„Das große Wegschmeißen“
WWF-Studie: Jährlich landen in Deutschland über 18 Mio. Tonnen Lebensmittel auf dem Müll.
Insgesamt gehen in Deutschland pro Jahr über 18 Mio. Tonnen Nahrungsmittel verloren. Dies entspricht fast einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs der Bundesrepublik. Zu diesem Ergebnis kommt die WWF-Studie „Das große Wegschmeißen“, die die Naturschutzorganisation am Donnerstag in Berlin vorgelegt hat.
Auch ohne den Einsatz neuer Technologien sind demnach zehn der 18 Mio. Tonnen Lebensmittelverluste bereits heute vermeidbar – etwa durch verbessertes Management entlang der Wertschöpfungskette, nachhaltigere Marketingstrategien und veränderte Konsumgewohnheiten. Umgerechnet werden laut WWF dafür jährlich 2,6 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche benötigt. Hinzukommen unnötig freigesetzte Treibhausgasemissionen in Höhe von 48 Mio. Tonnen.
„Derzeit ist es so, als würden wir Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland in einen riesigen Acker umwandeln und die eingefahrene Ernte einfach wegwerfen. Zusätzlich befeuert dieser riesige Essensberg unnötigerweise den Klimawandel“, fasst Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland die Ergebnisse der Studie zusammen. Neben den gravierenden ökologischen Folgen sei auch der ethische Aspekt bedenklich.
„Im Schnitt werfen wir in Deutschland jede Sekunde 313 Kilogramm genießbare Nahrungsmittel weg, während weltweit fast eine Milliarde Menschen Hunger leide“, so Heinrich. „Angesichts knapper werdender, fruchtbarer Ackerflächen und einer prognostizierten Weltbevölkerung von über 9 Milliarden Menschen in 2050 können wir uns eine solche Verschwendung nicht leisten.“
Die Vermeidung von Lebensmittelverlusten durch Landwirtschaft, Handel und Verbraucher wäre, so der WWF, ein signifikanter Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz. Seitens der Politik habe es in den vergangenen Jahren jedoch nur vollmundige Ankündigungen gegeben. „Die Bundesregierung ist bisher untätig geblieben. Deutschland braucht einen nationalen Aktionsplan, mit klaren Zielvorgaben, Zuständigkeiten und vor allem einer entsprechenden Finanzierung“, so WWF-Vorstand Heinrich. Um die Politik zum Handeln zu bewegen hat der WWF daher eine entsprechende Petition gestartet. Verbindliches Ziel müsse es werden, die Verschwendung in den kommenden Jahren um die Hälfte zu verringern.
„Das zuständige Landwirtschaftsministeriums muss nicht mehr nur die Verbraucher sondern alle Akteure im Lebensmittelsektor berücksichtigen, wenn es darum geht, Lebensmittelverschwendung einzudämmen“, so Heinrich. Rund 60 % des Lebensmittelabfalls werden entlang der Wertschöpfungskette vom Produzenten bis hin zu Großverbrauchern wie Gastronomie und Kantinen verursacht. Beachtlich sei dementsprechend mit fast 5 Mio. Tonnen auch das Vermeidungspotenzial bei den Großverbrauchern und auf der Ebene des Groß- und Einzelhandels.
Trotz allen öffentlichen, politischen und wissenschaftlichen Interesses ist eine genaue Angabe von Nahrungsmittelverlusten und -verschwendung für ein Land wie Deutschland immer noch nicht ohne größere Einschränkungen möglich, so die Kritik der Studienautoren. Schätzungen seien die Methode der Wahl. Es bestehe nach wie vor ein substanzieller Forschungsbedarf. Dieser sollte sich aber nicht nur auf die bessere Quantifizierung der Verluste beschränken, vielmehr müssten auch die Gründe für Verluste Forschungsgegenstand sein.
WWF-Kampagne #iamnature
Viele Menschen wissen, dass ihr Leben mitunter schädliche Auswirkungen auf die Umwelt hat und sie sich selbst schädigen. Sie wissen, dass sie weniger Auto fahren oder weniger Fleisch essen sollten, sich mehr bewegen und gesünder ernähren sollten. Nur an der Umsetzung hapert es manchmal. Ziel der WWF-Verbraucherkampagne #iamnature ist es, Menschen in ihrem Alltag zum Umdenken und Umsteuern zu bewegen, ohne den berüchtigten, moralischen Zeigefinger zu heben. Herzstück der Kampagne ist die interaktive Website www.iamnature.de, die dem Nutzer individuelle, personalisierte Tipps und Vorschläge gibt, die auf die eigenen Gewohnheiten und Vorlieben abgestimmt sind. Ziel ist es, zu helfen die erste, oft nur scheinbare Hürde zu nehmen.
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