‹ Zurück zur Übersicht
MacRebur | Straßenbau Zermatt

© MacRebur | Straßenbau Zermatt

Die Plastikstraße – Eine andere Art von Recyling

Entsorgung von Plastik einmal anders: Ein schottisches Unternehmen hat einen Straßenbelag entwickelt, das neben Asphalt auch Plastik enthält.

Gemeinsam mit der Stadt Potsdam, dem Straßenbauunternehmen Rask sowie dem Mischwerk HWB hat EcoPals aus Berlin seine erste deutsche Straße gebaut. Eine gute Idee, um Recyling anders zu sehen.

Als dem Team bewusst wurde, dass die meiste Recyclinginfrastruktur nur auf hochwertige Plastikströme wie PET ausgerichtet ist, wurde gemeinsam versucht, eine gute Lösung für verschiedenste Plastiksorten zu finden. Ziel war es, einen ganzheitlichen Ansatz zu entwickeln, Plastikmüll weiterzuverwenden und diesem somit wieder einen Wert zu geben. Forschungen eines indischen Professors lieferten erste Anhaltspunkte, dass Plastik-Elemente das erdölbasierte Bitumen in Straßenbau-Asphalt größtenteils ersetzen konnte und sogar interessante neue Materialeigenschaften versprach.

Erste Forschungsergebnisse zeigten, im Nepal, wo Fabien Matthias und Jonas Varga von EcoPals zuvor bei einem Schulprojekt im Rahmen eines Entwicklungshilfeeinsatzes zusammen gearbeitet hatten, wäre eine Steigerung der Lebensdauer in Nepal im Vergleich zu den bisher verwendeten Asphaltvarianten um bis zu 50% möglich. 10% des Bitumens könnten durch Plastikmüll ersetzt werden und somit nicht nur 1.1 Tonnen CO2 pro eingebaute Tonne Plastik einsparen, sondern auch den Aufbau einer Recycling-Infrastruktur vor Ort ermöglichen.

Das Resultat der Mühen: eine wissenschaftlich fundierte Lösung für unser globales Plastikproblem durch die Integration von nicht-recyclebarem Kunststoffmüll als Bitumenersatz in den Straßenbau. Plastik muss kein Abfall mehr sein. Stattdessen kann es die Leistung von Asphalt verbessern und dabei große Mengen an CO2 einsparen.

Die Idee ist nicht neu: Auch das schottische Unternehmen MacRebur hat bereits einen Straßenbelag entwickelt, der recycltes Plastik enthält. Bereits vor 2 Jahren wurde damit erstmals in der Schweiz in Zermatt eine Straße asphaltiert. Gerade für Zermatt, wo die Temperaturen je nach Jahreszeit zwischen minus 20 und plus 30 Grad schwanken, eignet sich der neue Asphalt ideal, da er durch die Plastikbeigabe flexibler und damit langlebiger wird. Für die Umwelt ist der Einsatz von Plastik kein Problem, da das Plastik von Bindemittel umhüllt ist und deshalb nicht in die Umgebung gelangt.

Beitrag zum Umweltschutz

Der Plastikanteil beträgt bei der Schweizer Straße derzeit zwar nur 0,3 Prozent, doch würde man ausschließlich diesen neuartigen Asphalt benutzen, könnten allein in der Schweiz 16.000 Tonnen Plastik wiederverwendet werden, mit gleichzeitig besseren Eigenschaften der Straße.

Die Neuartigkeit von EcoPals besteht in der Verwendung von recycelten Kunststoffen. Ein Forscherteam des Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) in Karlsruhe wies die Möglichkeit bereits vor mehreren Jahren im Zuge eines Industrieprojekts auf und erprobte Methoden des Bitumen-Ersatzes durch Plastik. Doch Technologie und Forschungskompetenz schienen ihrer Zeit voraus zu sein und der Industriepartner verfolgte die Idee nicht weiter obwohl am Fraunhofer-Institut sogar eine Teststraße gebaut wurde. Ein konkretes Anwendungsszenario konnte trotz offenkundiger Vorteile im Jahr 2009 offensichtlich nicht gefunden werden.

Das änderte sich, als die beiden Studenten mit ihrer Geschäftsidee auf die Fraunhofer-Forscher Gudrun Gräbe und Torsten Müller trafen. Schnell bildete sich ein fachlich spezialisiertes und hoch motiviertes Team, welches das gemeinsame Ziel Kunststoffabfälle im Straßenbau einzusetzen und somit die Recycle-Quote zu erhöhen weiter verfolgen.

EcoPals ist nun ein Spin-off-Projekt im Rahmen des AHEAD-Programms von Fraunhofer Venture. Das Team aus Forschern und Gründern arbeitet in der 2. Phase des Programms an der Marktvalidierung und verfolgt inzwischen ein binäres Geschäftsmodell: Neben der technologie-basierten Problemlösung in Nepal hat das Team im AHEAD-Programm ein zweites Standbein identifiziert, das für die Asphalt-Industrie weltweit interessant werden könnte: Mit Fraunhofer-Technologie lassen sich die Produktionskosten für hochwertigen Straßenasphalt signifikant senken, weil der Rohstoff – nicht-recycelbares Plastik – im Überfluss vorhanden ist und als Deponiemüll sogar Kosten verursacht.

EcoPals treibt die Innovation des Straßenbaus gemeinsam mit seiner Schwester-Firma NIDISI auch in Ländern des globalen Südens voran. So werden Infrastrukturprojekte vor Ort unterstützt, um Menschen überall auf der Welt zur Eigenverantwortung und Potentialentfaltung zu verhelfen.

Quelle

MacRebur | oekonews.at / holler 2021

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren