E-Mobilität: Mal eben grün laden
Der Aufbau von Ladesäulen hinkt in Deutschland hinterher. Große Anbieter diktieren die Preise. Dem will die Genossenschaft Ladegrün! ein nachhaltiges Konzept auf der gesamten Wertschöpfungskette entgegensetzen. Doch es fehlt an staatlicher Unterstützung.
Noch ist der Anteil an Elektroautos in Deutschland marginal. Zusätzlich schmälern umstrittene Plug-In-Hybride, die größtenteils mit Verbrenner unterwegs sind, die Statistik. Doch bei den Neuzulassungen ist ein deutlicher Trend zu beobachten. Der Anteil reiner Elektroautos wächst rasant. 2021 erreichten E-Autos einen Zuwachs von über 83 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Benziner und Diesel hingegen mussten deutliche Rückgänge verzeichnen. Insgesamt jedoch führen die Verbrenner bei der Gesamtanzahl der Neuzulassungen weiterhin – trotz großzügiger Förderungen für E-Autos von bis zu 9.000 Euro.
Die Ladeinfrastruktur hält viele Käufer vom Kauf eines E-Autos ab. Denn die hält mit der Anzahl an neuzugelassenen E-Autos nicht mit. Besonders bei öffentlich zugänglichen Ladesäulen hapert es gewaltig. Für 15 Millionen E-Autos sollen 2030 eine Million öffentlicher Ladesäulen bereitstehen. Doch für dieses ambitionierte Ziel fehlen aktuell die richtigen Förderverfahren, kritisiert Jan-Philip von Gottberg, Vorstand der Genossenschaft Ladegrün!, die sich für eine bürgerschaftlich orientierte Ladesäuleninfrastruktur einsetzt.
Gegründet wurde die Genossenschaft von den Ökoenergieanbietern NATURSTROM, EWS Elektrizitätswerke Schönau, Green Planet Energy (ehemals Greenpeace Energy), Inselwerke und der GLS Bank. Ladegrün! sieht sich als Gegenpol zu großen Anbietern, wie Ionity, E.ON und EnBW. „Wir wollen die gesamte Wertschöpfungskette grün bekommen“, sagt von Gottberg. Die Genossenschaft, die in ihren Startlöchern für die ersten Projekte steht, will nicht nur zertifizierten Ökostrom an ihren Ladesäulen anbieten, sondern auch bei der gesamten Dienstleistungs- und Produktionskette Wert auf Nachhaltigkeit legen. Ein ganzheitliches Konzept bedeute auch darauf zu achten, Ladesäulen gezielt aufzustellen und nicht jeden Verbrenner eins zu eins durch ein E-Auto zu ersetzen, so von Gottberg.
Wettbewerb stärken
Experten sehen vor allem bei öffentlichen Schnellladesäulen erhebliches Entwicklungspotenzial und fordern deren Ausbau und Betrieb mit staatlichen Förderungen voranzutreiben. Denn erst bei hohen Marktanteilen von Elektroautos könnte eine öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur über die Nutzer finanziert werden, so das Ergebnis einer Analyse im Auftrag der Agora Verkehrswende. Die Autoren der Studie fordern zudem, den Wettbewerb zu stärken. Demnach sollten Betreiber ihre Ladepunkte zu günstigen Konditionen für Drittanbieter zugänglich machen oder Anbieter mit geringem Marktanteil einen höheren Fördersatz für den Aufbau von neuen Ladepunkten erhalten.
Darauf hofft auch Jan-Philip von Gottberg. Da der Aufbau von öffentlichen Ladesäulen den Neuzulassungen von E-Autos hinterherhinkt, explodieren die Preise und das können sich vor allem die großen Anbieter leisten. Von Gottberg warnt vor drohenden Monopolstellungen durch Ionity und EnBW und einigen wenigen anderen. „Die Politik muss deutlich mehr tun, um Konkurrenz zu schaffen. Auch die E-Autofahrer würden profitieren, wenn nicht einzelne die Preise diktieren“, sagt von Gottberg.
Bei Ladegrün! sieht man ebenfalls die großen Vorteile der öffentlichen Schnellladeinfrastruktur und will sich vor allem auf den Aufbau von Schnellladern im 50 Kilowatt Bereich kümmern. Ladesäulen mit einer Leistung von 150 KW aufwärts machen vor allem an Autobahnen Sinn, dort wo die Menschen ihr E-Auto möglichst schnell aufladen wollen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Schnellladern mit einer Leistung von 50 KW hingegen ist eher an Orten des täglichen Bedarfs, wie Supermärkten und Baumärkten, gegeben. Günstiger im Aufbau und Betrieb laden diese innerhalb einer Stunde – also etwa die Länge eines Einkaufs – bis zu Dreiviertel des Akkus auf.
So einfach geht’s:
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Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (mf) 2022 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 31/2021 | „Dezentral Erneuerbar – ein Update“ | Jetzt lesen | Download