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Immer mehr Extremwetter in Deutschland

Bisher war der Klimawandel weit weg: In Grönland schmelzen die Gletscher, in Afrika breiten sich die Dürren aus und die Klimaflüchtlinge kommen aus den armen Ländern. Doch jetzt werden die Folgen des Klimawandels auch in Europa und Deutschland immer sichtbarer. Ein Kommentar von Franz Alt

Schon seit einigen Jahren klagen Landwirte und ihre Verbände über „Extremwetter“ und seine Folgen für die Landwirtschaft und fordern Schadenersatz vom Staat, das heißt über unsere Steuergelder.

Zum Beispiel 2017 (nach einer Zusammenstellung der Süddeutschen Zeitung)

  • Mitte April gab es Frostnächte bis minus 12 Grad. Die Folge: Schäden bei der Obstblüte und im Weinbau
  • Ende April gab es extreme Trockenheit in Hessen, NRW und Rheinland-Pfalz. Weniger als die Hälfte des normalen Niederschlags.
  • Mitte Juni: Starkregen und Überschwemmungen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin
  • Ab Mitte Juni Hitzewellen im Süden mit über 30 Grad sowie Hagel und Starkregen. Und zugleich anhaltende Trockenheit im Südwesten
  •  6. Juli: Gewitter mit Hagel und Starkregen in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg
  • Starkregen und großflächige Überschwemmungen in Niedersachsen, Thüringen, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Von ähnlichen Wetterextremen berichten die USA, aber auch Länder in Afrika und Asien. Betroffen ist vor allem ein Beruf, der wohl am meisten vom Wetter und den Launen der Natur abhängt: Die Landwirtschaft. Belastend kommt seit einigen Jahren noch der globale Klimawandel hinzu.

Die deutschen Bauern, sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied, haben in diesem Jahr besonders bei der Apfelernte große Verluste. Konnten sie 2016 noch eine Million Tonnen ernten, sind es heute noch etwa die Hälfte. Ähnlich sieht es bei Birnen, Zwetschgen und Kirschen aus.

„Die Temperaturen steigen und damit wächst das Potential für Starkregen und Dürren“ auch bei uns, meint Christoph Gornott, Agrarexperte beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Einige, aber längst nicht alle Schäden, können durch Versicherungen ersetzt werden. Seit über 20 Jahren laden mich die deutschen Hagelversicherer zu Vorträgen ein. Seit den Neunzigern des letzten Jahrhunderts haben sich die Hagelschäden hierzulande etwa verdreifacht, seit den Siebzigern verfünffacht.

In dieser Situation denken viele: „Aber die Bundesregierung bekämpft doch den Klimawandel. Wo bleibt das positive Ergebnis?“

Erstens: Der Klimawandel ist eine Jahrhundertaufgabe aller Länder und zweitens bekämpft auch unsere Regierung den Klimawandel nicht wirklich. Seit fünf Jahren sinken die Treibhausgase in Deutschland nicht mehr. Schuld daran ist die deutsche Kohlepolitik.

Soeben haben die vier deutschen Kohleländer Nordrhein-Westfalen (CDU/FDP-Regierung), Brandenburg (SPD/Linke-Regierung), Sachsen (CDU/SPD-Regierung) und Sachsen-Anhalt (SPD, CDU und Grünen-Regierung, die Grünen haben sich allerdings von dieser Aktion distanziert) sich  gegen  niedrigere Abgaswerte aus deutschen Kohlekraftwerken ausgesprochen, welche die EU eingeführt hat. Gewinne aus Kohle sind in Deutschland 2017 noch immer wichtiger als die Gesundheit und die Umwelt.

Solange Deutschland Kohleland bleibt, dürfen sich unsere Bauern bei der Politik für ihre Ernteverluste bedanken.

TAGESSCHAU: „Interview mit Klimaforscher Latif über die Hintergründe des Erdrutsches“

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Quelle

FRANZ ALT 2017

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