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Arktis erholt sich leicht

Das Polareis am Nordpol ist in diesem Jahr nicht so stark geschmolzen wie im Jahr zuvor, der Negativ-Rekord hat sich nicht wiederholt. Dennoch lag der vergangene Monat mit seiner durchschnittlichen Eisbedeckung unter dem Mittel aus den vergangenen zwanzig Jahren. In der Antarktis hingegen erreichte die Ausdehnung des Meereises ein Rekordhoch. Von Lukas Wohner

Alles deutet auf ein Ende des arktischen Sommers hin: Der Arctic Sea Ice Monitor verzeichnet aktuell eine Ausdehnung der arktischen Eisbedeckung von 4.824.927 Quadratkilometern, die saisonale Eisschmelze stagniert. Voraussichtlich wird der Eisschild nun wieder anwachsen. Der aktuelle Wert liegt deutlich über der im vergangenen September gemessenen Ausdehnung: Vor einem Jahr waren nur etwa 3.410.000 Quadratkilometerum den Nordpol mit Eis bedeckt gewesen. Dabei handelte es sich um einen Negativ-Rekord, ein niedrigerer Stand wurde seit Beginn der Satellitenmessungen im Jahr 1979 nie gemessen.

Der August 2013 ähnelte laut dem National Snow and Ice Data Center mit einer durchschnittlichen Eisbedeckung von rund 6.090.000 Quadratkilometern den Jahren 2008 bis 2010. Dabei lag er etwa 1.130.000 Quadratkilometer unter dem Mittel der Jahre 1981 bis 2010. Der Schild schrumpfte im August im Schnitt 56.400 Quadratkilometer pro Tag. Die Werte sind so nicht alarmierend wie die aus dem Vorjahr, sie liegen innerhalb der gängigen Standardabweichung. Zwar liege das Eis in der europäischen Arktis weit hinter dem Durchschnitt, erklärt Dirk Notz, Leiter der Forschungsgruppe „Meereis im Erdsystem“ am Max-Planck-Institut für Meteorologie. In der nordamerikanischen Arktis sei es dafür nicht so stark geschmolzen wie 2012.

Das ist Ausdruck der großen Variabilität, die trotz des langfristigen Negativ-Trends herrscht. „Dünnes Eis wächst einfach effektiver“, sagt Notz. In der Regel folge einem starken Abfall im nächsten Jahr die Erholung. Denn gebe es im arktischen Sommer wenig Eis, so Notz weiter, könne sich im Winter eben viel neues Eis bilden. Von einer Trendwende könne man aufgrund der so viel höheren Ausdehnung im Vergleich zum Vorjahr deshalb nicht sprechen. Notz vergleicht den Trend gerne mit dem Übergang vom Winter zum Sommer: „Langfristig wird es wärmer, aber da ist immer noch mal eine Woche dazwischen, in der es wieder kälter ist.“

Ein weiteres auf den ersten Blick alarmierendes Phänomen: Aktuell ist eine Fläche von etwa 150 Qudratkilometern in der Nähe des Nordpols nahezu eisfrei. Risse im Eis treten öfter auf, da es wegen Wind und Strömungen stets in Bewegung ist. Dadurch entstehen sogenannte Polynja, Gebiete von nahezu eisfreier Konzentration. Auch sie sind keine Seltenheit, kommen meist aber sehr viel südlicher vor. Dennoch: „Das Meereis als solches hat keine Ahnung, wo der Nordpol ist“, kommentiert Notz. Aus Sicht der Meeresphysik sei der Nordpol kein spezieller Punkt. Die Bedeutung der Lücke, die übrigens die Größe Liechtensteins hat, will der Wissenschaftler demnach nicht überbewerten.

Von der anderen Seite der Erdkugel, aus der Antarktis, wird indes ein Rekordwert vermeldet: Das Meereis erreichte am 19. August mit 18.700.000 Quadratkilometern die größte Ausdehnung seit Messbeginn.Fachportale erklären den Rekord mit besonders viel Eis in verschiedenen arktischen Meeresgebieten sowie einem Hochdruckgebiet über dem Zentrum der Antarktis.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | Lukas Wohner 2013

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