Gute Ernte für eine Verkehrswende mit Biokraftstoffen
Wenn die Deutschen in diesen Tagen aus dem Sommerurlaub zurückkehren, haben die meisten von ihnen Hunderte oder Tausende Straßenkilometer hinter sich gebracht und viele Tankfüllungen geleert. Denn der Pkw bleibt das beliebteste Verkehrsmittel im Urlaub – hohe Spritverbräuche im Sommer zeugen davon.
Fossile Energie ist die Antriebskraft für die allermeisten Urlauber. Dabei gibt es mit den Erneuerbaren Energien umweltfreundliche Alternativen. Biokraftstoffe sind eine davon. Nach guten Ernten steht reichlich Energie vom Acker zur Verfügung, ohne die Versorgung mit Lebensmitteln zu gefährden. „Mit einer stärkeren Bereitstellung und Nutzung von nachhaltig erzeugten Biokraftstoffen könnte ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden“, betont der Ge-schäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Philipp Vohrer.
In den Ferienmonaten Juli und August lag der Inlandsabsatz an Ottokraftstoff in den vergangenen beiden Jahren mit weit mehr als 1,6 Millionen Tonnen pro Monat gut 6 Prozent höher als im Jahresmittel. Hauptgrund sind die Urlaubs-fahrten. Der Dieselabsatz steigt in den Sommermonaten ebenfalls auf Höchst-werte. Noch unberücksichtigt ist dabei der Kraftstoffbedarf deutscher Autofahrer an Tankstellen im Ausland. „In Deutschland wie im EU-Mittel bleibt der Anteil der Erneuerbaren Energien im Verkehrssektor derzeit mit jeweils rund 5 Prozent weit unter den Möglichkeiten“, moniert AEE-Geschäftsführer Vohrer. „Für eine Energiewende im Verkehrssektor brauchen wir mehr Biokraftstoffe, mehr E-Mobilität und eine Verlagerung von Verkehr auf die Schiene“, fordert Vohrer.
Rekordernten und Rekordexport
Lieferanten umweltfreundlicher Energie vom Acker sind die Landwirte. In Deutschland wie auch in anderen Ländern auf der Nordhalbkugel nähert sich die diesjährige Getreideernte ihrem Abschluss. Wie schon im vergangenen Jahr wird global mit einem sehr guten Ergebnis gerechnet. So geht das US-Landwirtschaftsministerium in seiner jüngsten Ernteschätzung von Mitte August von einer globalen Rekordernte an Weizen und an Reis aus. Für eine ausreichende Versorgung der Weltbevölkerung mit Lebensmitteln sind daher im Prinzip genügend Feldfrüchte vorhanden. Die Vorräte in den Getreidelagern steigen, obwohl beispielsweise die Exporte der EU an Weizen im gerade abge-laufenen Wirtschaftsjahr mit 32 Millionen Tonnen einen neuen Rekordwert er-reicht haben.
Neben der Versorgung der Weltbevölkerung mit ausreichend Nahrungsmitteln bliebe noch viel Spielraum, um Energie vom Acker verstärkt für eine umwelt-schonende Energieversorgung zu nutzen. Derzeit werden nur rund 6 Prozent der globalen Getreideernte für Biokraftstoffe genutzt. Dabei kommt vor allem Mais in den USA zum Einsatz. In Deutschland sind Energiegetreide wie Roggen aber auch Zuckerrüben die wichtigsten Rohstoffe für Bioethanol. Für Biodiesel ist Raps aus Europa der mit Abstand wichtigste Rohstoff der in Deutschland ansässi-gen Produzenten.
Neben der verstärkten Nutzung Erneuerbarer Energien fordert Vohrer Anreize zur Energieeinsparung. Im Transportsektor gehen die Entwicklungen hier in die falsche Richtung. So hatte sich der Endenergieverbrauch im Verkehrssek¬tor zuletzt wieder erhöht. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Endenergieverbrauch im Transportbereich bis 2020 um 10 Prozent und bis 2050 um 40 Prozent gegenüber 2005 zu verringern. „Mit sinkenden Kraftstoff-verbräuchen könnten wir ohne zusätzlichen Flächenbedarf auch den Anteil von Biokraftstoffen steigern. Das allein reicht aber nicht, wir müssen zusätzliche Ressourcen erschließen“, betont Vohrer.