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© Fotolia.com | mercedes | Klimaschutz durch eine Car Policy in Unternehmen.

Erstmals sogar steigende CO2-Emissionen bei Dienstwagen

Kein einziger Dienstwagen der Regierungspolitiker im Bund und in den Ländern hält den EU-Flottengrenzwert für CO2 im Realbetrieb ein – Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer fährt mit schlechtem Beispiel im Bundeskabinett voraus: Sein Dienstwagen hat den höchsten realen CO2-Ausstoß.

Auf Landesebene fährt der Bremer Regierungschef Andreas Bovenschulte mit dem CO2-ärmsten Pkw, erneuter Negativspitzenreiter unter allen Regierungschefs ist Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller – Deutsche Umwelthilfe kritisiert absurde steuerliche Förderung besonders klimaschädlicher SUV-Stadtpanzer mit großem Verbrennungs- und kleinem E-Motor – Erfahrungen von Bundespolitikern mit Plug-In-Limousinen zeigen absurd hohe Realemissionen dieser für den Klimaschutz verheerenden Antriebskonzeption der Autokonzerne – DUH fordert Einführung einer CO2- und kWh-Obergrenze im Rahmen der Dienstwagenregelung.

Die Ergebnisse der 13. Dienstwagenumfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter Spitzenpolitikern dokumentieren ausgerechnet während der Weltklimakonferenz erstmals sogar ansteigende Klimagasemissionen. Kein einziger der 237 untersuchten Politiker-Dienstwagen hält den seit 2015 geltenden EU-CO2-Flottengrenzwert von 130 g CO2/km im Realbetrieb ein. Die Wahl besonders klimaschädlicher Dienstwagen passt nach Ansicht der DUH zur Klimapolitik dieser Bundesregierung und setzt sich auch bei der aktuellen Weiterentwicklung der Dienstwagenbesteuerung und der geplanten Kaufprämie für Pseudo-Elektro-Pkw fort.

Angesichts der seit 1990 praktisch unverändert hohen CO2-Emissionen im Verkehrssektor, fordert die DUH von der Bundesregierung einen radikalen Kurswechsel in der Automobilpolitik hin zu sparsamen Fahrzeugen mit niedrigen CO2-Emissionen bzw. geringem Stromverbrauch bei Elektrofahrzeugen. Sowohl für die Gewährung von finanziellen Zuschüssen beim Kauf oder Leasing als auch für die steuerliche Förderung von dienstlich genutzten Fahrzeugen fordert die DUH eine Obergrenze. Diese muss sich 2020 für Verbrenner nach dem EU-Zielwert für CO2 von 95 g CO2 und für Elektrofahrzeuge nach dem Stromverbrauch von 18 kWh pro 100 km gemäß WLTP richten. Ministerpräsidenten, Landes- und Bundesminister müssten dabei mit positivem Beispiel vorausfahren und endlich ihr Schaufahren gegen den Klimaschutz beenden.

Insgesamt wurden 245 Spitzenpolitiker auf Bundes- und Landesebene mit 237 Fahrzeugen abgefragt. Davon sind 143 Fahrzeuge mit reinem Dieselantrieb, 74 mit Plug-In-Hybridantrieb und 17 Pkw konventionelle Benziner. Erstmals gibt es 3 Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb. Mit einem durchschnittlichen realen CO2-Ausstoß von etwa 225 g/km liegen die Dienstwagen deutlich mehr als 100 Prozent oberhalb des ab dem kommenden Jahr geltenden EU-Flottengrenzwerts von 95 g CO2/km, aber auch 70 Prozent höher als der EU-Zielwert des Jahres 2015 in Höhe von 130 g CO2/km. Kein einziger Dienstwagen hält mit dem realen CO2-Ausstoß die EU-Vorgaben ein.

Negativspitzenreiter unter den Bundesministern ist Verkehrsminister Andreas Scheuer mit einem Dienstwagen, der einen realen CO2-Ausstoß von 258 g/km hat. Das Bundesministerium mit dem höchsten durchschnittlichen realen CO2-Ausstoß ist das Verteidigungsministerium mit 243 g/km. Den niedrigsten CO2-Ausstoss im Bundeskabinett hat das Fahrzeug von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit 216 g CO2/km.

Unter den Länderchefs landet Michael Müller, Regierender Bürgermeister Berlins, wie im Vorjahr auf dem letzten Platz mit 408 g CO2/km. Der Dienstwagen von Landeschef Andreas Bovenschulte aus Bremen weist im Gesamtvergleich die niedrigsten Emissionen auf, liegt aber immer noch bei 200 g CO2/km im realen Betrieb. Im Bundeslandvergleich steht das schwarz-grün regierte Hessen mit einem durchschnittlichen realen CO2-Ausstoß der Fahrzeuge von 255 g/km auf dem letzten Platz und verdrängt Nordrhein-Westfalen, das Schlusslicht des letzten Jahres. Den geringsten Verbrauch zeigt die Dienstwagenflotte von Bremen mit durchschnittlich 199 g CO2/km.

Die DUH fordert die Politiker angesichts tendenziell steigender CO2-Emissionen ihrer Dienstwagen auf, sich bei deren Wahl ab sofort für saubere und klimafreundliche Fahrzeuge zu entscheiden. Derzeit ist das Gegenteil der Fall: Beispielsweise verschlechterte sich die CO2-Bilanz des Dienstwagens von Bundesumweltministerin Svenja Schulze von 200 g/km in 2018 zu aktuell 242 g/km.

