Extremwetter: Ein Rückblick auf das Jahr 2025
Feuerstürme in L. A., Dürre im Nahen Osten, Hurrikan Melissa – in den vergangenen zwölf Monaten trafen Meldungen über Naturkatastrophen förmlich ohne Pause ein. Inwieweit der Klimawandel für die extremen Wetterereignisse verantwortlich ist, zeigt der Jahresrückblick von World Weather Attribution.
Wenn das Jahr zu Ende geht, kommen viele Menschen zur Ruhe und blicken auf die vergangenen zwölf Monate zurück. Einige reflektieren auch und fragen sich: Was ist gut gelaufen? Was nicht so sehr? Und was könnte ich im nächsten Jahr besser machen?
Doch was im Privaten Hoffnung und Inspiration bietet, kann im Meteorologischen eigentlich nur zu Ärger, Frust und Trauer führen. Denn nicht nur zählte das Jahr 2025 – wie schon 2024 und 2023 – zu den drei heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Durchschnitt dieser drei Jahre wird auch erstmals die 1,5-Grad-Marke überschreiten.
Und aufgrund der steigenden Temperaturen haben 2025 auch wieder die Extremwetterereignisse zugenommen. Das bestätigt der Jahresrückblick der internationalen Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA), die den Einfluss des Klimawandels auf konkrete Extremwetterereignisse ermittelt. Demnach weisen die meisten der im Jahr 2025 analysierten Ereignisse deutliche Spuren des Klimawandels auf.
„Im zurückliegenden Jahr verdeutlichte unsere Forschung immer wieder, wie der Klimawandel häufigere und heftigere Extremwetterereignisse verursacht“, sagt WWA-Forscher Theodore Keeping vom Imperial College London. „Blicken wir auf die letzten zwölf Monate zurück, sind die Anzeichen dafür unübersehbar: katastrophale Waldbrände, Rekordniederschläge, beispiellose Temperaturen und verheerende Stürme.“
Hitzewellen auf mehreren Kontinenten
Insgesamt 157 extreme Wetterereignisse identifizierte WWA im Jahr 2025. Dafür ordneten die Forscher:innen den jeweiligen Ereignissen – Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren – spezifische Kriterien zu. Eine Überschwemmung gilt beispielsweise als extrem, wenn sie mehr als 100 Tote verursacht, mehr als eine Million Menschen oder über die Hälfte der Gesamtbevölkerung betrifft oder die Region den Katastrophenzustand ausruft.
Die Forscher:innen fokussierten sich in ihren Analysen anschließend auf 22 Ereignisse. Diese wählten sie anhand pragmatischer Faktoren wie Datenverfügbarkeit, Vorstudien oder Verschiedenartigkeit aus.

Es zeigte sich, dass der Klimawandel 17 der 22 untersuchten Ereignisse verschärft hatte. Bei den fünf restlichen Ereignissen waren die Ergebnisse uneindeutig – allerdings nicht, weil der Klimawandel keinen Einfluss zeigte, sondern wegen fehlender Daten oder eingeschränkter Modelle.
Hitzewellen waren im Jahr 2025 sowohl das häufigste Extremwetterereignis – mit einem Drittel der rund 150 identifizierten Ereignisse – als auch das tödlichste. Allein in Europa starben dieses Jahr laut einer Studie fast 25.000 Menschen an einer einzigen Sommerhitzewelle. Da die meisten solcher Todesfälle nicht als hitzebedingt gemeldet werden, ist dies sogar eine konservative Schätzung.
Der Einfluss des Klimawandels auf diese tragische Entwicklung ist evident. Während die Temperaturen seit 2015 um etwa 0,3 Grad gestiegen sind, hat der Klimawandel einige Hitzewellen fast zehnmal stärker gemacht – ein weiterer Beleg dafür, dass beim Klimawandel jedes Zehntelgrad zählt. Und auch die diesjährigen Hitzewellen im Südsudan, in Schweden, Mexiko und Argentinien wurden durch den Klimawandel verstärkt.
