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Depositphotos | Johan Swanepoel

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Aufheizung der Erde beschleunigt sich

Neue EWG-Studie: Um 2032 könnten schon 2°C Erdaufheizung überschritten sein.

Die Planetarische Klimagrenze für das sichere Überleben der menschlichen Zivilisation liegt bei 350 ppm (Teilchen pro Millionen Luftteilchen) Kohlendioxid (CO2).

Heute ist die CO2-Konzentration mit 430 ppm schon viel zu hoch, um ein Zusammenleben der Menschen, wie wir es heute kennen, noch dauerhaft sichern zu können. Die neuesten Zahlen aus der Klimawissenschaft sind erschreckend. Statt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre endlich zu senken, steigt sie mit immer neuen und höheren Emissionen weiter an.

So gab es im letzten Jahr sogar einen nie dagewesenen sprunghaften Anstieg der CO2-Konzentration um 3,75 ppm, womit die Konzentration im Jahre 2024 auf 430 ppm stieg.

Mit jeder höheren CO2-Konzentration aber wird der jährliche Anstieg der Erdtemperatur beschleunigt. Das bedeutet, dass es auf der Erde immer schneller heißer wird.

Neue EWG Studie: 2°C schon Anfang kommendes Jahrzehnt überschritten

Die Energie Watch Group hat sich daher den Anstiegsverlauf der irdischen Temperatur in den letzten Jahrzehnten genauer angeschaut und die Entwicklung der letzten Jahre in der gefundenen Exponentialkurve für die nächsten Jahre fortgeschrieben.

Das Ergebnis ist erschreckend: Schon um 2032 müssen wir mit dem Überschreiten des In Paris 2015 völkerrechtlich festgeschriebenen verbindlichen oberen Zieles von 2°C rechnen. Auch Deutschland hat das Pariser Abkommen unterzeichnet und hält sich offensichtlich nicht an dessen Einhaltung. Denn trotz aller beschwörenden Rhetorik, das 1,5°C Ziel einhalten zu wollen, ist es eben schon dauerhaft überschritten. So ist auch in der neuen Regierung unter Kanzler Merz keine Beschleunigung der Klimamaßnahmen vorgesehen, die ein Einhalten dieses Pariser Zieles ermöglichen würden. Seine Regierungserklärung hatte zum Klimaschutz lediglich das Festhalten an den komplett unzulänglichen bisherigen Klimazielen der Bundesregierung geboten. Doch diese führen mit Klimaneutralität 2045 wohl zu 3°C Aufheizung bis 2050, was komplett unverantwortlich ist.

1,5°C Erderwärmung sind dauerhaft überschritten

Auf politischer Ebene und selbst von vielen Klimaaktivisten wird das Einhalten des unteren Pariser Klimazieles – 1,5°C möglichst nicht zu überschreiten – angemahnt und die Einhaltung für noch möglich gehalten. Dabei zeigen die EWG-Analysen klar, dass 1,5°C bereits dauerhaft überschritten sind und mit dem Aufrechterhalten weiterer Emissionen nicht wieder gesenkt werden kann.

Daher ist es erforderlich, dass sich auch die Rhetorik der Klimaschützer endlich an die neue Realität anpassen muss.

Aus dem Eingeständnis, dass 1,5°C dauerhaft überschritten sind und die Weltgemeinschaft bei der Einhaltung dieses Pariser Ziels versagt hat, ergibt sich zwangsläufig, dass die Klimaschutzmaßnahmen nun massiv verstärkt werden müssen – um wenigstens noch 2°C zu halten, was allerdings bereits schlimmste Katastrophen bedeutet. Ein Abschwächen des Klimaschutzes, wie es in weiten Teilen der Politik von Union bis FDP propagiert wird, ist schlicht verantwortungslos.

Keine gute Nachricht: Deutschland hält die gesetzlichen Klimaziele ein

Gestern stellte der zuständige Expertenrat der Bundesregierung fest, dass Deutschland sein Klimaziel einhält, im Jahr 2024 eine Emissionsreduktion von 3,4 % zu erreichen und bis 2045 klimaneutral zu werden.

Demnach hat Deutschland im Jahr 2024 über 600 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in eine bereits völlig überlastete Atmosphäre emittiert. Da die Atmosphäre mit 430 ppm CO2 ohnehin schon viel zu voll ist, dürfte eigentlich nichts Neues mehr emittiert werden.

Der Glaube, man könne noch weitere Emissionen zulassen, um das Ziel von 1,5 °C einzuhalten, obwohl es doch schon dauerhaft überschritten ist, stellt eine klare Verfehlung dar, die sogar gesetzlich fixiert ist und selbst vom Klimaexpertenrat aufrechterhalten wird.

Zwar mahnen die Experten, dass selbst das gesetzliche Ziel in den kommenden Jahren höchst gefährdet sei, da die Bereiche Verkehr und Gebäude keinen Beitrag leisten und neben dem erfolgreichen Ausbau der Erneuerbaren Energien lediglich die Wirtschaftsschwäche zur Emissionsreduktion beigetragen hat.

Doch das verantwortungslose Versagen des Klimaexpertenrates ist, nicht darauf hinzuweisen, dass selbst die gesetzlichen nationalen Ziele inakzeptabel schwach sind und massiv verschärft werden müssten, da ansonsten auch Deutschland weiterhin seinen Beitrag zum schnellen Überschreiten von 2°C mit all seinen katastrophalen Konsequenzen beiträgt.

