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Der Bahnverkehr in Deutschland braucht einfache Tarife und transparente Preise

Fahrgäste wollen mit einem Ticket von Tür zu Tür reisen – und das möglichst günstig.

Fahrgäste der Deutschen Bahn verstehen das komplexe Tarifsystem nicht und wünschen sich stattdessen entfernungsabhängige Tarife sowie einen günstigen Festpreis mit weniger Rabattaktionen als heute. Das ist das zentrale Ergebnis des 14. Bahntests, den der ökologische Verkehrsclub VCD soeben vorgestellt hat. Den Schwerpunkt auf Tarife und Preise hat der VCD aus zwei aktuellen Gründen gewählt. Zum einen entscheiden Ticketpreise wesentlich darüber, ob Reisende mit der Bahn fahren oder nicht. Zum anderen sinken die Fahrgastzahlen im Schienenfernverkehr und es stellt sich die Frage, ob neben der steigenden Konkurrenz und den günstigen Spritpreisen, die Tarife und Preise ausschlaggebend sind.

Die Deutsche Bahn kündigte im März dieses Jahres eine Kundenoffensive für den Fernverkehr an, dabei soll das Tarif- und Preissystem stärker an den Wünschen der Fahrgäste ausgerichtet werden. Der VCD greift dieses im Bahntest auf und spiegelt bisherige Defizite sowie konkrete Wünsche der Fahrgäste.

Von 1.900 Befragten eines bevölkerungsrepräsentativen Online-Panels gaben nur knapp 12 Prozent an, das Tarifsystem der Deutschen Bahn sei verständlich. Zudem waren die Befragten mehrheitlich der Ansicht, die Preise seien willkürlich und änderten sich ständig. Gewünscht ist genau das Gegenteil.

Fast 95 Prozent der Studienteilnehmer wünschen sich ein einfach aufgebautes und transparentes Tarifsystem. Auch auf die Frage, wie dieses im Detail aussehen könnte, haben die Befragten eine klare Antwort: Mehr als Dreiviertel befürworten einen günstigen Festpreis statt vieler Sonderangebote. Zudem findet eine Mehrheit es fair, wenn die Preise kilometerabhängig sind, statt je nach Strecke zu variieren. Beides würde das Tarifsystem vereinfachen und transparent gestalten. Große Zustimmung gibt es auch dafür, dass der Fahrschein für den Fernverkehr die Nutzung des Nahverkehrs am Zielort beinhaltet.

Michael Ziesak, VCD-Bundesvorsitzender: „Der »VCD Bahntest 2015/2016« zeigt, dass sich die aktuellen Preise und Tarife im Fernverkehr der DB AG nicht an den Wünschen der Reisenden orientieren. Fahrgäste müssen das gute Gefühl haben, einen fairen Preis zu zahlen. Das geht nur mit einfach verständlichen – das heißt entfernungsabhängigen – Festpreisen, statt Sonderrabattaktionen und Super-Sparpreisen. Auch die verwirrende Unterscheidung zwischen Nah- und Fernverkehr muss ein Ende haben. Menschen reisen von Haustür zu Haustür, nicht von Fernbahnhof zu Fernbahnhof. Die Tarife müssen im gesamten öffentlichen Verkehr logisch und einfach verständlich sein.“

Mit der Studie hat der VCD das Forschungsinstitut Quotas beauftragt. Neben den Wünschen an das Tarifsystem wurde ebenso abgefragt, auf was Fahrgäste am ehesten für einen günstigen Preis verzichten würden. Am häufigsten wurden mit jeweils circa 30 Prozent die freie Zugwahl und die Sitzplatzreservierung genannt. Nicht in Kauf nehmen möchten sie hingegen eine längere Reisedauer und häufiges Umsteigen.

Heidi Tischmann, Referentin für Verkehrspolitik beim VCD: „Alle Ergebnisse zusammengenommen spricht alles für die Einführung des Deutschland-Tarifs. Dieser erfüllt die Wünsche der Fahrgäste: ein von der Länge der Reisestrecke abhängiger Preis, mit einem Ticket, das in jedem Zug des Fern- und Nahverkehrs gilt, sowie die Möglichkeit von überschaubaren Rabatten in nachfrageschwache Zeiten. Der Bund muss die Verantwortung für die Umsetzung übernehmen und Länder sowie Verkehrsunternehmen an einen Tisch bringen, um eine kluge Lösung zu erarbeiten.“

Im zweiten Untersuchungsteil geht der »VCD Bahntest 2015/2016« der Frage nach: Wie kommen Reisende im aktuellen System an den günstigsten Fahrpreis? Auf 15 Strecken des Fernverkehrs in ganz Deutschland – ausgewählt nach Fahrtenhäufigkeit und nach geografischer Verteilung – unterzog das Forschungsinstitut Quotas im Auftrag des VCD einen Realitätscheck nach Verfügbarkeit der Sparpreise.

Das Ergebnis zeigt erneut, wie komplex das aktuelle System ist. Für die Strecke zwischen München und Stuttgart war der günstigste Sparpreis zu 89 Prozent erhältlich, für die Strecke Mannheim–Erfurt hingegen nur in 16 Prozent der Fälle. Für Reisende ist es nicht nachvollziehbar, wann und auf welchen Strecken sie Sparpreise erhalten.

Als Empfehlung an Reisende bleibt aktuell: Das günstigste Ticket gibt es, wenn die Reise möglichst früh gebucht wird und wenn das Reisedatum flexibel ist. Denn, so ein weiteres Ergebnis des Realitätschecks, preiswert ist es vor allem dienstags, mittwochs und samstags. Zudem gebe es versteckt auf der Internetseite der Bahn einen Sparpreisfinder, sagte Ziesak. Und der würde sich wirklich lohnen.

Das detaillierte Hintergrundpapier zum »VCD Bahntest 2015/2016«

Quelle

Verkehrsclub Deutschland VCD 2015

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