es geht schneller als bisher.
Die Welt-Energiewende kann gelingen. Sauberer Strom heißt auch: Fortschritt bei der Verkehrswende über E-Autos und beim sauberen Wohnen über Wärmepumpen bis zu grünem Wasserstoff und grünem Stahl. Lauter gute Nachrichten in ansonsten düsteren Zeiten.
Auch die Zahl der Balkonkraftwerke in Deutschland wächst immer schneller. Im zweiten Quartal 2024 gingen 152.000 dieser Geräte neu ans Netz, das sind 52 Prozent mehr als im zweiten Quartal des Vorjahres – meldet die Bundesnetzagentur. Weltweit erleben wir ein exponentielles Wachstum der erneuerbaren Energien.
Die Welt-Energiewende nimmt Fahrt auf obwohl oder auch weil die alte fossil-atomare Energiewirtschaft noch immer jedes Jahr mit Milliarden Steuergeldern unterstützt wird. Der Internationale Währungsfonds hat ausgerechnet, dass die fossilen Rohstoffe jedes Jahr mit unvorstellbaren 1.300 Milliarden US-Dollar Steuergeldern gefördert werden. Wenn man die Folgekosten der Gesundheits- und Klimaschäden durch die alte Energiewirtschaft dazu rechnet, ergeben sich „schwindelerregende“ siebentausend Milliarden US-Dollar pro Jahr – oder sieben Billionen, hat „DIE ZEIT“ errechnet. (Die Zeit, 4. Juli 2024). Stefan Schmitt in seinem Leitartikel der „ZEIT“ dazu: „Die guten Nachrichten zeugen nicht etwa vom Neuen als Selbstläufer, sondern von einem Kraftakt gegen das Alte“.
Fazit: Die Energiewende ist möglich, aber sie fällt nicht vom Himmel. Sie muss erkämpft werden.