„Der kontinuierliche Anstieg der Treibhausgasemissionen hat unser Klima in einen neuen, extremeren Zustand versetzt, in dem selbst geringe Anstiege der globalen Temperaturen nun unverhältnismäßig starke Auswirkungen haben“, erklärt Klimaforscherin Sjoukje Philip, Mitglied bei WWA.
Stürme, Fluten, Dürren, Brände
Etwas seltener als Hitzewellen, aber ähnlich verheerend waren die Stürme und Wirbelstürme, die in den vergangenen zwölf Monaten über mehr als 50 Länder der Welt hinwegfegten und dort Tod und Zerstörung hinterließen.
Der wohl bekannteste ist der Hurrikan Melissa, der Anfang Oktober Jamaika, Haiti und Kuba verwüstete. Ein weiteres besonders verheerendes Beispiel ereignete sich erst kürzlich, als mehrere Stürme gleichzeitig auf Südostasien trafen, über 1.700 Menschenleben forderten und Milliardenschäden verursachten.
Der Klimawandel verstärkte dabei offenbar fast alle atlantischen Hurrikane der Saison 2025 um mindestens 14 km/h, wie Analysen der gemeinnützigen Wissenschaftsorganisation Climate Central ergaben. Dies entspricht einer zusätzlichen durchschnittlichen Intensität von etwa zehn Prozent.
„Die extremen Regenfälle, die mit den Stürmen verbunden sind, wurden ebenfalls durch die hohen Temperaturen begünstigt. Dieses Jahr resultierte dies in Tausenden Todesfällen und Millionen verzweifelten Menschen“, so WWA-Klimaforscher Keeping bei einem Medientermin.
Zudem verstärkte der Klimawandel die Dürren, die im vergangenen Jahr unter anderem Australien und große Teile des Nahen Ostens trafen, sowie die Waldbrände, die Los Angeles und Südspanien zerstörten.
„Die Hitzewellen, Stürme und Starkregenereignisse, die wir heute erleben, gehen weit über das hinaus, was die natürliche Variabilität erwarten lassen würde. Wir treten in eine neue Ära extremer Klimaereignisse ein, in der das, was einst eine Ausnahme war, schnell zur Normalität wird“, erläutert Klimaforscherin Philip.
„Fossile Abhängigkeit kostet Menschenleben“
Auch Theodore Keeping resümiert: „Das Jahr 2025 hat uns gezeigt, dass wir uns nun in einer anhaltenden Ära gefährlicher Extremwetterereignisse befinden.“
„Und während Todesfälle und Schäden mit mehr Vorbereitungszeit teilweise verhindert werden können, stoßen Vorbereitung und Anpassung irgendwann an ihre Grenzen“, so der Klimawissenschaftler. Beispielsweise habe sich Jamaika fünf Tage vor dem Eintreffen von Hurrikan Melissa bereits in der Phase der Vorbereitung befunden.
Aber wenn ein so starker Sturm eine kleine Inselnation trifft, könnten selbst umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen nicht vollständig verhindern, dass Tote und Verletzte zu beklagen sind. „Daher reicht die Anpassung allein nicht aus. Schnelle Emissionsminderungen bleiben notwendig, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern“, schlussfolgert Keeping.
Doch auch 2025 sind die globalen CO2-Emissionen weiter gestiegen. Auch wenn einige Nationen stärker in erneuerbare Energien investieren, ist eine Trendwende noch nicht sicher. Kohle, Öl und Gas werden noch immer in fast allen Ländern der Welt zur Produktion von Energie genutzt.
„Entscheidungsträger müssen der Realität ins Auge sehen, dass ihre fortgesetzte Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen Menschenleben kostet, Milliarden an wirtschaftlichen Verlusten verursacht und Gemeinschaften weltweit irreversiblen Schaden zufügt“, warnt WWA-Mitbegründerin Friederike Otto.
Keeping zufolge muss im nächsten Jahr deshalb „jedes Land mehr tun, um sich auf die zunehmende Bedrohung durch extreme Wetterereignisse vorzubereiten, und sich zu einem raschen Ersatz fossiler Brennstoffe verpflichten„. Nur so könne die Welt weitere Verwüstungen vermeiden.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Tine Heni) 2025 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! (Bild: Andrea Hanks/White House/Wikimedia Commons)