Zwangsläufige Notwendigkeit: Keine Neuinvestitionen mehr in fossile Energienutzung, statt dessen die schnelle Abschaltung aller fossilen Bestandsanlagen

Neue Investitionen in fossile Emissionsquellen, wie zum Beispiel der von der neuen Wirtschaftsministerin Katherina Reiche geforderten Neubau von 20 Gigawatt Erdgaskraftwerken, sind daher nichts anderes als ein Beitrag zur Beschleunigung der heraufziehenden, immer stärker werdenden Katastrophen wie Dürren, tödliche Hitzewellen, zerstörerische Fluten, dauerhafter Verlust von Küstenstreifen unter dem ansteigenden Meeresspiegel und als Folge dessen zunehmende Hungersnöte, Waldbrände, zig Millionen neuer Flüchtlinge aus unbewohnbar werdenden Lebensräumen sowie insbesondere auch wirtschaftlicher Niedergang.

Gerade letzteres zeichnet sich immer stärker ab. So musste die größte Rückversicherungsanstalt der Welt, die Münchner Rück, im ersten Quartal 2025 einen Gewinnrückgang um 1,1 Milliarden Euro hinnehmen – vor allem wegen eines großen Klimaschadens, dem verheerenden Waldbrand in Los Angeles.


Die wichtigsten Erkenntnisse und Forderungen der neuen EWG Studie

Minimalforderungen:

  • Weltweit und national ist Klimaneutralität bis 2038 erforderlich, um die globale Erwärmung auf 2,0-2,5 C zu begrenzen.
  • Das bedeutet für die neue Bundesregierung: Jetzt fossile Investitionen in Deutschland beenden und so 100 Mrd. € pro Jahr Konjunkturschub für eine saubere Wirtschaft schaffen.
  • Nicht handeln ist dagegen sehr teuer: Eine um 0,5 C höhere Erdtemperatur senkt das globale Bruttosozialprodukt um 11%. In Deutschland entspricht das Wohlstandsverlusten von jährlich 420 Mrd. € oder 11.000 € pro Haushalt.

Zusammenfassung der Ergebnisse

  • Das 1,5°C Ziel des Pariser Klimavertrags ist mit weiteren Emissionen nicht zu halten – und bei „weiter so“ sind 2,0°C um 2032 erreicht.
  • Die globale Erwärmung liegt seit 2023-2024 auch dauerhaft über 1,5°C. Damit ist das „Restbudget“ an Emissionen für das Ziel 1,5°C null.
  • Setzt sich der heutige Ausstoß an Treibhausgasen fort, sind 2,0°C Erwärmung wahrscheinlich um 2032 dauerhaft erreicht.

Was ist jetzt zu tun?

  • Sofortiges Beenden fossiler Investitionen – Dazu zählen Gas- und Kohle- Kraftwerke, Öl- und Gas Heizungen, Verbrenner-Kfz, fossile Chemie – sowie Investitionen in die Exploration und Förderung von Kohle, Öl und Erdgas.
  • Neues Klimaschutzgesetz, das sich mindestens am Einhalten von 2°C orientiert, als Klimaneutralität bis 2032 und nicht, wie im aktuellen Gesetz steht, bis 2045.

Effekt: Die Deutsche Wirtschaft wird gestärkt

  • Das Ende der fossilen Investitionen muss auch für die neue deutsche Bundesregierung gelten und ist für sie die große Chance, einen direkt wirksamen und massiven Konjunkturimpuls für emissionsfreie Technologien von 100 Mrd. € pro Jahr zu setzen.
  • Dies stärkt zudem die deutsche Industrie auch im internationalen Wettbewerb (der globale CleanTech Umsatz ist heute 1 Trillion € pro Jahr und wächst dynamisch).
  • Dies stärkt die Inlandsnachfrage und gleicht sinkende Exporte nach USA und China aus
  • Es führt zur Resilienz der deutschen Wirtschaft, weil es die Abhängigkeit von fossilen Importen aus Russland, Nahem Osten und USA nach und nach beendet.
  • Die notwendigen Technologien (Clean Tech) wie Wind und PV, grüner Wasserstoff, Batterien, Biogas und Wasserkraft, Wärmepumpen und Elektro-Kfz sind kommerziell verfügbar und kosten im Lebenszyklus weniger als fossile Technologie.

Damit würde Deutschland neben einem wirtschaftlichen Schub seinen Beitrag leisten, die globale Erwärmung zumindest auf 2,0 bis 2,5 °C zu begrenzen und großen Schaden von uns allen abzuwenden.

Wohlgemerkt: Eine Temperaturerhöhung um 2 °C ist keine akzeptable Welttemperatur, da sie zu massiven neuen Klimaschäden führt – weit über das heute bereits erreichte, schon nicht mehr akzeptable Maß von 1,5 °C hinaus. Daher muss das Klimaschutzziel eine Senkung der CO2-Konzentration deutlich unter die planetarische Grenze von 350 ppm CO2 sein, womit erst eine Abkühlung der Erde möglich würde.

Wie das gelingen kann, will das Holozän-Projekt erforschen, das noch immer auf der Suche nach Forschungsfinanzierung ist.

Source

Hans-Josef Fell 2025 | Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG

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