Armut bekämpfen und Umwelt schützen – das geht nur zusammen
Politikpapier des Potsdam-Instituts für das Bundes-Umweltministerium
Armutsbekämpfung und ein besserer Schutz von Natur und Klima sind keine Gegensätze, wie eine neue wissenschaftliche Analyse deutlich macht. Entwicklungsziele wie weniger Armut und Ungleichheit, bessere Gesundheit und Bildung, sichere Versorgung mit Nahrung und Energie einerseits stehen in enger Wechselwirkung mit einer Stabilisierung des Klimas und dem Erhalt der Artenvielfalt andererseits. Nur gemeinsam lassen sich die Ziele erreichen, zeigt ein Bericht des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) für das Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz anlässlich des heute beginnenden Stockholm+50 Gipfeltreffens.
„Wenn wir die Erde aufheizen und die Natur zerstören, gefährdet das ganz direkt unseren Wohlstand und unsere Lebensgrundlagen, und besonders stark sind die Ärmeren bei uns im Land und weltweit betroffen“, erklärt Leitautor Björn Sörgel. „Klimafolgen wie etwa Wetterextreme oder Folgen der Naturzerstörung erhöhen zum Beispiel die Risiken für die Landwirtschaft, also für die Einkommen der Bäuerinnen und Bauern, für die Lebensmittelpreise, und letztlich für die Ernährung und Gesundheit aller.“
Umgekehrt kann das Bepreisen des Ausstoßes von CO2 und der Abbau der klimaschädlichen Subventionierung fossiler Brennstoffe sowohl die Emissionen mindern, also die Erwärmung begrenzen, als auch staatliche Einnahmen erzeugen. Diese können für Direktzahlungen an die Menschen als Ausgleich für steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise verwendet werden; in Deutschland würde dies beispielsweise zu einem Netto-Gewinn für die ärmere Hälfte der Bevölkerung führen. Insbesondere in Ländern des globalen Südens könnten mit den Einnahmen auch dringend benötigte Investitionen in Infrastruktur, Gesundheitsversorgung oder Bildung finanziert werden.
CO2-Preis kann Emissionen mindern und Einnahmen für nachhaltige Entwicklung schaffen
Wenn außerdem in der Ernährungs- und Agrarpolitik die richtigen Anreize gesetzt würden, könnte zum Beispiel eine Ernährung mit weniger Fleisch allen nutzen: gesündere Menschen, mehr Raum für Artenschutz, und ein großer Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele – insgesamt also gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten.
„Einfach ist das alles nicht“, betont Ko-Autor Ottmar Edenhofer, Direktor des PIK. „50 Jahre nach dem Stockholmer UN-Gipfel zur Umwelt des Menschen stellen sich die Herausforderungen gerechter nachhaltiger Entwicklung schärfer denn je. Unsere Modellrechnungen zeigen aber auch die Chancen einer starken und umfassenden Klima-, Umwelt- und Sozialpolitik. In manchen Ländern, z.B. in Indien, könnte ein CO2-Preis einen guten Teil der Mittel aufbringen, die für das Erreichen der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung nötig sind. Andererseits brauchen gerade viele afrikanische Länder hierfür auch Unterstützung in Milliardenhöhe.“
„Aber es ist halt leider nichts kostenlos,“ so Edenhofer. „Entweder wir zahlen weiterhin für die Schäden an Klima und Natur, und damit letztendlich auch für menschliches Leid. Oder wir zahlen für die Lösungen.“
- Politikpapier
- Weblink zu Stockholm+50
- Steffi Lemke: „Brauchen neues Momentum für globale Umweltpolitik“