  • Im Parteienvergleich auf Landesebene weisen die Fahrzeuge der Vertreter von Bündnis90/Die Grünen aktuell die niedrigsten Werte auf. Im Vergleich zu 2018 steigen die Werte bei CDU, CSU, SPD und FDP wieder an. Diese Auswertung basiert auf den NEFZ-Normwerten.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

2019 sind 143 von 237 Fahrzeugen (60 Prozent) mit einem reinen Dieselantrieb ausgestattet, im Jahr 2018 waren es knapp 61 Prozent. Der Trend geht hin zu mehr Plug-In-Hybriden: Deren Anteil bei den Fahrzeugen der deutschen Spitzenpolitiker beträgt in diesem Jahr mittlerweile 31 Prozent. 17 Politiker nutzen einen konventionellen Benziner als Dienstwagen. Erstmals fahren drei Politiker auf Landesebene ein reines Elektrofahrzeug: Die Umweltminister Thorsten Glauber aus Bayern und Franz Untersteller aus Baden-Württemberg sowie Verkehrsminister Winfried Hermann, ebenfalls Baden-Württemberg.

Mit durchschnittlich 207 g/km realem CO2-Ausstoß sind die Dienstwagen der Umweltminister von Bund und Ländern weit vom EU-Flottengrenzwert entfernt. In 2018 waren es noch 197 g/km realer CO2-Ausstoß. Lediglich die Minister aus Bayern und Baden-Württemberg konnten sich in diesem Ranking verbessern, drei Minister weisen den gleichen Wert wie im Vorjahr auf, die restlichen 12 haben sich deutlich verschlechtert. Am niedrigsten sind die Werte der Umweltminister aus Berlin und Hamburg mit 164 und 165 g CO2/km. Bundesumweltministerin Svenja Schulze belegt den drittletzten Platz mit einem durchschnittlichen realen CO2-Ausstoß von 242 g CO2/km. Nur die Fahrzeuge der Umweltminister aus Hessen und Nordrhein-Westfalen (mit jeweils 243 g CO2/km) sind schlechter.

Im Ranking der Bundesminister teilen sich Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner und Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Gerd Müller die Spitzenposition mit jeweils 216 g/km realem CO2-Ausstoß. Entwicklungsminister Gerd Müller war im letzten Jahr noch auf dem vorletzten Platz – er konnte sich zwar im Ranking deutlich verbessern, allerdings sind auch die ersten Plätze noch weit von klimafreundlichen Dienstwagen entfernt. Schlusslicht in diesem Jahr ist Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer mit einem realen CO2-Ausstoß von 258 g CO2/km.

Bestes Bundesministerium ist das Gesundheitsministerium, mit einem durchschnittlichen Wert von 212 g CO2/km, dicht gefolgt vom Finanzministerium mit einen CO2-Ausstoß von 215 g/km. Der Fuhrpark der Minister und Staatssekretäre des Innenministeriums hat seinen Spitzenplatz aus dem Vorjahr eingebüßt und liegt nun auf dem vorletzten Platz mit durchschnittlichen 236 g CO2/km. Am klimaschädlichsten ist das Verteidigungsministerium mit durchschnittlich 243 g CO2/km. 

Bei den Regierungschefs der Länder setzt sich der enttäuschende Trend zu hochmotorisierten Dienstwagen mit durchschnittlich 252 g CO2/km fort. Andreas Bovenschulte (Bremen) fährt einen Plug-In-Hybrid mit einem realen CO2-Ausstoß von 200 g CO2/km und ist damit positiver Spitzenreiter in diesem Ranking. Armin Laschet (NRW) hat sich auf Platz sechs verbessert, nachdem er sich im letzten Jahr den vorletzten Platz mit Volker Bouffier (Hessen) teilte. Der Hessische Regierungschef allerdings zeigt keine Einsicht und belegt auch in diesem Jahr mit einem realen CO2-Ausstoß von 376 g CO2/km den vorletzten Platz. Michael Müller (Berlin) bleibt in diesem Jahr das Schlusslicht und fährt weiterhin seinen Dienstwagen mit einem realen CO2-Ausstoß von 408 g CO2/km. Er belegt damit auch im Gesamtranking der Abfrage den letzten Platz.

Der Blick auf die Dienstwagenflotten der einzelnen Bundesländer ist enttäuschend. Fast alle Bundesländer haben einen höheren durchschnittlichen realen CO2-Ausstoß als im letzten Jahr. Mit durchschnittlich 226 g/km realem CO2-Ausstoß lassen die Klimaschutzbemühungen der Politiker auf Landesebene deutlich zu wünschen übrig. Lediglich in Nordrhein-Westfalen, die im letzten Jahr am schlechtesten abschnitten, hat sich der CO2-Ausstoß verbessert – das Bundesland liegt in diesem Jahr auf Platz 14. Den ersten Platz belegt die Regierung von Bremen mit einem durchschnittlichen realen CO2-Ausstoß von 199 g CO2/km (2018 noch 177 g CO2/km). Die Regierung von Hessen liegt mit dem extrem hohen durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 255 g CO2/km auf (2018: 243 g CO2/km) auf dem letzten Platz. 

Quelle

Deutsche Umwelthilfe 2019

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