Papst Franziskus will im Ukraine-Krieg vermitteln
Er stehe dem russischen Präsidenten Putin für Gespräche zur Verfügung, sagte Franziskus soeben dem italienisch-schweizerischen Fernsehsender RSI. Nachdem der Krieg in der Ukraine nun schon länger als ein Jahr andauere, müsse man ausloten, wie der Frieden wiederhergestellt werden könne.
Der Krieg wüte zwar in der Ukraine, doch seien mittlerweile neben Russland alle Großmächte der Welt darin verstrickt und verfolgten eigene, imperiale Interessen. Die Gefahr eines dritten Weltkrieges sei dementsprechend unvermindert hoch, erklärte das Oberhaupt der Katholischen Kirche. Und damit auch die Gefahr eines alles vernichtenden Atomkriegs.
Kiews Oberbürgermeister Klitschko hat den Papst schon lange in die ukrainische Hauptstadt eingeladen. Der Besuch scheiterte bisher an Sicherheitsbedenken. Nachdem aber inzwischen selbst US-Präsident Biden unbehindert in der ukrainischen Hauptstadt war, dürfte das Sicherheitsargument jetzt keine wirkliche Rolle mehr spielen. Es liegt nun eindeutig an Präsident Putin, das neue päpstliche Angebot anzunehmen. Putin könnte damit alle skeptischen westlichen Stimmen widerlegen, die ihm immer wieder unterstellen, gar nicht verhandeln zu wollen.
Der Papst hat in den letzten Jahren in mehreren afrikanischen Staaten erfolgreich zu Waffenstillständen und zu Friedensverhandlungen beigetragen: Im Südsudan, im Kongo und in Äthiopien. Warum sollte dies nicht auch in Europa gelingen?
Franziskus hat schon zu Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine zum Frieden aufgerufen und daran erinnert, dass auch der Westen und die NATO zu den Spannungen in Osteuropa beigetragen haben. Damit ließ Franziskus auch eine Tür zu Putin offen. Andererseits hat der Papst seinen christlichen Amtsbruder, den Moskauer Patriarchen Kyrill in deutlichen Worten daran erinnert, dass ein Vertreter des Christentums niemals einen Angriffskrieg unterstützen sollte – wie das Kyrill gegenüber Putin bis heute immer wieder tut. Kyrill schwadroniert im Jahr 2023 noch vom „Heiligen Krieg“. Franziskus nannte Kyrill deshalb einen „Messdiener Putins“.
Spätestens der sogenannte Friedensplan Chinas und die zunehmenden Waffenlieferungen westlicher Staaten an die Ukraine in den letzten Wochen bestätigen die päpstliche Einschätzung, dass in diesen Krieg „mittlerweile neben Russland alle Großmächte der Welt darin verstrickt“ seien und „eigene, imperiale Interessen“ verfolgten.
Der brutale, sinnlose und opferreiche Kampf um Bachmut macht deutlich, dass es hohe Zeit ist, die Bemühungen um einen Waffenstillstand und um Frieden in der Ukraine durch eine Autorität wie den Papst ernst zu nehmen. Alle friedliebenden Kräfte in der EU, bei der UNO, auch der deutsche Bundeskanzler, die Präsidenten Frankreichs und der USA sowie die chinesische Regierung sollten die Vermittlungsversuche des Papstes unterstützen.
Für Frieden ist es nie zu spät. Alles andere ist eine Bankrotterklärung der Menschlichkeit und eine Schande für die gesamte Menschheit.
- Zehn Jahre mit Papst Franziskus | Sonntag, 12. März, 20.40 Uhr, RSI LA 1 und www.rsi.ch | Ein Auszug des Interviews ist bereits hier verfügbar: https://www.rsi.ch/g/16079938