Ohne Elektroautos kein ausreichender Klimaschutz
Für wirksamen Klimaschutz brauchen wir Elektrofahrzeuge. Eine Forschergruppe erklärt, warum daran kein Weg vorbeiführt. Zudem ist der Klimavorsprung von E-Autos vor Verbrennern deutlich gewachsen. Denn der Anteil Erneuerbarer am Strommix nimmt zu.
Wissenschaftler aus drei Forschungseinrichtungen haben gemeinsam untersucht, wie der Verkehrssektor dekarbonisiert werden kann. Das Resultat fällt eindeutig aus: An der Elektromobilität für den Privatverkehr führt kein Weg vorbei.
Das Forschungsprojekt wurde vom Nachhaltigkeitsbeirat von Volkswagen unterstützt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt – die Wolfsburger verfolgen laut eigener Aussage eine konsequente E-Auto-Strategie. Doch die Forscher seien „vollkommen unabhängig“ gewesen, betont Christian Bauer vom Schweizer Paul Scherrer Institut (PSI), einer der beteiligten Wissenschaftler. Vielmehr sei es darum gegangen, nicht im Elfenbeinturm zu forschen und Entscheidungsprobleme von Politik und Unternehmen besser zu verstehen.
Neben dem PSI waren das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) an der Untersuchung beteiligt. Zwei der Wissenschaftler stellten die Studienergebnisse in einem Interview auf dem Webportal der Volkswagen AG vor.
2050 darf kein Verbrennungsmotor mehr auf der Straße sein
Christian Bauer vom PSI bringt es auf den Punkt: „Für wirksamen Klimaschutz brauchen wir E-Autos. In der Wissenschaft ist diese Antwort schon länger klar. Es ist aber nicht gelungen, die Erkenntnis auch in der Öffentlichkeit ausreichend zu kommunizieren. Dadurch gibt es immer wieder Diskussionsbeiträge, die weitgehend frei sind von Sachkenntnis. Um es klar zu sagen: Wenn Europa 2050 klimaneutral sein will, dann darf zu diesem Zeitpunkt kein Verbrennungsmotor mehr auf der Straße sein – zumindest bei Personenwagen. Gleichzeitig müssen wir den Stromsektor von fossilen Energieträgern befreien.“
Dass mit Benzinern und Dieselfahrzeugen CO2-Emissionen nie ganz vermieden werden können, kann wohl jeder verstehen. E-Autos haben das Potenzial, klimaschädliche Emissionen drastisch zu senken. Bereits heute haben sie in fast allen europäischen Ländern einen klaren Klimavorteil gegenüber Verbrennern. Das liegt am zunehmenden Anteil Erneuerbarer Energien am Strommix, mit denen die Autos geladen werden.
Batterieantrieb nicht gegen Wasserstoff ausspielen
Batterie- und Wasserstoffautos sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Je nach Nutzungszweck sei das eine oder andere sinnvoller, erklärt Bauer und fügt hinzu: „Ein großer Vorteil der Batterieautos besteht darin, dass sie den Strom im Betrieb effizienter nutzen – etwa um den Faktor 2,5.“ Das sei wichtig, denn erneuerbarer Strom ist knapp. Auch über den Lebenszyklus, einschließlich Herstellung, brauchten Batteriefahrzeuge weniger Energie als Wasserstoffautos. Wo es die Nutzung zulässt, sollten Autos deshalb batterieelektrisch fahren. Die Vorteile des Wasserstoffs, schnelles Tanken und hohe Reichweite, kämen besonders im Lkw-Verkehr zum Tragen, wo lange Distanzen mit hoher Beladung zurückgelegt werden.
Die Politik sei vor allem in zwei Handlungsfeldern gefragt: dem Ausbau der Ladeinfrastruktur und der Bepreisung von CO2-Emissionen. Schädlich sei die große Unsicherheit, wie sich die Preise mittelfristig entwickeln werden. Dadurch würden Investitionen verzögert. An dieser Stelle sollte dringend nachgebessert werden, am besten mit einer sektorübergreifenden europäischen Lösung.
Die Erkenntnisse zu ausgewählten Handlungsfeldern wurden in Kurzdossiers veröffentlicht.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (cw) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 28 / 2019 | „Urbane Energiewende“ | Jetzt lesen | Download