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Riesiges Flächenpotenzial für Photovoltaik auf Parkplätzen

Die Ausbaugeschwindigkeit in der Photovoltaik (PV) soll zur Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahren in Deutschland auf 22 Gigawatt (GW) jährlich verdreifacht werden.

Daher geraten auch verfügbare Flächen fernab der gängigen Frei- und Eigenheimdachflächen ins Visier. Ob auf Carports oder zur Überdachung von Parkplätzen – Parkplatz-PV stellt eine jüngst von der Politik geförderte Anwendung der PV dar.

Diese bietet zahlreiche Vorzüge: Bereits versiegelte Parkplatzflächen können so doppelt genutzt werden, die Überdachung bietet Schutz vor Sonne und Witterung und im Verbund mit Wallboxen und Ladesäulen kann der Strom direkt dort genutzt werden, wo er erzeugt wird.

Imagegewinn und CO2-Einsparung mit Parkplatz-PV

Parkplatz-PV-Anlagen bieten heute Versorgungslösungen fernab individuell umgesetzter Eigenheim-Solarcarports: Im großen Stil können sie im Gewerbesegment und in der kommerziellen Nutzung einerseits die Eigenversorgung von Unternehmen und Gewerbeimmobilien mit Solarstrom sicherstellen. Andererseits können große Parkplatzanlagen zum Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für E-Mobilität und damit zur Verkehrswende beitragen. Der Imagegewinn ist ein positiver Faktor für die Betreiber, die so auch wirksame CO2-Einsparmaßnahmen umsetzen, ihren Klimaschutzverpflichtungen nachkommen und Wertschöpfung aus Parkplatzflächen generieren können. Nebenbei schont die Überdachung den Parkplatzbelag.

Trotzdem muss Parkplatz-PV noch einige Hürden nehmen: Derzeit sind der Planungsaufwand sowie die Anforderungen aufgrund baurechtlicher Vorgaben noch höher als im Vergleich zu traditionellen Dachanlagen, ebenso die Investitionskosten, schließt man die speziellen Überdachungskonstruktionen in die Berechnung mit ein.

Brachliegendes Potenzial für Parkplatz-PV riesig

Auf dem 38. PV-Symposium 2023 in Bad Staffelstein/Deutschland zeigte Fritz Haider vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE das unglaubliche, noch brachliegende Potenzial von Parkplatz-PV in Deutschland auf: Laut seiner Berechnung basierend auf OpenStreetMap-Daten belaufe sich die Gesamtfläche an Parkplätzen auf 47.060 Hektar mit annähernd 360.555 Fahrzeugstellplätzen. Legt man gemäß dieser Ermittlung ein technisches Flächenpotenzial von 284 Quadratkilometern zugrunde, d.h. bei einer ganzflächiger PV-Anwendung auf den Stellplätzen und bei einem spezifischen Ertrag von 930 Kilowattstunden (kWh) im Jahr entspricht dies dem technischen Leistungspotenzial von 59 GWp (Gigawattpeak). Das würde bei voller Ausnutzung des simulierten Potenzials bedeuten, dass ein knappes Viertel der 215 GW installierter PV-Leistung, die die deutsche Bundesregierung für 2030 anstrebt, aus Parkplatz-PV stammen könnte.

Parkplatz-PV-Pflicht in sechs deutschen Bundesländern

Das Problem: Die in verschiedenen deutschen Bundesländern verabschiedeten Verpflichtungen zu Parkplatz-PV gelten derzeit nur für Neubauten, nicht für Parkplätze im Bestand. Immerhin gibt es in den Bundesländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen bereits seit Anfang 2022 eine PV-Pflicht für neue Parkplätze ab 35 Stellplätzen. Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zogen Anfang 2023 nach, wobei die Mindestanzahl der Stellplätze für eine PV-Pflicht hier zwischen 50 und 100 variiert. In Hessen tritt eine ähnliche Regelung ab 35 respektive 50 Stellplätzen im November 2023 in Kraft. Um bestehende Flächenpotenziale zu heben, bedarf es Anreizen für Bestandsparkplätze.

EEG: Defizite bei der Parkplatz-PV-Förderung

Regulatorischer Nachbesserungsbedarf wird auch klar in der derzeitigen Behandlung von Parkplatz-PV im EEG gesehen: Mit PV überdachte Stellplätze gelten demnach als sonstige bauliche Anlagen, für welche die Basisvergütung gilt. Dabei wird derzeit nicht berücksichtigt, dass die Investitionskosten im Vergleich zu klassischen Aufdachanlagen um bis zu 50 Prozent höher sind, was dazu führt, dass die Parkplatz-PV nur in Verbindung mit Eigenverbrauchs- und E-Mobilitäts-Integrationslösungen als wirtschaftlich sinnvoll erachtet wird.

