Neuer Report warnt vor Atomenergie als Scheinlösung in Afrika
Der Report „The Alarming Rise of False Climate Solutions“ entlarvt die Diskussion um Atomenergie in Afrika als gefährliche Scheinlösung im Kampf gegen die Klimakrise. IPPNW kritisiert IAEA-Side-Event auf der Klimazwischenkonferenz SB62 in Bonn.
Die Analyse zeigt: Trotz der wachsenden Zahl afrikanischer Staaten, die Atomenergie als Teil ihres zukünftigen Energiemixes erwägen, kann und muss der Energiebedarf Afrikas durch dezentrale und erneuerbare Energien gedeckt werden. Atomenergie ist teuer, langsam, risikobehaftet und lenkt dringend benötigte Investitionen von Klimaschutzmaßnahmen ab. Aktuell befindet sich mit Rosatoms Neubau in Ägypten nur ein einziges Atomkraftwerk auf dem afrikanischen Kontinent im Bau. Dennoch nutzt die Atomindustrie die Klimakrise, um AKW wieder als Technologie der Zukunft und des Fortschritts zu inszenieren.
Anlässlich des Side Events „Towards a Just Transition: Financing Pathways from Coal to Sustainable Energy“ der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) im Rahmen der aktuell stattfindenden Klimazwischenkonferenz SB62 in Bonn warnt die IPPNW Deutschland eindringlich vor den Risiken und Fehlinvestitionen, die mit dem Ausbau der Atomenergie verbunden sind. Während die IAEA im Einklang mit der Atomindustrie auf innovative Finanzierungswege für eine angeblich gerechte Energiewende hofft und dabei auch den Bau neuer Atomkraftwerke insbesondere in afrikanischen Ländern als Lösung präsentiert, veröffentlicht die IPPNW gemeinsam mit elf weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen aus Afrika und Europa einen neuen Report, der diesen Trend kritisch beleuchtet.
„Die Finanzierung neuer Atomkraftwerke ist weder sozial gerecht noch klimapolitisch sinnvoll. Sie bindet Ressourcen, die für den Ausbau erneuerbarer Energien und den Zugang zu sauberer Energie für alle dringend benötigt werden“, erklärt Dr. Angelika Claußen, Co-Vorsitzende der IPPNW Deutschland. Die Organisation fordert die internationale Gemeinschaft und die Delegierten der SB62 auf, sich klar gegen die Förderung von Atomenergie aus Klimafonds und anderen Finanzierungsinstrumenten zu positionieren.
Bereits im Rahmen des Weltklimagipfels in den Vereinigten Arabischen Emiraten, bei dem einige Staaten eine Absichtserklärung zur Verdreifachung der AKW-Kapazitäten veröffentlichten, und bei der EU-Taxonomie, nach der Investitionen in AKW und Laufzeitverlängerungen als nachhaltig gekennzeichnet werden dürfen, wurde deutlich: Zentrales Anliegen der Atomkraftbefürworter*innen ist es, Finanzierungswege für die teuerste Art der Stromproduktion zu erschließen. Die Entscheidung der Weltbank, im Rahmen ihrer Initiative „Mission 300” nach jahrelanger Pause wieder gezielt neue Atomkraftwerke und deren Infrastruktur zu fördern, ist in diesem Zusammenhang das falsche Signal. Sie widerspricht dem Ziel einer gerechten, nachhaltigen Energiewende. Die dafür vorgesehenen Fördersummen sollten ausschließlich in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen. Im Sinne der Nord-Süd-Gerechtigkeit sollten sie mittelfristig deutlich erhöht werden. Insbesondere der globale Norden steht hier in der Pflicht, seiner Verantwortung für einen fairen Lastenausgleich und echte Klimagerechtigkeit nachzukommen.
Die IPPNW fordert daher Staaten, die Zivilgesellschaft, internationale Organisationen sowie zwischenstaatliche Gremien dringend dazu auf, eine grundlegende und unabhängige Neubewertung der Rolle der Atomenergie im Kontext der Klimakrise vorzunehmen. Dabei müssen insbesondere die infrastrukturelle Unverträglichkeit von AKW mit erneuerbaren Energien, das wachsende Risiko von Atomunfällen durch die Folgen der Erderwärmung, die erhöhte Gefahr der Weiterverbreitung von Atomwaffen und die belegten Umwelt- und Gesundheitsfolgen der gesamten nuklearen Kette umfassend berücksichtigt werden.
- Der vollständige Report steht ab sofort auf der Website zum Download bereit. Er liefert fundierte Argumente für eine echte, gerechte und nachhaltige Energiewende ohne Atomenergie.
- Zusammenfassung
- Report: „The Alarming Rise of False Climate Solutions“