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Luftverkehr: Privilegien runter, Klimaschutz rauf

Deutschland sollte sich für eine EU-weite Besteuerung des Kerosins für Flugzeuge einsetzen und die Luftverkehrsteuer so erhöhen, dass hierdurch die fehlende Mehrwertsteuer auf internationale Flüge ausgeglichen wird.

Mit diesen und weiteren Vorschlägen kann die bestehende Bevorteilung des Luftverkehrs gegenüber anderen Verkehrsmitteln wie der Bahn beendet und stärkere Anreize zur Senkung der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen gesetzt werden. Das zeigt eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag der Stiftung Klimaneutralität.

„Der Luftverkehr ist die umweltschädlichste Form der Fortbewegung und hat gleichzeitig zahlreiche Privilegien gegenüber anderen Verkehrsträgern“, betont Anne Siemons, Wissenschaftlerin am Öko-Institut, „so ist etwa das Kerosin von der Energiesteuer befreit; auf Flüge, die deutsche Grenzen überschreiten, fällt keine Mehrwertsteuer an. Diese Subventionen sind klimaschädlich und sollten daher gestrichen werden.“

Luftverkehr in der EU und international regulieren

Um Klimaschutz im Luftverkehr voranzubringen, sollten außerdem der EU-Emissionshandel (EU ETS) und das internationale Abkommen CORSIA wirkungsvoller ausgestaltet werden. Bei der anstehenden Reform des EU ETS sollte die kostenlose Zuteilung von Emissionszertifikaten für den Flugverkehr beendet und stattdessen alle Zertifikate versteigert werden. „Der Luftverkehr erhält weiterhin einen großen Teil der Zertifikate umsonst, obwohl es keine Gefahr gibt, dass er in andere Teile der Welt ‚abwandert‘“, sagt Jakob Graichen, Wissenschaftler am Öko-Institut. Zudem sollte der EU ETS weiterhin für alle innereuropäischen Flüge gelten.

Auf internationaler Ebene sollte sich Deutschland dafür einsetzen, dass das internationale Programm CORSIA zur Reduktion und zum Ausgleich von CO2-Emissionen aus dem internationalen Luftverkehr einen echten Beitrag zum Klimaschutz leistet. 2022 wird CORSIA erstmalig überprüft, eine Gelegenheit wichtige Verbesserungen umzusetzen. Dazu gehören ein Nullemissionsziel für den Luftverkehr bis 2050, ambitioniertere Zwischenziele bis 2035, Beimischungsquoten für synthetische Kraftstoffe („E-Fuels“) sowie schärfere Anforderungen an die Qualität der Kompensationszertifikate.

„Derzeit hat CORSIA so gut wie keine Klimawirkung – das muss sich dringend ändern, wenn das Programm überhaupt eine Zukunft haben soll“, konstatiert Dr. Lambert Schneider, Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik am Öko-Institut. „Mittelfristig sollten sowohl der EU ETS und als auch CORSIA die gesamte Klimawirkung des Fliegens einbeziehen, denn die CO2-Emissionen allein machen nur etwa ein Drittel der Klimawirkung aus.“

Hintergrund: Klimaschutz im Luftverkehr heute

Laut dem Dachverband der Fluggesellschaften IATA verursachte der Luftverkehr im Jahr 2018 etwa 905 Millionen Tonnen CO2. Dies entspricht etwa 2,4 Prozent aller vom Menschen verursachten CO2-Emissionen. Wäre der Luftverkehr ein Staat, stünde er damit an sechster Stelle in der Liste der größten Emittenten weltweit.

In Deutschland ist der Anteil des Luftverkehrs mit rund 3,6 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen noch höher; in der EU sind es 4,1 Prozent. In Deutschland machen dabei die Emissionen aus dem internationalen Luftverkehr etwa 94 Prozent aus. Ein Viertel davon entfallen auf Flüge in andere EU-Staaten, etwas weniger als drei Viertel auf Flüge in Nicht-EU-Staaten; etwa sechs Prozent der Emissionen entstehen durch innerdeutsche Flüge. Zudem stiegen in Deutschland die Emissionen aus dem internationalen Luftverkehr von 1990 bis 2018 um fast 150 Prozent, in der EU nahmen sie um etwa 140 Prozent zu.

Die klimaschädigende Wirkung des Luftverkehrs geht dabei deutlich über die CO2-Emissionen hinaus. Denn neben dem direkten Ausstoß von Treibhausgasen hat der Luftverkehr weitere schädliche Auswirkungen auf das Klima durch Wolkenbildung und andere chemische Prozesse, sogenannte Nicht-CO₂-Effekte. Insgesamt ist der Beitrag des Luftverkehrs zur Erderhitzung im globalen Durchschnitt etwa drei Mal so groß wie der Beitrag der CO2-Emissionen allein.

Quelle

Öko-Institut e.V. 2021

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