Sie spielen atomares Roulette
Ausgerechnet am Nagasaki-Jahrestag, am 9. August 2017, als sich zum 72.mal der Abwurf einer Atombombe auf die japanische Stadt Nagasaki jährt, spielen Nordkoreas Präsident Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump atomares Roulette. Ein Kommentar von Franz Alt
Zwei absolut unberechenbare Machthaber und Rechthaber eskalieren ihre gegenseitigen Kriegsdrohungen – auch mit dem angedrohten Einsatz von Atombomben.
- Trump droht Nordkorea mit „Feuer, Wut und Macht, wie die Welt es so noch nicht gesehen hat“.
- Kim antwortet, er könne dem zuvorkommen „mit einem Angriff auf die US-Insel Guam“.
Und die Antwort des US-Präsidenten: „Es ist kein Zufall, dass ich als erste Amtshandlung angeordnet habe, das US-Atombombenprogramm zu modernisieren“. Schon im Wahlkampf hatte Trump gefragt: „Wozu haben wir eigentlich Atomwaffen, wenn wir sie nie einsetzen wollen?“
Der neuen Eskalation waren Geheimdienstberichte in USA und Japan vorausgegangen, wonach Nordkorea dem Bau einer Atombombe und einer entsprechenden Rakete zum Transport der Bombe, näher sei als bisher befürchtet.
Was könnte ein Atomkrieg anstellen?
1945 warfen die USA die ersten beiden Atombomben der Geschichte auf Hiroshima am 6. August und auf Nagasaki am 9. August. Circa 150.000 Menschen waren sofort tot. An den Folgen starben durch nukleare Verstrahlung bis heute weitere 300.000 Menschen – allein über 5.000 zwischen August 2016 und August 2017, wurde soeben in Japan offiziell bekannt gegeben.
Die USA verfügen über knapp 7.500 Atomsprengköpfe, Nordkorea nach jüngsten Schätzungen über zwei bis fünf Dutzend. Dieses Potential reicht aus, um die gesamte Weltbevölkerung mehrfach zu vernichten.
Michail Gorbatschow in dem Buch „Nie wieder Krieg – Kommt endlich zur Vernunft“ das wir zusammen geschrieben haben: „Ein Atomkrieg wäre der letzte Krieg der Menschheitsgeschichte, weil es danach keine Menschen mehr gäbe, die noch einen Krieg führen könnten“.
Es ist also höchste Zeit, zur Vernunft zu kommen. Aber sagen Sie das mal Männern wie Donald Trump oder Kim Jong Un.
Kleiner Hoffnungsschimmer: Die UNO hat im Juni dieses Jahres mit großer Mehrheit beschlossen, dass global alle Atomwaffen vernichtet werden müssen. Doch alle Atommächte mit Ausnahme Chinas, Indiens und Pakistans haben dagegen gestimmt. Die drei genannten Regierungen haben sich immerhin der Stimme enthalten.
Leider gehört auch Deutschland zu den Gegnern dieses Beschlusses, obwohl auch hierzulande noch einige Dutzend US-Atomwaffen gelagert sind. Warum dauert es so lange bis die Menschheit aus den Fehlern und Tragödien der Vergangenheit lernt?
- NAGASAKI: Warum fiel die zweite Bombe? | Am 6. und 9. August 1945 detonierten im Pazifikkrieg über Hiroshima und Nagasaki die beiden einzigen Atombomben der Kriegsgeschichte. Seitdem hält sich weltweit die These, dass diese Waffe auch den Zweiten Weltkrieg beendet habe.
- Nagasaki: Der Mythos der entscheidenden Bombe | Die zweite Atombombe. Warum sie noch weniger wichtig war denn die erste! Von Rupert Neudeck
- Bis 2020: Eine Welt ohne Atomwaffen? | Der frühere Bürgermeister von Hiroshima, Tadeshoki Akiba, schrieb 2005 an tausende Bürgermeister-Kollegen auf der ganzen Welt: „Die vornehmste Aufgabe eines Bürgermeisters ist es, das Leben und das Eigentum seiner Bürger zu schützen“. Das war zum 60. Jahrestag der Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.