Viertelmillion E-Autos fahren bis Ende 2019 auf deutschen Straßen
Bis Ende dieses Jahres wird nach Berechnung der Automotive-Experten der Managementberatung Horváth & Partners zunächst die Marke von 250.000 Elektroautos auf deutschen Straßen durchbrochen. Die Bundesregierung hatte ihr Ziel, eine Million dieser Fahrzeuge zulassen zu wollen, im vergangenen Jahr vom Jahr 2020 auf 2022 korrigiert.
Zur Entwicklung eines echten Massenmarktes, in dem die Autoindustrie ausreichende Margen erzielt, sind aus Sicht der Horváth-Experten aber eine Verdopplung der E-Prämie sowie noch mehr neue Modelle notwendig.
Fast 150.000 Elektrofahrzeuge waren Ende 2018 in Deutschland zugelassen, davon rund 83.000 rein elektrisch. Im Vergleich zu 2016 ist dies eine Steigerung von 65 Prozent pro Jahr. Wird diese Wachstumsgeschwindigkeit beibehalten, kann das nun für 2022 ausgegebene Millionenziel der Bundesregierung erreicht werden. Dies sind Ergebnisse des jährlichen „Fakten-Check Elektromobilität“ der Managementberatung Horváth & Partners.
Durchbruch der 250.000er Marke noch 2019 möglich
Im Jahr 2019 kann aus Sicht der Experten von Horváth & Partners sogar das „Etappenziel“ erreicht werden, dass zwischen Flensburg und Sonthofen eine Viertelmillion Elektroautos fahren. Gründe dafür sind die Einführung weiterer Plug-in-Hybride sowie steigende Reichweiten neuer Elektromobile – beides wichtige Faktoren, die die Anziehungskraft der E-Autos für Kunden deutlich erhöhen.
Auch die seit dem 1. Januar 2019 eingeführte Vergünstigung für Dienstwagen mit Elektro- oder Hybridantrieb, die für alle Neuzulassungen bis 31. Dezember 2021 gilt, wird zu einer signifikanten Attraktivitätssteigerung bei Firmenwagen führen. Die Bemessungsgrundlage für den geldwerten Vorteil halbiert sich, wodurch Arbeitnehmer monatlich nur noch 0,5 Prozent des Listenpreises versteuern müssen. Darüber hinaus hat die Bundesregierung vor kurzem die Verlängerung der Umweltprämie („E-Prämie“) bis 2020 beschlossen.
„Deutschland fährt mit angezogener Handbremse“
Die bisherigen Maßnahmen reichen laut Horváth & Partners jedoch nicht aus, um das Erreichen des Millionenziels 2022 zu garantieren. Zudem entwickelt sich der globale Markt den Experten zufolge derart dynamisch, dass das Tempo angezogen werden sollte. „Bei der E-Mobilität fahren wir in Deutschland und in Gesamteuropa aktuell noch sprichwörtlich mit der angezogenen Handbremse“, sagt Dr. Oliver Greiner, Studienleiter und Partner bei Horváth & Partners. Im vergangenen Jahr wurden lediglich acht neue reine Elektrofahrzeug-Modelle und -Varianten in den deutschen Markt eingeführt. Für 2019 rechnen die Experten mit mehr als zehn neuen Modellen, insbesondere im Segment der Oberklasse. Doch das reicht nach Greiners Einschätzung nicht. „Auch wenn die Modellvielfalt in den nächsten Jahren steigen wird – ein massentaugliches E-Portfolio hat bisher kein großer Hersteller im Programm oder zumindest angekündigt“, so der Experte.
E-Prämie soll Schub geben
Um den Markt effektiv anzukurbeln, halten die Experten von Horváth & Partners eine Verdopplung der E-Prämie für unerlässlich. Anstatt mit bisher 2.000 Euro würde ein Elektroauto unter 30.000 Euro dann mit 4.000 Euro vom Bund gefördert.
„Der durchschnittliche Preisaufschlag für ein Elektroauto im Vergleich zum Verbrenner lag Ende 2018 auch unter Berücksichtigung der E-Prämie bei fast 30 Prozent, wie unser aktueller Fakten-Check zeigt. In Kombination mit Nachteilen wie der noch relativ geringen Reichweite ist diese Preisdifferenz momentan noch zu hoch, Autokäufer haben zu wenig Anreize“, sagt Andreas Brauchle, Partner im Bereich Automotive bei Horváth & Partners.
Weiteres Tempo entscheidet über Wirtschaftlichkeit der deutschen Autoindustrie
Erst wenn das Millionenziel erreicht ist, also frühestens 2022, gehen die Experten davon aus, dass die angeschobenen Marktmechanismen automatisch greifen und Elektromobilität aus eigener Kraft die Verbrenner ersetzt. Mit den dann erzielbaren Skaleneffekten könnten die Automobilhersteller auch bei Elektrofahrzeugen auskömmliche Margen erzielen. Für die deutsche Automobilindustrie wäre dies zur Erfüllung der verschärften CO2-Vorgaben der EU sowie zum Erhalt ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit von hoher Bedeutung. „Je früher der Schalter zum Massenmarkt umgelegt wird, desto besser für die hiesige Autoindustrie“, so Greiner.