‹ Zurück zur Übersicht
Depositphotos.com | BeritKessler

© Depositphotos.com | BeritKessler

Katholische Bischöfe und die AfD

Was tun gegen die Vertreibungsphantasien von AfD-Politikern? Schließlich hat die AfD in Thüringen heute bei Umfragen etwa so viel Zustimmung wie die Nazi-Partei NSDAP 1932 bei den letzten freien Reichstags-Wahlen hatte. Die Lage ist also ernst und gefährlich.

So zahm und feige die katholischen Bischöfe Deutschlands oft auf harsche Kritik aus dem Vatikan reagieren, so erfreulich scharf und unmissverständlich ist ihre Kritik gegen die rechtsextreme AfD soeben ausgefallen: „Völkisches Gedankengut ist mit dem Christentum nicht zu vereinbaren“, sagt die Deutsche Bischofskonferenz – und zwar einstimmig.

„Wir sagen“, heißt es in dem vierseitigen Papier, das von allen 64 Bischöfen verabschiedet wurde, „mit aller Klarheit: Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild nicht vereinbar…Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind nicht wählbar. Die Verbreitung rechtsextremer Parolen, – dazu gehören besonders Rassismus und Antisemitismus – ist überdies mit einem haupt-oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar.“

In der Geschichte der Bundesrepublik haben Pfarrer oft von der Kanzel zur Wahl von „christlichen Parteien“ aufgerufen. So wie die Gewerkschaften die SPD favorisierten. Aber solche Empfehlungen waren in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr die Ausnahme.

Doch 2024 sei eine andere Situation, erklärte der Limburger Bischof Georg Bätzing jetzt als Vorsitzender der Bischofskonferenz. Die AfD sei „die Speerspitze eines Kulturkampfes, der in der Gesellschaft in Gang“ sei. Konkret nannte Bätzing die „Remigrationspläne“ von AfD-Politikern, die nichts anderes seien als die Diffamierung und Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland.

Ausdrücklich unterstützt die Deutsche Bischofskonferenz die Massenproteste auf deutschen Straßen gegen diese Pläne. Dabei bildeten Christinnen und Christen mit Nichtchristen „eine lebhafte und starke Protestbewegung“. Die Bischöfe: „Jeder Mensch besitzt eine unantastbare und unverfügbare Würde. Sie gründet in der Gottesebenbildlichkeit aller Menschen und ist die Basis der Menschenrechte.“ Das bedeute aber in keiner Weise, „dass die Kirche sich dem Dialog mit jenen Menschen entziehen wird, die für diese Ideologie empfänglich, aber gesprächswillig sind.“ Bischof Georg Bätzing rief die Gemeinden zum Dialog  und zur Diskussion auf.

Ähnlich hatten sich schon zuvor die ostdeutschen Bischöfe aus Anlass der diesjährigen Europa-Wahl und der drei Landtagswahlen in Ostdeutschland geäußert: „Spätestens die Schrecken der Weltkriege und die Gräueltaten des NS-Regimes haben uns gelehrt: Die unantastbare Würde des Menschen zu achten und zu schützen muss die oberste Richtschnur jedes staatlichen Handelns sein,“ zitiert die Süddeutsche Zeitung dieses Bischofs-Papier.  Eine für kirchliche Würdenträger klare Sprache. Schließlich rufen sie jetzt zum „Widerstand“ auf, wenn Menschenwürde und Menschenrechte in Gefahr gerieten: „Engagieren wir uns gemeinsam, für eine freiheitliche Demokratie!“

Bei der Bundestagswahl 2021 wählten nur etwa halb so viele Katholiken die AfD wie die übrige Bevölkerung. Der Einfluss der Kirchen in der Gesellschaft schwindet zwar, aber Religion macht doch noch einen gewissen Unterschied. Schon 2023 hatten die katholischen Bischöfe Bayerns erklärt: „Die Menschenwürde ist der Glut-Kern des christlichen Menschenbildes und der Anker unserer Verfassungsordnung“.

Artikel eins Grundgesetz heißt ja nicht: „Die Würde des deutschen Menschen ist unantastbar“, sondern „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Quelle

Franz Alt 2024

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren