Teure Sanierungswelle auf Österreichs Straßen aufgrund von Klimaschäden
VCÖ: Sanierung bestehender Straßen wichtiger als Bau neuer Straßen.
Österreichs Straßennetz erstreckt sich über mehr als 128.000 Kilometer und ist damit um zwei Drittel länger als das der Schweiz. Bei einer aktuellen Fachveranstaltung des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) betonten Experten, dass die Sanierungskosten aufgrund des Alters der Straßen, Brücken und Tunnel in den kommenden Jahren für Bund, Länder und Gemeinden stark ansteigen werden. Zudem werden die Reparaturkosten durch Klimaschäden erheblich zunehmen. Der VCÖ fordert daher, dass die Sanierung des bestehenden Netzes Vorrang vor dem Bau neuer Straßen haben soll, um die Mobilität der Bevölkerung und die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
Die Instandhaltungskosten von Autobahnen und Schnellstraßen haben sich in den letzten Jahren drastisch erhöht: von 131 Millionen Euro im Jahr 2000 auf 717 Millionen Euro im Jahr 2023. Große Generalsanierungen wie die der Luegbrücke auf der A13 Brennerautobahn und die Sanierung der Tunnelkette auf der A10 Tauernautobahn verdeutlichen den enormen finanziellen Aufwand.
Zwei große Herausforderungen
„Österreichs Verkehrsinfrastruktur steht vor zwei sehr großen Herausforderungen: altersbedingte Generalsanierungen und zunehmende Extremwetterereignisse, die Schäden verursachen und die Verkehrsinfrastruktur beeinträchtigen,“ erklärte VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Es sei wichtig, den Gütertransport verstärkt auf die Schiene zu verlagern und die Lkw-Belastung zu reduzieren, da Lkw-Verkehr maßgeblich zur Abnutzung der Straßen beiträgt.
Infrastrukturexperte Markus Hoffmann betonte, dass die Instandsetzungskosten in Österreich bei Landesstraßen im Durchschnitt bei 210 Euro pro Quadratmeter liegen, bei Brücken dreimal so hoch und bei Tunneln fast viermal so hoch sind. Die Zukunftsaufgabe bestehe darin, eine nachhaltige Sicherung des Bestandes durch rechtzeitige Sanierung, Recycling und Nutzung nachhaltiger Materialien zu gewährleisten.
Klimawandel und Verkehrsinfrastruktur
Die Wissenschafterin Birgit Bednar-Friedl vom Wegener-Center der Uni-Graz erläuterte, dass Starkregen und Überschwemmungen durch den Klimawandel zunehmen und damit die Risiken für das Verkehrssystem erhöhen. Bereits zehn Prozent der Instandhaltungskosten in Österreich gehen auf Wetterextreme zurück. In den letzten Jahren haben sich die Kosten für Reparaturen aufgrund von Muren, Hochwasser und Stürmen verdreifacht.
Das Schienennetz Österreich ist mit 5.577 Kilometer zwar deutlich kleiner als das Straßennetz, aber ebenfalls vom Klimawandel massiv betroffen. Allein die Infrastrukturschäden auf der neuen Westbahnstrecke infolge des Hochwassers im September des Vorjahres belaufen sich auf rund 100 Millionen Euro. Eisenbahn-Experte Markus Loidolt von der TU-Graz zeigte auf: „Die Eisenbahninfrastruktur steht seit jeher unter dem Einfluss von Naturgewalten, doch der Klimawandel bringt neue Herausforderungen mit sich. Diese müssen durch technische Anpassungen und strategisches Risikomanagement adressiert werden.“ So kann Hitze zu Gleisschäden führen, Steinschläge, Muren, Stürme und eben Überschwemmungen sind weitere Gefahren.
Ausblick
Abschließend betonten Experten die Notwendigkeit, die vorhandene Verkehrsinfrastruktur effizient und nachhaltig zu erhalten, anstatt neue Straßen zu bauen. Dies erfordert technische Anpassungen und strategisches Risikomanagement, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken.
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