Fragen und Antworten zur Bonpflicht
Seit dem 1. Januar gilt die Belegausgabepflicht: Jeder Kunde muss für jeden Einkauf einen Beleg erhalten. Das Ziel: Steuerbetrug verhindern. Die Regelung führt aber auch zu höherem Papierverbrauch.
- Wie ist die Bonpflicht aus Umweltsicht zu bewerten?
- Welche bedenklichen Inhaltsstoffe stecken in Kassenbons?
- Wo müssen Sie entsorgt werden?
- Was ist eine umweltschonende Alternative? Antworten im FAQ.
Wie ist die Bonpflicht aus Umweltsicht zu bewerten?
Aus Umweltsicht ist die Regelung problematisch. Kassenbons werden aus Frischfaserpapier hergestellt, hierfür werden Ressourcen wie Holz, Wasser und Energie verbraucht. Problematisch ist aus Umweltsicht allerdings weniger die verhältnismäßig eher geringe Menge des Papiers, sondern die chemische Zusammensetzung.
Welche bedenklichen Stoffe können in Thermopapier stecken?
Thermopapier ist ein Spezialpapier das ca. 0,5 bis 3 Prozent Farbentwickler enthält, der unter Temperatureinwirkung in einer chemischen Reaktion die Schwarzfärbung des Papiers auslöst. Als Farbentwickler wurden bisher im wesentlichen Bisphenol A und Bisphenol S eingesetzt.
Welche Eigenschaften hat Bisphenol A?
Bisphenol A ist mittlerweile EU-weit als „besonders besorgniserregender Stoff“ (Substance of Very High Concern, SVHC) unter REACH identifiziert, sowohl für den Bereich der menschlichen Gesundheit als auch der Umwelt. BPA hat eine endokrine Wirkung auf Mensch und Umwelt. Das bedeutet, dass der Stoff durch einen Eingriff in das Hormonsystem die Gesundheit schädigen kann. Außerdem wird BPA als reproduktionstoxisch eingestuft – das bedeutet, dass die Sexualfunktion und Fruchtbarkeit bei Mann und Frau beeinträchtigt werden kann. Eine Beschränkung für BPA in Thermopapier besteht bereits seit längerem und greift seit dem 2. Januar 2020. Seitdem dürfen Thermopapiere, die 0,02 Gewichtsprozent oder mehr BPA enthalten innerhalb der EU nicht mehr in Verkehr gebracht, also auch nicht weiterverkauft werden.
Zum Einsatz der alternativen Farbentwickler im Thermopapier hat die Europäische Chemikalienbehörde im Juni 2019 in ihrem Bericht „Use of bisphenol A and its alternatives in thermal paper in the EU – 2018 update“ Daten zu den verwendeten Mengen von Thermopapieren veröffentlicht (Bericht der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) zu Thermopapier).
Wie bedenklich ist Bisphenol A?
Unter bestimmten Bedingungen kann sich die Chemikalie aus dem Thermopapier lösen und über die Haut in den menschlichen Körper gelangen. Hier kann die Substanz wie das weibliche Sexualhormon Östrogen wirken.
Für die Beurteilung von Risiken für die menschliche Gesundheit ist nicht das UBA , sondern das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR ) zuständig. Das BfR nimmt zu dem Risiko von BPA wie folgt Stellung:
Neuere Expositionsabschätzungen für die dermale Exposition gegenüber Bisphenol A aus Thermopapieren haben die EFSA 2015 veranlasst, diese Expositionsquelle neben den Lebensmitteln als die zweitwichtigste anzusehen. Für Kinder ab 3 Jahren, Jugendliche und Erwachsene kann diese Aufnahmequelle nach den Abschätzungen der EFSA einen wesentlichen Teil der Gesamtexposition (aggregierte Exposition) ausmachen. Die Unsicherheit in der Abschätzung der entsprechenden Exposition, d. h. wieviel Bisphenol A tatsächlich aus Thermopapier auf die Haut gelangt und über die Haut aufgenommen wird, ist allerdings wesentlich höher als bei den Lebensmitteln. Bei Kindern unter 3 Jahren spielt diese Expositionsquelle keine Rolle. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass Kinder nicht mit Kassenzetteln, Quittungen und Fahrscheinen aus Thermopapieren spielen. Gerade bei kleineren Kindern ist nicht auszuschließen, dass sie diese beim Spielen in den Mund nehmen und so Bisphenol A aus dem Papier oral aufnehmen könnten.
Für alternative Farbentwickler wie Bisphenol S liegen solche Bewertungen bisher nicht vor.
Bis wann dürfen BPA-haltige Kassenbons noch verwendet werden?
Ab dem 2. Januar 2020 dürfen Thermopapiere, die 0,02 Gewichtsprozent oder mehr BPA enthalten innerhalb der EU nicht mehr in Verkehr gebracht, also auch nicht weiterverkauft oder an Kundinnen und Kunden ausgegeben werden.
Ist Bisphenol S-haltiges Thermopapier besser für Mensch und Umwelt?
Für alternative Farbentwickler wie Bisphenol S liegen bisher keine abschließenden Bewertungen vor. Bisphenol S steht aber auch im Verdacht, für Mensch und Umwelt endokrin wirksam zu sein. Für Bisphenol S-haltiges Thermopapier wurde ermittelt, dass 2018 104.000 Tonnen in Verkehr gebracht wurden, was einer Steigerung um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die ECHA berichtet, dass sie aufgrund der Diskussionen mit verschiedenen Akteuren in den Lieferketten davon ausgeht, dass primär andere Bisphenole (insbesondere Bisphenol S), sowie Pergafast 201 und D8 zukünftig als Alternativen zu Bisphenol A genutzt werden. Auch für Bisphenol S gibt es bereits Aktivitäten unter REACH. Derzeit werden Bisphenole und Phenole aus Preis- und Verfügbarkeitsgründen noch überwiegend eingesetzt, obwohl es bereits phenolfreie Farbentwickler und auch Thermopapiere die ganz ohne Farbentwickler funktionieren gibt.
Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass eine Unterscheidung von farbentwicklerhaltigen und farbentwicklerfreien Thermopapieren für den Verbraucher bisher nicht möglich ist. Bei den Thermopapieren mit Farbentwickler ist es auch nicht möglich zwischen problematischen und weniger kritischen Stoffen zu unterscheiden, da eine entsprechende Kennzeichnung bisher fehlt.
Links