Wachsender Markt: Innovationen und Entwicklungen

Der weltweite Markt für Solar-Carports erreichte im Jahr 2022 laut einer Erhebung von Market Data Forecast den Spitzenwert von umgerechnet rund 482 Millionen Euro und wird dieser Prognose zufolge bis zum Jahr 2028 auf rund 630 Millionen Euro wachsen. Die Umsetzung von Parkplatz-PV-Anlagen bietet dabei noch viel gestalterischen Spielraum: Unterschieden wird zwischen der kompletten Überdachung der Gesamtfläche eines Parkplatzes und der Überbauung lediglich der Fahrzeugstellplatzfläche.

Carports: schlanke Konstruktionen mit Naturmaterialien

Aktuelle Entwicklungen zahlen auf die Ästhetik von Carport-Konstruktionen ein. So sollen Stahlrahmen und Dächer so schlank wie möglich gehalten und die natürliche Materialien wie Holz verwendet werden. Ein Beispiel dafür ist der PV-Carport auf dem Firmengelände des Energieversorgers EnergieDienst in Rheinfelden, Deutschland. Die 504 installierten PV-Module bilden eine semi-transparente Dachhaut. Bei der Dachkonstruktion wurde auf eine Holz-Stahl-Hybridbauweise gesetzt. Ergänzt wurde die Anlage mit 14 Wallboxen mit einer Ladeleistung von jeweils 22 kW AC und einem 110 kWh (Kilowattstunden)-Batteriespeicher.

Pionierprojekte für Parkplatz-PV

Projekte, die auch bei Parkplatz-PV neue Maßstäbe setzen, gibt es in Deutschland und weltweit viele: Den größten PV-Parkplatz Deutschlands errichtet derzeit die Mosolf-Gruppe in ihrem Logistikzentrum in Rackwitz, Sachsen. Auf einer Fläche von neun Hektar wird die Anlage, bestehend aus 35.000 Solarmodulen, nach Fertigstellung eine Spitzenkapazität von 16 MW erreichen und etwa 6.000 Kraftfahrzeugstellplätze überdachen. Der erzeugte Grünstrom wird ins Netz eingespeist, die Anlage erzeugt 40-mal so viel Strom, wie das Unternehmen selbst verbraucht. Ein weiteres Großprojekt wurde in Deutschland am Düsseldorfer Flughafen Weeze realisiert: Eine vier MW-Solaranlage montiert auf 66 Carports, die 1.350 Parkplätze überdacht. Der Strom wird direkt vom Flughafen verbraucht.

Die größte Parkplatz-PV-Anlage weltweit lässt sich derzeit in Biddinghuizen in den Niederlanden finden: Das 35 MW-Solarcarport mit 90.000 Solarpanels überdacht 15.000 Parkplätze eines Veranstaltungsgeländes, auf dem jährlich mehrere große Musikfestivals stattfinden. Der dort erzeugte Strom ersetzt den bisherigen Einsatz von verschmutzenden Generatoren. Lediglich ein Prozent des erzeugten Stroms wird für den Betrieb der Festivals verbraucht, der Rest ins Netz eingespeist. Außerhalb der Festival-Zeiten grasen Schafe auf dem 35 Hektar großen Gelände.

Am Produktionsstandort Silverton Assembly Plant des Automobilherstellers FORD in Pretoria, Südafrika, deckt eine 13,5 MW-Parkplatz-PV-Anlage mit 30.226 Solarmodulen nun 35 Prozent des Strombedarfs des Werks. Es ist ein Beitrag zu den Firmenzielen, bis 2035 nur noch mit klimaneutralem Strom zu produzieren.

Solar-Carports auf The smarter E Europe 2023

Neueste Trends und Innovationen für PV-Carports präsentiert Europas größte energiewirtschaftliche Plattform The smarter E Europe mit ihren vier Fachmessen Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe vom 14. bis 16. Juni auf der Messe München. Auf dem Außengelände gibt es dieses Jahr einen Ausstellungsbereich zu Solar-Carports.

Über die Trendpapiere

Weitere Informationen finden Sie unter:

Quelle

INTERSOLAR EUROPE 2023 | von Sarah Hommel de Mendonça

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