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Sind wir noch zu retten?

Autor Franz Alt zu der Frage, was Jesus heute dazu sagen würde

In einem schönen alten Kirchenlied heißt es „Wir sind nur Gast auf Erden…“ Benehmen wir uns auch wie Gäste auf diesem Planeten?

Fakt ist: Wir verbrennen heute an einem Tag so viel Kohle, Gas und Öl wie die Natur in einer Million Tagen angesammelt hat. Das heißt: In der Relation eins zu einer Million mal benehmen  wir uns daneben und verletzen das uns von Gott gegebene Gastrecht. Damit missbrauchen wir massiv unsere Privilegien  zu Lasten der Armen im Süden und auf Kosten der künftigen Generationen. Sie werden uns verfluchen, wenn wir so weitermachen.

Die Folgen unseres Tuns: Der Klimawandel, das Artensterben, zunehmende Naturkatastrophen, jeden Tag weniger fruchtbare Böden, Versauerung der Ozeane, verstärkte Wüstenbildung, weltweiter Wassermangel und immer größere Flüchtlingsströme aus dem Süden. Der Klimawandel, so warnen die Bundeskanzlerin und der UNO-Generalsekretär übereinstimmend,  ist die „Überlebensfrage der Menschheit“. Praktisch führen wir einen Dritten Weltkrieg gegen die Natur und damit gegen uns selbst, denn wir sind ein Teil der Natur. Weltweit verlieren wir jedes Jahr 24 Milliarden Tonnen fruchtbare Böden. Sind wir noch zu retten?

Was würde Jesus heute dazu sagen? Was würde er uns empfehlen?

In seiner Bergpredigt sagt er: „Die Sonne des Vaters  scheint für Gerechte und Ungerechte!“

Heute wissen wir: Die Lösung des Energieproblems steht am Himmel. Die Sonne schickt uns jede Sekunde unseres Hierseins 15.000mal mehr Energie als heute alle Menschen verbrauchen. Hinzu kommen die Windkräfte, die Wasserkraft, die Bio-Energie und die Erdwärme. Es reicht auf dieser Erde für jedermanns Bedürfnisse, es reicht freilich nicht für Jedermanns Habgier. Wir werden lernen müssen, unser EGO-Bewusstsein in ein Öko-Bewusstsein zu verändern. Die Energiewende wird dafür die Nagelprobe werden. In wenigen Jahren haben wir es hierzulande geschafft, aus fünf Prozent Ökostrom bereits 37 % zu machen.

Ein Beweis dafür, dass es geht und wie es geht. Wenn wir diesen Weg der Energiewende weiter beschreiten, dann können Deutschland und Europa in etwa 20 Jahren zu 100% erneuerbar sein. Mehr Gastfreundschaft auf dieser Erde heißt: Mehr Rücksicht, mehr Vorsicht, mehr Weitsicht, mehr Klarsicht, mehr Zuversicht! Mehr Achtsamkeit!

Die Klimakatastrophe wird Verwüstungen und Klimakriege zur Folge haben, die außerhalb unseres bisherigen Vorstellungsvermögens liegen. Die Erwärmung des Klimasystems lässt sich an steigenden Luft- und Ozeantemperaturen, am Schmelzen der Gletscher und Permafrostböden und an steigenden Meeresspiegeln ablesen. Die Regenzonen und die Regenhäufigkeiten verschieben sich, die Wüsten breiten sich aus, extreme Wetterereignisse wie Hitzeperioden, Stürme, Starkregen nehmen auf allen Kontinenten zu – rechnen uns die Wissenschaftler des Weltklimarates seit Jahrzehnten  vor.

Daraus resultieren zunehmende Hungerkatastrophen hauptsächlich südlich der Sahara und in Südostasien, ja sogar Kriege. Wir sind vielleicht hat die letzte Generation, welche die Klimakatastrophe noch aufhalten können.  Wir haben sie auch verursacht.

Die Klimaveränderung hat nicht nur ökologische, sondern auch soziale Auswirkungen. In einzelnen Regionen werden die landwirtschaftlichen Erträge schon in etwa 10 Jahren um 50 Prozent zurückgehen. Das Artensterben schreitet voran und die Ozeane werden bald leergefischt sein. Krankheiten wie Malaria und Gelbfieber werden auch in Gegenden auftreten, die bislang davon verschont blieben.

Die schlimmsten Folgen der absehbaren Klimakatastrophe werden die ärmsten Menschen in Afrika, Südasien und Südamerika treffen, die den Klimawandel am wenigsten verursachen. Diese zunehmende Ungerechtigkeit führt zu heute noch nicht absehbaren Flüchtlingsströmen. 2018 sind bereits 18 Millionen Klimaflüchtlinge allein in Afrika unterwegs – noch in Afrika. Wir ernten immer, was wir säen.

Jesus war viel mehr Ökologe als Theologe. Sein gesamtes Neues Testament in voll  von großartigen ökologischen Bildern, die heute sehr hilfreich sein könnten. Es liegt an uns, endlich den ökologischen Jesus zu verstehen und ihm nachzufolgen. Bürger zur Sonne, zur Freiheit.

Buchtipps UmweltIn seinem neuen Buch „Der Appell von Jesus an die Welt. Liebe und Frieden sind möglich“ befragt Journalist und Autor Franz Alt in einem fiktiven Gespräch Jesus zu den wichtigsten Themen unserer Zeit. Auch die Bewahrung der Schöpfung spielt dabei eine zentrale Rolle. 

In der gleichen Reihe:

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Quelle

Franz Alt 2018Sankt Michaelsbund |
Münchner Kirchenzeitung 2018

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