Pkw-Neuzulassungen: Energieeffizienz steigt, aber CO2-Ziele erfordern weitere Maßnahmen
75 Prozent Wachstum in Effizienzklasse A+ – Durchschnittlicher Kraftstoffverbrauch sinkt insgesamt nur leicht – Größter Zuwachs bei SUVs – Alternative Antriebe weiterhin auf niedrigem Niveau.
Der Absatz von schadstoffarmen Fahrzeugen hat 2015 deutlich zugenommen: in der höchsten Effizienzklasse A+ um 75 Prozent, in der Effizienzklasse A um 25 Prozent. Doch der durchschnittliche Verbrauch aller Neuwagen geht insgesamt nur langsam zurück. Grund dafür sind der steigende Absatz von leistungs- und verbrauchsstarken SUVs (Sport Utility Vehicles), der Rückgang bei Kleinwagen und der weiterhin geringe Anteil der alternativen Antriebe wie Elektro, Erdgas oder Wasserstoff. Das zeigt ein Bericht der Deutschen Energie-Agentur (dena) auf Basis von Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes.
„Die Steigerung der Fahrzeugeffizienz weist in die richtige Richtung, aber für die erforderliche Trendwende bei den Emissionen brauchen wir deutlich mehr Bewegung im Markt“, sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena). „Die Hersteller bieten eine breite Palette an energieeffizienten Fahrzeugen an. Mit dem Pkw-Label lassen sich die Verbrauchs- und Emissionsmerkmale leicht miteinander vergleichen. Wenn wir das für 2020 gesetzte CO2-Ziel für Neuwagen erreichen wollen, müssen wir das Tempo weiter erhöhen, vor allem beim Absatz von Elektro- und Erdgasfahrzeugen.“
Die durchschnittlichen CO2-Emissionen aller neu zugelassenen Pkws lagen 2015 bei 128,8 Gramm pro Kilometer, 4 Gramm beziehungsweise 3 Prozent weniger als im Vorjahr. Bis 2020 muss der durchschnittliche Ausstoß EU-weit auf 95 Gramm pro Kilometer sinken. Diesen Wert erreichen derzeit nur knapp 3 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge in Deutschland, darunter vor allem Minis, Kleinwagen und alternative Antriebe. Setzt sich die bisherige Entwicklung fort, wird Deutschland das Emissionsziel für das Jahr 2020 verfehlen.
70 Prozent der Neuzulassungen gehören zu den grünen Effizienzklassen A+, A und B
Insgesamt wurden 2015 über 3,2 Millionen Pkws neu zugelassen, mehr als in den letzten sechs Jahren. 70 Prozent der Neufahrzeuge gehören zu den im Pkw-Label grün gefärbten Effizienzklassen A+, A und B. Im Vorjahr waren es 58 Prozent. Die meisten Pkws wurden in Effizienzklasse B zugelassen (34 Prozent), gefolgt von den Klassen A (24 Prozent), C (19 Prozent) und A+ (11 Prozent). Während der Absatz in den grünen Klassen deutlich zunahm, ging er in den Klassen C, D und E jeweils um rund 25 Prozent zurück.
Das absatzstärkste Fahrzeugsegment ist weiterhin die Kompaktklasse mit einem Marktanteil von 27 Prozent. Der Anteil der Effizienzklassen A+, A und B liegt bei Kompakt-Pkw mit 80 Prozent über dem Durchschnitt. Besonders stark sind die grünen Effizienzklassen bei Wagen der oberen Mittelklasse (96 Prozent) und der Mittelklasse (90 Prozent). Den größten Absatzzuwachs verzeichneten SUVs und Geländewagen, um 71.000 beziehungsweise 13 Prozent auf 600.000 Neufahrzeuge. Hier liegt der Anteil der grünen Effizienzklassen bei 63 Prozent.
Alternative Antriebe bleiben Nischenmarkt
Der Absatz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben stieg zwar um 10 Prozent auf 56.000, aber das Segment erreicht weiterhin nur einen sehr geringen Marktanteil (1,7 Prozent). Unter den alternativen Antrieben haben Hybridfahrzeuge – einschließlich der so genannten Plug-in-Hybride, deren Akku nicht nur über den Verbrennungsmotor, sondern auch über das Stromnetz aufgeladen werden kann – mit 33.000 den größten Anteil an den Neuzulassungen. Darauf folgen reine Elektrofahrzeuge (12.500), Erdgas (5.285) und Flüssiggas (4.716). Während Hybrid- und Elektrofahrzeuge zulegten (plus 50 beziehungsweise 20 Prozent), verzeichneten Erdgas- und Flüssiggas-Pkws ein deutliches Absatzminus (30 beziehungsweise 40 Prozent).
„Der Autoverkehr basiert nach wie vor fast ausschließlich auf Erdöl, obwohl mittlerweile Alternativen in allen Fahrzeugsegmenten zur Verfügung stehen“, betont Kuhlmann. „Wenn wir vorankommen wollen, brauchen wir eine schlüssige Gesamtstrategie und passende Rahmenbedingungen. Langwierige und widersprüchliche Diskussionen über mögliche politische Maßnahmen verunsichern Kunden und Hersteller. Deshalb ist es gut, dass jetzt mit der Kaufprämie für Elektrofahrzeuge eine Entscheidung gefallen ist. Auch die Entscheidung, die Energiesteuerermäßigung für Erdgas und Biomethan zu verlängern, darf nicht weiter verzögert werden. Als Ziele sollten wir eine groß angelegte Innovationsoffensive, den Aufbau neuer Infrastrukturen und die Entwicklung neuer Dienstleistungen anstreben. Dabei geht es nicht nur um Klimaschutz und Energiewende, sondern auch um die Zukunft der Mobilität und der Automobilindustrie.“
Zum Pkw-Label
Das Pkw-Label zeigt anhand einer Farb- und Buchstabenskala, wie energieeffizient ein Neuwagen ist. Grün beziehungsweise A+ steht für die höchste Energieeffizienzklasse, rot beziehungsweise G für die niedrigste. Neben den Angaben zur Effizienzklasse umfasst das Label Angaben zu Kraftstoffverbrauch und -kosten sowie zur Kfz-Steuer. Kaufinteressierte können so verschiedene Modelle eines Fahrzeugsegments beurteilen und miteinander vergleichen.
Die Internetseite www.pkw-label.de bietet Verbrauchern, Autohändlern und Flottenbetreibern umfangreiche Informationen rund um das Pkw-Label. Neuwagen im Handel müssen seit dem 1. Dezember 2011 mit dem Label gekennzeichnet werden. Händler können es mithilfe des Internetangebots der dena auch selbst erstellen. Änderungen der Berechnungsgrundlage für Kraftstoffpreise oder die Kfz-Steuer werden laufend eingearbeitet.
Zum Bericht
Der Bericht „Entwicklung der Neuzulassungen CO2-effizienter Pkws“ wurde von der dena-Initiative „Umsetzungsplattform Pkw-Label“ erstellt und steht unter www.pkw-label.de/infothek/download bereit. Als Grundlage dienten aktuelle Pkw-Neuzulassungsdaten des Kraftfahrt-Bundesamts. Die „Umsetzungsplattform Pkw-Label“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.
- Bericht: „Entwicklung der Neuzulassungen CO2-effizienter Pkws“
- Entwicklung der Pkw-Neuzulassungen nach CO2-Effizienzklassen