Papst appelliert an das „ökologische Gewissen“ aller
Der Papst will das „ökologische Gewissen“ aller Christen schärfen und führt ab 1. September 2015 einen jährlichen „Weltgebetstag für die Schöpfung“ ein.
Diese Idee übernimmt er von seinem Freund, dem orthodoxen Metropolit von Pergamon, Johann Zizioulas. Dieser hatte bei der Vorstellung der päpstlichen Öko-Enzyklika „Laudato si“ gesagt, alle Kirchen hätten die Pflicht, ihre Stimme für die Umwelt zu erheben. Zu einem ökologischen Gewissen gehöre die Beziehung zu Gott und damit das Gebet für die Umwelt.
Diese Idee hat nun Franziskus aufgegriffen. „Der neue Gebetstag ist mehr als ein Symbol, er soll die christlichen Gemeinschaften prägen“. Auf Deutsch und im Sinne des Papstes: Diese Gebete sollen keine frommen Sprüche bleiben, sondern in konkretes Handeln münden.
Das heißt: Viele bisherige Kohle-Christen, für die das Verbrennen von Kohle immer noch wichtiger ist als die erneuerbaren Energien und damit die Bewahrung der Schöpfung, müssen jetzt Abschied nehmen von ihrer alten Kohlepolitik, wenn sie das halbwegs ernst nehmen, was ihr Papst soeben vorgeschlagen hat: So schnell wie möglich raus aus Kohle, Gas und Öl und Energiewende ganz rasch.
Es passt einfach nicht zusammen, am Sonntag für die Bewahrung der Schöpfung zu beten und von Montag bis Samstag die alte Kohlepolitik weiter zu fördern und zu fordern. Jesus war nicht schizophren. Aber die deutschen Kohle-Katholiken Armin Laschet (CDU-Chef in NRW und Kohlebefürworter), Reiner Haseloff (CDU, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und Kohlebefürworter) oder auch Stanislaw Tillich (CDU, Ministerpräsident von Sachsen und Kohlebefürworter) handeln energiepolitisch immer noch schizophren.
Alle Kirchen stünden bei diesen Überlebensfragen vor derselben Herausforderung, meinte Metropolit Johannes. Deshalb müssten sie alle dieselbe Antwort geben, um „glaubwürdig und wirkungsvoll zu sein“. Die Beziehung der Menschen zur Umwelt sei von den Kirchen viel zu lange vernachlässigt worden. Dies ginge hin bis zum Vorwurf, dass die Kirchen Teil des Problems seien anstatt Teil der Lösung. Auch deshalb fühlte sich die Menschheit lange berechtigt, die Erde unbegrenzt auszubeuten.
Heute jedoch wüssten die Kirchen, dass jede Ausbeutung Sünde sei und gegen die „Heiligkeit der Schöpfung“ gerichtet ist. Nicht mehr: „Macht euch die Erde untertan“ darf weiter das Motto der Christenheit sein, sondern „Macht euch der Erde untertan“.
Das meint der Öko-Papst in seiner Umwelt-Enzyklika. Und genau so meinte es Jesus in der Bergpredigt.
Radio Vatikan: „Papst greift orthodoxe Idee auf: Gebetstag für die Schöpfung“ (AUDIO)