Europäische Sommer so heiß wie seit über 2000 Jahren nicht
Über die vergangenen Jahrzehnte haben sich die Sommer im größten Teil Europas immer stärker erwärmt, begleitet von extremen Hitzewellen wie in 2013, 2010 und 2015. Gießener Klimaforscher Luterbacher veröffentlicht internationale Studie.
Über die vergangenen Jahrzehnte haben sich die Sommer im größten Teil Europas immer stärker erwärmt, begleitet von extremen Hitzewellen wie in 2013, 2010 und 2015. Neueste Forschungen unter der Leitung des Gießener Geographen und Klimaforschers Prof. Dr. Jürg Luterbacher setzen die aktuelle Erwärmung in einen historischen Kontext, der eine Spanne von 2100 Jahre umfasst.
Mit Hilfe von Baumring-Daten und historisch dokumentierten Hinweisen konnte eine neue Rekonstruktion der europäischen Sommertemperaturen erstellt werden. Die Arbeit von 45 Wissenschaftlern aus 13 Ländern wurde jetzt im Forschungsmagazin „Environmental Research Letters“ veröffentlich.
Zur Römerzeit bis ins dritte Jahrhundert hinein waren die Sommer warm, vom vierten bis siebten Jahrhundert herrschten etwas kühleren Wetterbedingungen. Nach einem eher warmen Mittelalter lagen die mittleren Sommertemperaturen vom 14. bis 19. Jahrhundert wieder tiefer. Die anschließende ausgeprägte Erwärmung im frühen 20. Jahrhundert sowie in den letzten drei Jahrzehnten lässt sich aus den Baumring-Daten und den historischen Belegen ableiten, auf die die neue Rekonstruktion aufbaut.
Die Belege deuten drauf hin, dass die natürliche Veränderung der Sommertemperaturen größer ist als bislang angenommen, so dass Klimamodelle das volle Ausmaß von zukünftig eintretenden Extremen, einschließlich Hitzewellen, unterschätzen könnten. Die Schwankungen des Klimas in der Vergangenheit hängen mit starken tropischen Vulkanausbrüchen und Veränderungen in der Sonnenenergie zusammen.
Die nun neu gewonnene Erkenntnis, dass die Temperaturen der letzten 30 Jahre außerhalb des Umfangs dieser natürlichen Veränderungen liegen, unterstreicht die Schlussfolgerung des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), dass die gegenwärtige Erwärmung auf vom Menschen herbeigeführten Veränderungen basiert.
„Wir haben jetzt eine detaillierte Vorstellung davon, wie sich die europäischen Sommertemperaturen in über 2100 Jahren verändert haben und können diese Informationen nutzen, um Klimamodelle zu testen, die die Auswirkungen der globalen Erwärmung vorhersagen sollen“, erklärt JLU-Professor Jürg Luterbacher.
Die interdisziplinäre Studie wurde in Kooperation mit Forschern des Netzwerks Past Global Changes‘ (PAGES) durchgeführt. PAGES ist ein Kernprojekt des International Geosphere-Biosphere Programms und Future Earth und wird von der U.S. and Swiss National Science Foundation und der U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration gefördert.
© uni-giessen.de | CC BY-SA 4.0 J.P. Werner/EuroMed2k Members
Quelle
Justus-Liebig-Universität Giessen 2016 | Prof. Jürg Luterbacher, Institut für Geographie 2016Bereich Klimatologie, Klimadynamik und Klimawandel