Bedeutung der Ozeane für das Klimasystem unterschätzt
Beim Klimagipfel in Paris wollen Forscher das Thema Meere in den Fokus rücken. Das Zusammenspiel von Klima und den Weltmeeren müsse endlich mehr Aufmerksamkeit erfahren, denn die Meeresgewässer hätten eine entscheidende Bedeutung im Klimasystem.
Viele Wissenschaftler warnen seit vielen Jahren schon vor den Auswirkungen des Klimawandels auf die Weltmeere, berichtet der Rat für Nachhaltige Entwicklung .Der Klimagipfel sei von „entscheidender Bedeutung“ für die Ozeane, so die Forscherin Susan Lozier von der Duke University im US-Staat North Carolina. Mit anderen Experten aus den USA und Europa hat Lozier ein Papier erarbeitet, in dem die Wissenschaftler von den verhandelnden Parteien des Klimaabkommens fordern, die entscheidende Bedeutung der Weltmeere im Klimasystem anzuerkennen.
Die Meeres-Wissenschaftler pochen in ihren Forderungen auch auf vermehrte Forschung. Schließlich seien noch längst nicht alle Zusammenhänge zwischen Klima und Ozeanen geklärt. Einfluss könnte der Klimawandel etwa auch auf das Wetterphänomen El Niño haben. Es wird erwartet, dass dieses Phänomen in 2015 besonders stark auftritt: Das derzeit ganz natürlich vorkommende El-Niño-Ereignis und der menschengemachte Klimawandel könnten einander auf eine Weise verändern und beeinflussen wie nie zuvor erlebt, warnte kürzlich Michel Jarraud, der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf. El Niño ist laut WMO unter anderem verantwortlich für Dürren in Südostasien, hat Einfluss auf die Anzahl tropischer Wirbelstürme auf den pazifischen Inseln und kann für starken Regenfall sorgen, bei dem sich die Wassermassen in Fluten durch Peru und Ecuador wälzen.
Der jetzige El Niño sei der „stärkste seit mehr als 15 Jahren“, sagte Jarraud Mitte November. Nach Angaben der WMO wird sich der derzeitige El Niño gegen Ende dieses Jahres noch verstärken: Die Temperaturen des Oberflächenwassers in Teilen des tropischen Pazifiks dürften demnach während der El Niño-Periode zwei Grad höher liegen als normalerweise.
Der Klimaforscher Hugues Goosse von der belgischen Université catholique de Louvain, Mitautor von Susan Lozier, sieht die Ozeane ebenfalls als stark vom Klimawandel betroffen. Ozeane lagerten sowohl Wärme als auch CO2 ein und seien daher ein Schlüsselelement des Klimasystems. So seien sie zwar Teil der Lösung, so Goosse, doch sie reagieren eben auch auf die Veränderungen in diesem Klimasystem – so werde erwartet, dass die Weltmeere künftig nicht mehr so viel CO2 aufnehmen können.
Die Aufnahme der Wärme durch die Ozeane verlangsame die Erwärmung der Atmosphäre. Berichtet der Schweizer Klimaforscher Thomas F. Stocker im Science-Magazin Doch die Wärmeaufnahme werde sich in der Zukunft abschwächen – ernstzunehmende Konsequenzen seien die Folge, so Stocker. Zweitens nähmen die Weltmeere überschüssiges Wasser auf, das durch rapide abschmelzende Gletscher und Eisschichten Grönlands und der Antarktis auftritt. Der Preis dafür sei ein Anstieg des Meeresspiegels, der Küstengemeinden und tiefliegende Inseln bedrohe. Fast 50 Prozent dieses Anstiegs sei auf dieses überschüssige Wasser zurückzuführen.
Als dritte wesentliche Leistung nennt Stocker schließlich die Speicherung der menschengemachten CO2-Emissionen. Er zitiert eine Schätzung, nach der fast 30 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes aus dem Jahr 2013 in die Meere aufgenommen wurden. Der Preis dafür sei die Versauerung des Wassers, so Stocker. Mögliche Auswirkungen einer Ozeanversauerung auf Meereslebewesen könnten unter anderem Veränderungen der Fortpflanzungserfolge sein.
Im Hinblick auf die Leistungen der Weltmeere im Ökosystem hielten die Forscher es für unangemessen, so der Rat für nachhaltige Entwicklung, wie wenig Aufmerksamkeit dem Thema biegemessen werde. Immerhin blicke eine Tagung auf dem Klimagipfel in Paris mit dem Oceans Day auf die Rolle der Ozeane. „Das Klima der Erde und des Ozeans sind in einer Art und Weise grundlegend miteinander verbunden, die wir noch nicht komplett verstehen“, erklären die Meeresforscher – genug Grund zur Beunruhigung sollte das sein.
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