Nichtwähler ärgern sich über ihr Fernbleiben
Forscher der Universität Montreal um den Politologen André Blais haben untersucht, wie Wähler und Nichtwähler nach dem Gang zur Urne ihr Wahlverhalten bewerten.
Fazit: Fast alle Wahlgänger sind auch hinterher mit ihrem Voting zufrieden, während fast jeder zweite Wahl-Abstinenzler Zweifel hegt, ob diese die richtige Entscheidung war. Details wurden im Fachmagazin „Party Politics“ veröffentlicht.
20.000 Wahlberechtigte befragt
Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler 22 Umfragen aus Wahlzeiträumen zwischen 2011 und 2015 untersucht, die in Kanada, Frankreich, Deutschland, Spanien und der Schweiz durchgeführt wurden. Von rund 20.000 Studienteilnehmern zeigten sich 97 Prozent der Wahlgänger nach der Abstimmung zufrieden mit ihrer Stimmabgabe. Bei den befragten Nichtwählern waren im Nachhinein lediglich 60 Prozent einverstanden mit ihrem Fernbleiben.
Das Resultat sei eine „Ermutigung für alle, die besorgt sind über sinkende Wahlbeteiligungen, die in den meisten westlichen Demokratien zu beobachten waren“. Es sei anzunehmen, dass bei Nichtwählern ein Lerneffekt einsetzen könne, in der folgenden Wahl doch zu wählen. Auch stünden die Ergebnisse im Einklang mit einer sozialen Norm, wonach es eine moralische Pflicht sei, wählen zu gehen. Unter denjenigen, die dieser Norm nicht folgen, kämen vielen zumindest Zweifel am Sinn ihrer Entscheidung, nicht wählen gegangen zu sein.
Senioren sehr mit sich im Einklang
Ferner zeigt die Studie, dass politisch Interessierte mit starkem Pflichtgefühl und spezifischer Parteinähe nach der Wahl sehr froh über ihr Abstimmungsverhalten waren. Nichtwähler dieses Klientels dagegen äußerten sich hinterher besonders unzufrieden mit ihrer Abstinenz vom Wahllokal. Generell zeigten sich ältere Wähler erfreut darüber, ihr Kreuz gemacht zu haben.