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nornickel.com | Kontaminierter Fluss Ambarka

© nornickel.com | Kontaminierter Fluss Ambarka

Auftauen des Permafrostbodens schuld an Norilsk-Katastrophe

Dass im sibirischen Norilsk 20.000 Liter Diesel ausgelaufen sind, liegt weniger an menschlichem Versagen, sondern daran, dass dort  – wie überall in der Arktis – der Permafrostboden auftaut, mit der Folge, dass viele Konstruktionen ins Wanken geraten – so DW-Redakteur Andrey Gurkov in einem Kommentar für die Deutsche Welle. Doch “kaum jemand in Russland will das hören”, schreibt Gurkov.

Offizielle Mitteilung auf der Webseite von Nornickel: “Am 29. Mai 2020 ereignete sich im Distrikt Kayerkan von Norilsk ein Zwischenfall: Durch plötzliches Absinken von Stützen, die mehr als 30 Jahre lang ohne Probleme gedient hatten, wurde der Lagertank für Dieselkraftstoff beschädigt, was zu einem Kraftstoffleck führte. Am Morgen des 30. Mai sammelte und pumpte Nornickel über 100 Tonnen Treibstoff im angrenzenden Gebiet, wobei der kontaminierte Boden ersetzt und die Oberfläche mit Bindemitteln behandelt wurde. Der gesamte kontaminierte Boden wurde zur vorübergehenden Lagerung auf einem Grundstück mit einer wasserfesten Beschichtung entfernt, um die Freisetzung von Erdölprodukten in die Umwelt zu verhindern. In naher Zukunft sollen die gesammelten Erdölprodukte entsorgt werden.”

Kein Wort vom Permafrost.  Schließlich hatten die Stützen ja auch “mehr als 30 Jahre lang ohne Probleme gedient”. Keine Erleuterung, warum ihr Dienst plötzlich endete. Gurkov nennt es allerdings “ein Desaster von nationaler Tragweite” – das erkläre, dass Präsident Putin sofort zu einer Konferenz eingeladen habe. Gurkov weiter: “Das Grundproblem bei dieser Katastrophe hat eine ganz andere Dimension: Da ist etwas passiert, was einerseits einen ganz spezifischen sibirischen Bezug hat, andererseits aber gleichzeitig ein sehr ernstes globales Problem darstellt. Wir haben es hier nämlich mit den verheerenden Folgen des Tauens von Permafrost infolge der Erderwärmung zu tun. Denn es war kein ‘gewöhnliches’ Leck, aus dem der Diesel in die Tundra strömte. Auf der Konferenz mit Putin meldete der russische Minister für Katastrophenschutz, die Ursache für das Auslaufen sei, nach vorläufigen Kenntnisstand, das Absacken der Stelzen im Fundament des Tanklagers. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass der Dauerfrostboden unter diesen Stelzen aufgetaut war, was die Statik buchstäblich ins Wanken brachte. Aber dieser Aspekt wurde weder vom Präsidenten noch von den anderen Teilnehmern irgendwie weiter thematisiert.”

In ganz Sibirien, der halben Landesfläche Russlands, tauen in den ungewöhnlich warmen Sommern die Permafrostböden tiefer auf als bisher (übrigens auch in Kanada und Alaska). Dabei wird nicht nur extrem klimaschädliches Methan frei – die Bilder der brennenden Seen sind immer wieder in der Berichterstattung zu sehen – sondern viele der auf in den gefrorenen Boden gerammten Stützen gebauten Bauwerke sacken ab. So auch der Nornickel-Tank. Man rede in Russland zwar von Klimawandel, vermeide aber das Wort “menschengemacht”. Gurkov: “Von der Mitschuld des Menschen an der Erderwärmung will man nämlich [in] Russland, das seinen relativen Wohlstand hauptsächlich den fossilen Energieträgern Öl, Erdgas und Kohle verdankt, nach wie vor nichts wissen.”

Quellen:


Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „SOLARIFY“ | ho 2020 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! 

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