Umfrage: Wie ein Neustart auf Deutschlands Straßen nach Corona aussieht
Autofahrer suchen schnellste Navistrecke – ohne Fokus auf Umweltschutz
Die Staumeldungen auf Deutschlands Straßen dürften nach der Corona-Krise schnell zurückkehren: 76 Prozent der Bundesbürger bewerten damit verknüpfte Belastungen für die Umwelt eindeutig negativ. Gut ebenso viele sind deshalb bereit, eine Navigationsanwendung zu nutzen, um Straßen zu entlasten. Überraschend: Bei der Streckenauswahl ist 64 Prozent in erster Linie die kürzeste Reisezeit wichtig – welche Auswirkungen die Route dabei auf die Umwelt hat, fällt bei der Mehrheit jedoch nicht ins Gewicht. Das sind Ergebnisse der Studie „Traffic Index 2020“ von Kapsch TrafficCom. Dafür wurden bevölkerungsrepräsentativ 1.000 Bundesbürger von einem Marktforschungsinstitut in Deutschland befragt.
80 Prozent der Autofahrer in Deutschland wollen als Reaktion auf überlastete Straßen und Staus Navigationsgeräte verstärkt nutzen. Bei der Streckenauswahl und Steuerung sollten aber zumindest Verkehrsplaner darauf achten, dass Umweltbelastungen, wie beispielsweise der CO2-Ausstoß, so gering wie möglich ausfallen. Das erfordert allerdings insgesamt ein Umdenken: Denn aktuell sind den Autofahrern nur Routen wichtig bis sehr wichtig, die die kürzeste Reisezeit bieten (64 Prozent), die zuverlässigste Reisezeit ermöglichen (63 Prozent) oder die kürzeste Entfernung auswählen (56 Prozent). Die geringste Auswirkung auf die Umwelt bleibt dagegen mit einer Zustimmung von 44 Prozent deutlich dahinter zurück.
„Die vernetzte Navigation ist eine Schlüsseltechnologie, um die Stau- und Schadstoffbelastung auf Deutschlands Straßen grundlegend zu verringern“, sagt Gerd Gröbminger, Vice President Sales bei Kapsch TrafficCom. „Den Wunsch der Autofahrer, Navigationsanwendungen für einen verbesserten Verkehrsfluss zu nutzen, sollten die öffentlichen Planer aufgreifen. Es gilt, ein digitales Verkehrsmanagement anzubieten, das gesellschaftlich wichtige Umweltziele berücksichtigt und gleichzeitig in der Praxis überzeugt.“
In Pilotprojekten haben sich beispielsweise adaptive Ampelsteuerungen bewährt, die sich automatisch der aktuellen Verkehrssituation anpassen. Eine solche Signalsteuerung ist heute schon in Madrid installiert – hier wurde seither das Stauaufkommen um etwa 20 Prozent reduziert. Wenn Autodaten in einem zweiten Schritt mit dem Verkehrsleitnetz verbunden werden, lässt sich das Stauaufkommen noch deutlich stärker verringern. Gleichzeitig wird der CO2-Ausstoß gesenkt und der Verkehrsfluss über die Routenempfehlungen gleichmäßiger auf das Straßennetz verteilt.
„Die Pilotbeispiele zeigen heute schon, dass die Lage auf den Straßen in Deutschland nicht auf einem unzufriedenstellenden Niveau stehen bleiben muss – das können wir besser machen“, sagt Gerd Gröbminger.