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Neue Horizonte: Das Menschenbild Jesu: Auf Augenhöhe! – Franz Alt

Jesu Menschenbild? Für ihn gibt es nur Brüder und Schwestern als Kinder Gottes – und das auf Augenhöhe – und es ist völlig unmöglich, aus der Liebe Gottes herauszufallen, also ist alles Opfern der Welt überflüssig. Ein Interview von Götz Wittneben mit Franz Alt bei Neue Horizonte TV. 

Zwei Jahrtausende wurde uns Jesus (Joshua) von Nazareth als der Gekreuzigte gepredigt, der für unsere Sünden gestorben sei, Jesus als das „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt“, also das Opferlamm. Diese Vorstellung entspricht ganz der altjüdischen Vorstellung vom „Sündenbock“, dem am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, dem „Tag der Sühne“ oder „Versöhnungstag“ die Sünden Israels auf die Schultern gelegt wurden, um ihn anschließend vom Berg Azazel zu stürzen. Durch dieses Opfer (ein weiteres Tier wurde geschlachtet und mit seinem Blut der Tempel gereinigt), so die Vorstellung, waren die Sünden Israels vor Gott getilgt.

Hat Jesus sich selbst so gesehen? Ist die Botschaft Jesu, er sei als „Sohn Gottes“ das letzte von Gott eingeforderte Opfer zur Tilgung der Sünden der Welt? Mitnichten!!! Jesus wollte uns erinnern, wer wir wirklich sind und zur Güte und Liebe anstiften. Darin sind sich die Gesprächspartner Alt und Wittneben, beides Theologen, sofort einig. Die Theologie vom „Lamm Gottes“, auf die sich die heutigen christlichen Kirchen berufen, kann eindeutig dem ehemaligen Pharisäer und Christenverfolger Paulus (Saulus) zugeschrieben werden, insofern handelt es sich eigentlich nicht um christliche Kirchen, sondern um paulinische. Franz Alt zählt in seinem Buch „Was Jesus wirklich sagte“ zahlreiche Worte Jesu (sog. „Logien“) auf, die einfach auf einer falschen Übersetzung (ob bewusst oder unbewusst) beruhen.

Jesus sprach Aramäisch, das sogenannte „Neue Testament“ aber ist in Altgriechisch geschrieben, in einer Sprache, die eben auch einer völlig anderen Vorstellungswelt entspringt als das semitische Aramäisch – „…so unterschiedlich wie Arabisch und Deutsch heute“, so Alt. Alts Quelle sind die Rückübersetzungen dieser Logien ins Aramäische durch den Theologen Günter Schwarz. Auch das Vaterunser beruht auf einer Fehlübersetzung, so beten die Christen heute noch:“…und führe uns nicht in Versuchung!…“, Jesu Grundhaltung kann aber ein solch durchtriebener Gott nicht entspringen, der sich einen Spaß daraus macht, die Menschen in Versuchung zu führen. Allerdings ist die Bitte „…und führe uns in der Versuchung!“ absolut nachvollziehbar.

Ein Ausspruch Jesu im Johannesevangelium aber bedurfte keiner Rückübersetzung, weil er auch so alles auf den Kopf stellt, was von allen Kanzeln den „Schafen“ gepredigt wird. Es ist Joh. 14,12: „WAHRLICH, WAHRLICH, ICH SAGE EUCH, WER MIR VERTRAUT, WIRD DIE GLEICHEN DINGE TUN, DIE ICH TUE UND ER WIRD GRÖßERE TUN, denn ich gehe zum Vater.“ (Luther übersetze „..wer an mich glaubt…“, da ‚pisteuein‘ sowohl vertrauen als auch glauben bedeutet). Dieser Ausspruch Jesu widerspricht aller Opfertheologie und ist so ungeheuerlich, dass er in keiner Bibel fett gedruckt ist und kaum ein Theologe – höchsten einer vom Format des Mystikers Meister Eckhart – je gewagt hat, über ihn zu predigen. Man findet die Stelle auch in praktisch keinem einzigen theologischen Kommentar zum Neuen Testament behandelt oder gar ernst genommen, sie wird einfach übergangen. Andererseits hat wohl die Ungeheuerlichkeit und Vollmacht dieses Wortes auch dazu geführt, dass es niemand in nahezu 2000 Jahren wagte, sie umzudeuten oder gar zu eliminieren.

Jesu Menschenbild? Für ihn gibt es nur Brüder und Schwestern als Kinder Gottes – und das auf Augenhöhe – und es ist völlig unmöglich, aus der Liebe Gottes herauszufallen, also ist alles Opfern der Welt überflüssig. Dass diese Botschaft jenen nicht gefällt, die ihre ganze Macht und das Kleinhalten der Menschen auf die Vorstellung von Sünde und Schuld als Trennung von Gott aufbauen, liegt auf der Hand.

 

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Quelle

Neue Horizonte.TV | Götz Wittneben 2018

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