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Der Yarlung Tsangpo Fluss in Tibet

© Der Yarlung Tsangpo Fluss in Tibet | Yarlung_Tsangpo_with_G4218_Yaye_Expressway | tibet-initiative.de

BLUE TIBET: RETTET DEN WASSERSPEICHER ASIENS

Das tibetische Hochplateau besitzt die größten Gletscher- und Schneemassen jenseits des Nord- und des Südpols. Aus ihnen entspringen einige der größten Flüsse Asiens, etwa der Jangtse, der Indus, der Mekong und der Yarlung Tsangpo.

Vier Millionen Tibeter sind hier sesshaft, fast zwei Milliarden Menschen, ein Viertel der Weltbevölkerung, ist vom Wasser des tibetischen Hochplateaus abhängig. Man nennt die Region deshalb auch „Dritter Pol“ oder „Wasserspeicher Asiens“.

Steigende Temperaturen, schmelzende Gletscher, Erosion der Böden, Verschmutzung der Flüsse und Seen durch Bergbau, Industrie und Landwirtschaft setzen den Menschen in der Region und den umliegenden Ländern extrem zu. Hinzu kommt, dass der chinesische Staat die Wasserressourcen Tibets auf intransparente, autoritäre und machtpolitische Weise ausbeutet. Die fehlende demokratische Partizipation und Unwillen, das Wasser gerecht zu verteilen, verschärft existierende Probleme auf dramatische Weise.

Die Tibet Initiative Deutschland setzt sich seit Jahrzehnten für eine sichere, saubere und lebenswerte tibetische Landschaft ein. Die Blue Tibet Kampagne führt unsere Green Tibet Kampagne fort und möchte einen Beitrag dazu leisten, über die Not auf dem Dritten Pol aufzuklären.


Geografisches Risikogebiet

  • Der Dritte Pol sieht sich mit vier Problemen konfrontiert, die sich gegenseitig bedingen: zu viel Wasser, zu wenig Wasser, verschmutztes Wasser, autoritäre Modernisierung. Nirgends schmelzen die Gletscher schneller ab als hier. Dadurch steigt zunächst die Wassermenge, was katastrophale Überschwemmungen zur Folgen hat. Auf eine Zeit des Überflusses könnte jedoch eine Zeit dauerhafter Knappheit folgen. Angesichts der Tatsache, dass Hunderte von Millionen Menschen für Landwirtschaft, Transport, Energie, Trinkwasser und Hygiene auf die Flüsse Tibets angewiesen sind, dürfte dies drastische geopolitische Folgen haben. Hinzu kommt, dass die meisten Flüsse Tibets aufgrund der expandierenden Landwirtschaft, dem Bergbau und der Industrie kaum für den menschlichen Gebrauch geeignet sind. Immer wieder vergiften sie Fische, Yaks und andere Tiere, kontaminieren die Böden oder verursachen Seuchen.
  • Dieser Arte-Dokumentation gelingt es, einen guten Überblick über die vielfältigen, miteinander verbundenen Herausforderungen Tibets zu geben. Der Film eignet sich gut als Startpunkt, für die Beschäftigung mit der Umwelt, der Kultur und den Menschen Tibets.

Kampf gegen die Natur

  • China ist eine klassische Modernisierungsdiktatur. Menschenrechte und Verteilungsfragen werden den wirtschaftlichen Interessen des chinesischen Staates meistens untergeordnet. Peking weigert sich mit den flussabwärts liegenden Ländern faire Abkommen über die Verteilung von Wasser auszuhandeln oder UN-Gewässerkonvention beizutreten. Länder wie Indien, Kasachstan oder Vietnam sind den Launen der regionalen Hegemonialmacht ausgesetzt – manche Experten sehen überregionale Wasserkonflikte heraufziehen.
  • Auf welch autoritäre und zerstörerische Weise China seine Modernisierung umsetzt, lässt sich beispielhaft in Tibet studieren. Vor allem der Bau von Staudämmen hat in den letzten Jahrzehnten seine Spuren in der Landschaft und im Leben der Bevölkerung hinterlassen. Südlich der tibetischen Hauptstadt Lhasa, am Yarlung Tsangpo (in Indien: Brahmaputra), plant China den Bau des größten Staudammes der Welt. Nicht nur ist die Region stark durch Erdbeben gefährdet, der Damm könnte würde seismisch wirken – und die Wassersicherheit Indiens bedrohen.

Proteste in Derge

  • Es ist sehr schwer gesicherte Informationen aus Tibet zu bekommen. Nicht umsonst bildet das Land seit Jahren das Schlusslicht im Freiheits-Index von Freedom House. Umso erstaunter reagierte die Welt, als Mitte Februar Nachrichten und sogar Videoaufnahmen von tibetischen Massenprotesten gegen den geplanten Gangtuo-Staudamm an die Öffentlichkeit gelangten. Zwei Dörfer mit über 2000 Einwohnern und sechs historisch bedeutende Klöster sollen dem Wasserkraftwerk weichen.
  • Die chinesische Polizei ging auf bekannte Art gegen die Kundgebungen vor: mit Einsatz von Schlagstöcken, Elektroschockern, Reizgas und Massenverhaftungen. Über 1000 Menschen, unter ihnen Mönche aus den betroffenen Klöstern, wurden in Gewahrsam genommen. Da man den Gefangenen auftrug, eigene Verpflegung und Grundnahrungsmittel mitzunehmen, gehen Angehörige davon aus, dass die Haft von langer Dauer sein wird. Familienmitglieder, die vor den Haftanstalten für die Freilassung ihrer Angehörigen demonstrierten, wurden ebenfalls festgenommen. Zeugen berichten, dass die Polizei bei Verhören mit körperlicher Gewalt vorging und mehrere Menschen stationär behandelt werden mussten. Die chinesische Polizei ist für ihr brutales Vorgehen, das auch Folter einschließt, bekannt.

Blue Tibet

  • Zu viel Wasser, zu wenig Wasser, Verschmutzung und autoritäre Modernisierung: Das tibetische Hochplateau und die flussabwärts gelegenen Länder sehen sich einem Komplex von Gefahren ausgesetzt, die die Region zu einem der bedeutendsten Risikogebiete der Welt machen. Es steht viel auf dem Spiel und die Zeit drängt.
  • Mit der Blue Tibet Kampagne möchte die Tibet Initiative Deutschland einen Beitrag dazu leisten, die deutsche Bevölkerung über die Not auf dem tibetischen Hochplateau aufzuklären. Auf dieser Seite möchten wir Infomaterial, Ankündigungen und Berichte von Aktionen und Petitionen für euch bereitstellen. Wir hoffen, dass ihr die Tibet Initiative Deutschland darin unterstützt, den kritischen Dialog über Tibet, den Dritten Pol, den Wasserspeicher Asiens zu beginnen.

„Tibet, China und das Wasser Asiens“ | Der Klimawandel ist ein globales Phänomen, dessen Folgen sehr ungleich verteilt sind. Manche Länder können von steigenden Temperaturen profitieren, andere werden sich dank ihres Wohlstands und ihrer Institutionen an neue Bedingungen anpassen. Regionen, in denen der Klimawandel schneller voranschreitet, die geografisch vorbelastet sind und die autoritär regiert werden, gelten als besonders verwundbar. Auf das tibetische Hochplateau trifft all das in besorgniserregender Weise zu. Für die Menschen Tibets – aber auch für Milliarden weitere Bewohner Asiens – steht viel auf dem Spiel. Und die Zeit zum Handeln wird knapp.

Quelle

TIBET INITIATIVE DEUTSCHLAND 2024

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