Elektroauto: Ökostrom macht es wirklich grün
Gesamtlebenszyklusanalyse anhand internationaler Daten zeigt die Wichtigkeit des Ladens mit erneuerbaren Energien auf.
Immer wieder taucht die Frage auf, ob Elektrofahrzeuge wirklich so grün sind, wie manche meinen. Eines ist einmal fix: Lokal verbessern sie in der Stadt tatsächlich das Klima, einfach weil dort vor Ort entsprechend weniger Feinstaub produziert wird. Darum wird beispielsweise in chinesischen Städten das fahren erlaubt, wenn die anderen aufgrund schlechter Luftqualität nicht mehr einfahren dürfen.
Aber wie sieht die Gesamtbilanz über den gesamten Lebenszyklus aus? Sind Elektroautos nun wirklich umweltfreundlich? Genau dazu hat das Joanneum Research unter der Federführung von Gerfried Jungmeier im Auftrag der internationalen Energieagentur IEA ein internationales Forschungsprojekt geleitet und viele Details recherchiert. Das Ergebnis der spannenden Studie liegt nun vor.
„Den Haupteinfluss auf die Umweltbilanz eines E-Fahrzeugs hat die Herkunft des Stroms, mit dem die Batterieladung erfolgt“, weiß Jungmeier zu berichten. Im Rahmen der Studie wurden weltweit in 33 Ländern mit einer Vielzahl von unterschiedlichsten Faktoren die Details dazu erhoben, ob und wie die E-Fahrzeuge wirklich zu einer Umweltentlastung betragen. Betrachtet wurde dazu der gesamten Lebensweg der Elektroautos: von der Produktion über die Nutzung bis zur Entsorgung.
Im Augenblick gibt es weltweit noch nicht extrem viele Elektroautos auf den Straßen: „Es sind rund 700.000 Elektroautos, die derzeit vor allem in den USA, Japan, China, Norwegen, Frankreich und Deutschland fahren, wie Jungmeier weiß. Davon fahren etwa 3.500 in Österreich. Der Anteil steigt: Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres gab es heuer eine Verdoppelung.
Bereits jetzt werden durch diese weltweite Flotte an Elektrofahrzeugen die Luftemissionen deutlich reduziert, weil dadurch weniger mit fossilen Treibstoffen betriebene Autos fahren, so das Ergebnis der brandneuen und noch dazu weltweit erste Studie zu diesem Thema, die im Rahmen des Weltelektroautokongresses EVS in Südkorea soeben vorgestellt wurde.
Im Durchschnitt haben Elektroautos im Vergleich zu den neusten Benzin- und Dieselfahrzeugen 60 Prozent weniger Staubemissionen. Stickoxide, Kohlenwasserstoffe u.a. werden um etwa 30 Prozent reduziert, Treibhausgase um rund 20 Prozent.
Woher der Strom kommt ist ein immens wichtiger Faktor
Vergleicht man die 33 verschiedenen Länder, in denen die Daten erhoben wurden, sind deutliche Unterschiede sichtbar. Jungmeier sagt: „Die Stromerzeugung macht den Unterschied aus! In Norwegen werden, weil der Strom zu fast 100 Prozent aus Wasserkraft stammt, bis zu 80 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart , in Deutschland werden rund 75 Prozent der Staubemissionen reduziert. In China, wo Strom derzeit vor allem aus Kohlekraftwerken stammt, gibt es die geringsten umweltrelevanten Auswirkungen.
Damit das Elektroauto wirklich grün ist und die Gesamtbilanz während des Lebenszyklus ensprechend gut ist, sei weltweit der Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung notwendig, meint Jungmeier. Weitere wichtige Faktoren sind ein effizientes Batterierecyling sowie energieeffizientes Fahren.
Äußerst erfreulich ist das Ergebnis für Österreich: E-Autos verursachen während ihres gesamten Lebenszyklus im Vergleich zu den neuen Benzin- und Dieselfahrzeugen 65 Prozent weniger Staubemissionen, 40 Prozent weniger Treibhausgase sowie 60 Prozent weniger ozonbildende Emissionen. Die Studie deckt sich damit im wesentlichen mit bisher bekannten rein auf einzelne Länder erhobenen Daten.
- Studie/ Kurzfassung Environmental Effects of the Electric Vehicles Worldwide
- IEA: Life cycle assessment of EVs