‹ Zurück zur Übersicht

© pixabay.com | geralt | Newspaper Trump

Klimaskeptizismus – Politik gegen Physik: Trumps Klima-Feldzug geht weiter

Die Trump-Regierung will die rechtliche Basis für zahlreiche Klimagesetze in den USA kippen.

Ein umstrittener Regierungsbericht stellt die Wissenschaft infrage – Expert:innen kritisieren massive Fehler und einen „wirklich erschreckenden“ Umgang mit Forschungsergebnissen. Die Wissenschaft, ganz besonders die Klimawissenschaft, ist zur Lieblingsfeindin der US-Regierung unter Donald Trump geworden.

Nach Stellenkürzungen, der Streichung von Fördergeldern und der Entfernung aller zentralen Klimaberichte von Regierungswebsites wird nun der nächste, ungleich schwerer wiegende Coup vorbereitet. Die US-Regierung will die rechtliche Grundlage zur Regulierung von Treibhausgasemissionen aufheben.

Das hatte der Chef der Umweltbehörde EPA, Lee Zeldin, Ende Juli angekündigt. Konkret geht es dabei um das sogenannte „Endangerment Finding“ der US-Umweltbehörde von 2009. Dahinter verbirgt sich die formelle Feststellung der Behörde, dass derzeitige und prognostizierte Treibhausgaskonzentrationen eine „Gefahr für die öffentliche Gesundheit und das Wohlergehen gegenwärtiger und zukünftiger Generationen“ sind.

Diese Feststellung bildet das Fundament der entsprechenden US-Emissionsvorschriften etwa für Fahrzeuge oder Kraftwerke auf Bundesebene. Solange sie gültig ist, ist die Umweltbehörde rechtlich dazu verpflichtet, Treibhausgase zu regulieren.

Mit dem Vorstoß wolle die Trump-Regierung 16 Jahre Unsicherheit für US-Autohersteller und Verbraucher beenden, erklärte Zeldin. Der Republikaner gilt als enger Vertrauter Trumps. Wenige Tage vor seiner Ankündigung hatte er mindestens 140 Mitarbeiter:innen seiner Behörde zwangsbeurlaubt, nachdem sie die Kursänderung der Behörde in einem Brief kritisiert hatten.

Über 100 Fehler auf 140 Seiten

Ebenso nur wenige Tage vor Zeldins Verkündung veröffentlichte das US-Energieministerium einen Bericht mit dem Titel: „Eine kritische Überprüfung der Auswirkungen von Treibhausgasemissionen auf das Klima in den USA“.

Auf den 140 Seiten befinden sich zahlreiche falsche und irreführende Aussagen. Carbon Brief, ein britisches Fachmedium, zählte gemeinsam mit Klimaforscher:innen über 100 Fehler.

1980 waren Solarmodule auf dem Dach des Weißen Hauses installiert – heute nicht mehr vorstellbar.
(Bild: Matt H. Wade/Wikimedia Commons)

Die Autor:innen des Berichts greifen dabei tief in die Klimaskeptiker-Mottenkiste. So wird die positive Wirkung von CO2 auf das Pflanzenwachstum betont, während die indirekten negativen Auswirkungen, namentlich der menschengemachte Klimawandel, ausgespart werden.

Dann wird die Erderwärmung mit Verweis auf alte oder nachweisbar fehlerhafte Studien der natürlichen Schwankung der Sonneneinstrahlung in die Schuhe geschoben. Dabei zeigen aktuelle wissenschaftliche Modelle wie SATIRE und NRLTSI, die auf Beobachtungsdaten basieren: Seit etwa 1950 hat die Sonnenaktivität keinen nennenswerten Beitrag zur globalen Erwärmung geleistet.

Ihre Ergebnisse stimmen erstaunlich genau mit den Satellitendaten überein, die seit 1978 präzise Messungen ermöglichen.

Der Konsens in den Weltklimaberichten in Bezug auf die Bedeutung der Sonnenstrahlung sei nur durch das Unterdrücken abweichender wissenschaftlicher Meinungen zustande gekommen, kritisiert der Bericht.

Dem widersprach der Astrophysiker Theodosios Chatzistergos: Wenn ernsthafte methodische Fehler auffallen, etwa willkürliche Annahmen oder fabrizierte Daten, sei es wissenschaftlich angemessen, solche Ergebnisse als unplausibel zu vernachlässigen. Wissenschaftliche Standards einzuhalten, sei keine Unterdrückung abweichender Meinungen, so Chatzistergos.

Handverlesene Klimaskeptiker:innen 

Auch zahlreiche im Bericht zitierte Wissenschaftler:innen kritisierten, dass ihre Studien darin verfälschend oder irreführend wiedergegeben wurden. Wie das Energieministerium mit Forschungsergebnissen umgehe, sei „wirklich erschreckend“, empörte sich James Rae, Klimaforscher an der Universität St. Andrews in Schottland, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Jahrzehntelang habe das US-amerikanische Energieministerium einen Ruf als führende Institution in der Klimaforschung gehabt, betonte Rae. „Dieser Bericht hingegen liest sich wie eine studentische Übung darin, Wissenschaft zu verdrehen.“

Verantwortlich für die „studentische Übung“ sind fünf Wissenschaftler:innen, handverlesen von Energieminister Chris Wright. Vor seiner Berufung war Wright unter anderem Geschäftsführer eines der größten Fracking-Unternehmen Nordamerikas, Liberty Energy.

Schon vor Jahren betonte der Unternehmer wahlweise, es gebe keine Klimakrise oder deren Folgen stünden in keinem Verhältnis zu den Vorteilen einer fossilen Energieversorgung.

Entsprechend dieser Überzeugung hat Wright dann auch die Autor:innen für seinen Bericht ausgewählt. Alle fünf – John Christy, Judith Curry, Steven Koonin, Ross McKitrick, Roy Spencer – vertreten seit Jahren klimaskeptische Thesen. Größtenteils pflegen sie enge Beziehungen zur fossilen Lobby.

Die ausführlichste Entgegnung auf den Bericht veröffentliche eine Gruppe von 85 Wissenschaftler:innen vor einer Woche. Auf gut 450 Seiten listen die Expert:innen minutiös auf, wie das Energieministerium sich „auf diskreditierte Forschung stützt, Beweise falsch darstellt und einen transparenten Peer-Review-Prozess ignoriert“.

Beim Peer-Review-Verfahren – absoluter Standard in der Wissenschaft – prüfen unabhängige Fachkolleg:innen eine wissenschaftliche Studie vor der Veröffentlichung auf Qualität, Plausibilität und methodische Sorgfalt.

Da das Energieministerium keinen Peer-Review-Prozess organisiert habe, habe sich die Wissenschaftsgemeinschaft selbst darum gekümmert, erklärte Klimaforscher Bob Kopp

Andrew Dessler, Professor für Atmosphärenwissenschaften an der Texas A&M University, zog ein vernichtendes Fazit: „Dieser Bericht verspottet die Wissenschaft. Er stützt sich auf längst verworfene Thesen, verzerrt den Stand der Forschung, lässt wichtige Fakten aus und arbeitet mit vagen Behauptungen, Anekdoten und Bestätigungsfehlern.“

Die Vorgehensweise des Berichts, so die 85 Wissenschaftler:innen, erinnere auffallend an die Strategien der Tabakindustrie, die noch bis in die 1990er Jahre versuchte, den Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs zu leugnen.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (David Zauner) 2025 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren